LVMH ist der weltweit führende Luxusgüterkonzern. Die Inflation berührt ihn weit weniger als andere Konzerne. Die Aktie liegt seit Juni schon 17 Prozent im Plus – sollte man jetzt noch einsteigen? Von Jennifer Senninger
Luxus ist die Inflation egal. Denn während die Welt auf eine Wirtschaftskrise zusteuert und die Inflation die Preise so teuer wie nie macht, brummt das Geschäft der Luxusgüter-Konzerne weiter. Ein Profiteur: LVMH. LVMH zeichnet sich vor allem durch ein breit diversifiziertes Produktportfolio aus: Ob Champagner, Mode, Parfüms oder Uhren: Da, wo es glänzt, ist auch LVMH. Der Luxusgüterkonzern verfügt über 75 Häuser und 5000 Geschäfte in 80 Ländern. Chef der Gruppe ist der zweitreichste Mensch der Welt: Bernard Arnault. Laut Forbes liegt sein Vermögen derzeit bei etwa 150,7 Milliarden Dollar. LVMH verfügt über eine einmalige Preissetzungsmacht, eine solide Bilanz und ist Marktführer in dem, was er tut. Für die derzeitige wirtschaftliche Lage ein perfekter Kandidat fürs Depot.
Die Inflationsrate lag in den USA zuletzt bei 8,2 Prozent, in Deutschland sogar bei über zehn Prozent. Die Notenbanken auf der ganzen Welt straffen daher ihre Geldpolitik und erhöhen die Zinsen unermüdlich. Erst diese Woche hob die amerikanische Notenbank Fed den Leitzins um weitere 75 Basispunkte, damit liegt er in einer Spanne zwischen 3,75 und vier Prozent. Unbeeindruckt zeigt sich: LVMH. Zwar ist auch der Luxusgüterkonzern nicht gänzlich von den weltweiten Krisen gefeit. Auch hier könnte die Nachfrage in gewissem Maße nachlassen. Doch grundsätzlich interessiert es die Käufer einer Louis-Vuitton-Tasche nicht, ob diese nun 2000 Euro oder 3000 Euro kostet.
LVMH ist in olympischer Form — das zeigen die jüngsten Zahlen. Im ersten Halbjahr erzielte es in allen Geschäftsbereichen zweistelliges Wachstum. Der Konzern hatte zu Jahresanfang bereits schnell reagiert und die Preise angepasst. In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz um 28 Prozent auf 56,5 Milliarden Euro, das Kerngeschäft Mode- und Lederwaren stieg mit 31 Prozent überdurchschnittlich. Vor allem im dritten Quartal wurden die Erwartungen übertroffen — auch zurückzuführen auf die Einkaufslust der Amerikaner in Europa, die von der Stärke des Dollar profitierten und so in Europa günstiger einkaufen konnten. Zäher lief es auf dem chinesischen Markt. Da die Lockdown-Regeln jedoch zunehmend gelockert wurden, kann sich auch hier das Wachstum wieder beschleunigen.
Fazit: Kaufen
Für das gesamte Geschäftsjahr ist LVMH zuversichtlich und rechnet damit, dass das Wachstum weitergeht. Analysten gehen sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn je Aktie von einem Wachstum von über 20 Prozent aus. Die Aktie liegt seit Juni rund 17 Prozent im Plus, seit Jahresanfang jedoch 14 Prozent im Minus. Das steht damit in einem klaren Widerspruch zur ¬ florierenden Geschäftsentwicklung. Das Alltime-Hoch erreichte LVMH diesen Januar mit 758 Euro. Bei einem derzeitigen Kurs von 630 Euro besteht also immer noch Luft nach oben und Anleger können diese Chance nutzen. Denn die Aktie bewies bereits in der Vergangenheit, dass sie sich schneller als andere erholen kann. Beispiel: die Finanzkrise. Zwar verzeichnete auch LVMH 2009 sinkende Umsätze und Gewinne. 2010 fuhr es aber wieder ein Plus beim Umsatz von 19 Prozent zum Vorjahr ein, beim Gewinn je Aktie über 30 Prozent. Noch bessere Raten erzielte der Konzern 2021 nach dem schwierigen Coronajahr 2020. Und: Sowohl während der Finanzkrise als auch während Corona schaffte es LVMH, profitabel zu bleiben. Derzeit wird die Aktie mit dem 20-Fachen ihres erwarteten Gewinns für das laufende Geschäftsjahr gehandelt — deutlich unter dem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis der vergangenen 13 Jahre von etwa 24.