Nach dem euphorischen Börsengang, bei dem sogar der Emissionspreis hochgesetzt wurde, überwog zuletzt die Skepsis bei der Aktie des Fahrdienstvermittlers. Zwar war schon vor dem Börsengang bekannt, dass das Geschäftsmodell nicht profitabel ist und auch so schnell keinen Gewinn abwerfen werde. Doch vor allem Hedgefonds sorgen mit Leerverkäufen für tiefere Notierungen.
Lyft ist eindeutig ein Wachstumswert in einer Welt, die sich wandelt und neue Formen des Wirtschaftens hervorbringt. Das Stichwort heißt Share-Economy. Der Trend basiert auf dem Gedanken einer geteilten Nutzung von Ressourcen. Das kann ein Zimmer sein wie bei AirBnB, Autos wie beim Carsharing oder eben eine Autofahrt, Ridesharing genannt, die von Lyft oder auch Uber vermittelt wird. Vor allem für junge Menschen ist die Share-Economy bereits Teil ihres digitalen Lebensstils geworden. Alleine die demografische Entwicklung spricht hier eindeutig dafür, dass dieser Trend erst am Anfang ist.
Dazu kommen auch die technologischen Entwicklungen im Transport, das autonome Fahren. Das wird der Knackpunkt für das Geschäftsmodell von Lyft werden. Für das Ridesharing sind grundsätzlich freiberufliche Fahrer zuständig, die Aufträge lediglich vermittelt bekommen. Anstellungsverträge und Sozialversicherung, wie in europäischen Ländern üblich, sind bei Lyft, wie auch bei Uber kein Thema. Vor allem in Europa stoßen die Firmen teilweise auf hartnäckigen Widerstand. Deshalb treiben die Rhidesharing-Dienste das autonome Fahren voran.
Für Lyft cruisen seit Jahresanfang 30 zu Roboterwagen umgebaute BMWs in Las Vegas. Die Fahrer an Board, sollen nur in kritischen Situationen eingreifen. Klar ist auch, dass es noch einige Jahre dauert bis sich autonomes Fahren in der Praxis durchsetzen lässt. Die Erfahrungen die Lyft dadurch sammelt, könnten in Zukunft aber einen erheblichen Vorteil bringen. Lyft arbeitet bereits an einer Weiterentwicklung des Fahrdienstes.
Stichwort Marktanteil: The winner takes it all. Lyft stemmt hohe Investitionen für Expansion und Marketing um möglichst hohe Marktanteile zu erzielen. Bekanntheit und Marktanteile sind bei internetbasierten Geschäftsmodellen entscheidend, um Skaleneffekte zu erzielen. Lyft legt hier ein beeindruckendes Wachstum vor und hat in den USA bereits einen Marktanteil von 39 Prozent geschafft. Der Umsatz hat sich im vergangenen Jahr auf zwei Milliarden Dollar verdoppelt. Die Zahl der aktiven Nutzer lag Ende 2018 bei knapp 19 Millionen. Und die Zahlen belegen, wer den Dienst nutzt, tut es immer wieder.
Extern sprechen die demografische Entwicklung, die Etablierung des Trends und die Weiterentwicklung des autonomen Fahrens für das Geschäftsmodell. Intern zeigt Lyft eine hohe Innovationsbereitschaft, ein schnelles Kundenwachstum und die Steigerung der durchschnittlichen Ausgaben pro Nutzer. Alles zusammen kann langfristig in höheren Kursen münden. Mutige Anleger, die auch einmal Schwankungen aussitzen können, sollten in den Wachstumswert Lyft investieren. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass es schon kurzfristiger zu einer Trendwende bei der Aktie kommen könnte. Der Börsengang von Uber steht bevor. Der Wettbewerber wird um ein Vielfaches höher bewertet. Der direkte Vergleich rechtfertigt das nicht. Weil auch der Leerverkaufsanteil hoch ist, würde sich eine Trendwende nach oben durch Deckungskäufe der Hedgefonds schnell verstärken.
Sehr spekulativ
Kursziel: 70 Euro
Stoppkurs: 44,90