Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group geht davon aus, dass die Industrie bis 2024 den Großteil ihres Wachstums den Millennials verdanken wird. Der gesamte Luxusmarkt weltweit von Produkten bis hin zu Dienstleistungen dürfte bis dahin auf ein Volumen von 1,3 Billionen Euro anwachsen, erwarten die Experten. Heute sind es demnach rund 915 Milliarden.
Das erfordert auch ein Umdenken bei den Konzernen. Sie müssen digitaler werden, jünger und mutiger. Bestes Beispiel dafür ist Gucci. Das Modelabel hat sein verstaubtes Image abgestreift und feiert dank der opulenten Designs von Kreativdirektor Alessandro Michele derzeit riesige Erfolge. Gucci gehört dem französischen Konzern Kering und ist nun dessen wichtigstes Zugpferd. Der aktuelle Hype dürfte Kering-Chef Francois-Henri Pinault in seinem Vorhaben bestärkt haben, das Portfolio seines Konzerns ganz auf Luxus auszurichten und die Liaison mit dem Sportlifestyle inklusive der Beteiligung am Sportartikelhersteller Puma zu beenden.
Um bei der jungen Kundschaft zu punkten, ist auch eine Öffnung hin zur breiten Öffentlichkeit nicht mehr ungewöhnlich. So gingen beispielsweise Louis Vuitton oder auch Burberry Kooperationen mit Alltagsmode-Anbietern ein. Auch sogenannte Kapsel-Kollektionen, die nur einen begrenzten Umfang haben und nur für eine bestimmte Zeit verfügbar sind, sind ein beliebtes Mittel, um die Lust nach dem immer Neuen bei den Verbrauchern zu stillen.
Dass Luxus nicht automatisch ein Selbstläufer ist, musste die berühmte Juwelierkette Tiffany (TiffanyCo) erfahren. Junge Käufer fühlten sich von dem altbackenen Charme und den nicht mehr zeitgemäßen Designs abgeschreckt. Ein neuer Chef, Alessandro Bogliolo, hat der Marke nun neues Leben eingehaucht, was erste Früchte trägt. Der deutsche Anzugschneider HUGO BOSS wiederum hat bei seinem Abstecher ins Luxussegment Lehrgeld zahlen müssen. Das Konzept ging nicht auf, unter anderem weil die Kunden Hugo Boss nicht als Luxusmarke wahrnahmen. Inzwischen hat sich der Konzern wieder auf seine Wurzeln als Anbieter hochwertiger Herrenmode besonnen.
WAS SAGEN ANALYSTEN:
Als LVMH (LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton) als einer der ersten Luxusanbieter vergangene Woche starke Zahlen für das erste Quartal vorlegte, gab das Hoffnung für die gesamte Branche. Auch die höchsten Erwartungen der Analysten wurden übertroffen. Kurz darauf berichtete dann L'Oreal (LOréal) von guten Geschäften mit Luxuskosmetik. Der Trend sei nach wie vor intakt, und die Gewinner der Branche würden dank erfolgreicher Produkte und der richtigen Markenstrategie weiter zulegen, schrieb Zuzanna Pusz von der Berenberg Bank. Zumal es den Marktführern auch gelungen sei, die Preise wieder anzuheben.
Auch die UBS ist positiv gestimmt. Da die Preise für Luxusgüter in China noch immer um ein Drittel höher liegen als in Europa, sehen die Experten Potenzial für weitere Preisanhebungen weltweit. Wichtigste Zielgruppe unter den Luxusshoppern sind weiterhin die Chinesen, auf die laut einer Erhebung von RBC Capital mehr als ein Drittel aller Umsätze entfällt. Trotz der Bemühungen der chinesischen Regierung, die Shopper im Land zu halten, wird weiterhin bei Reisen ins Ausland kräftig eingekauft.
Die UBS erwartet, dass sich der Fokus der Branche künftig auf die noch unerschlossenen Märkte in Südostasien richten wird. Ein Vorteil sei dabei vor allem eine ausgefeilte Digital- und E-Commerce-Strategie. Als positive Überraschung werteten die Analysten zudem die gestiegene Luxus-Nachfrage in den USA, die sich im vergangenen Jahr bereits gezeigt hat.
Laut der Berenberg Bank sollte auch der Handelsstreit zwischen den USA und China im Auge behalten werden. Eine Verschärfung des Konflikts könnte sich negativ auf die Verbraucherstimmung auswirken.
WAS MACHEN DIE AKTIEN:
Anleger haben aktuell gut Lachen. Der S&P Global Luxury Index hat binnen eines Jahres um gut 30 Prozent zu gelegt. LVMH-Aktien legten in der gleichen Zeit um 34 Prozent zu und erreichten erst vor wenigen Tagen einen Höchststand bei über 280 Euro. Noch steiler nach oben ging es für Kering, die binnen eines Jahres um 71 Prozent zugelegt haben./she/men/bek/he/das