Wie stark wächst die Weltwirtschaft? Rutscht die Eurozone in die Deflation? Wirtschaftsforscher glauben die Antwort zu wissen. Mit ihren Vorhersagen füttern sie die Marktteilnehmer, und nicht wenige richten ihre Portfolios entsprechend den makroökonomischen Prognosen aus.

Für Juan Nevado ist ein solcher Topdown- Ansatz jedoch keine dauerhaft Gewinn versprechende Strategie. Nach Ansicht des Managers des Multi-Asset-Fonds M & G Dynamic Allocation sind viele Vorhersagen zu ungenau. Selbst der altehrwürdigen Bank of England traut er nicht zu, die Zukunft zu deuten. Aber auch wenn die Ökonomen die Fundamentaldaten einmal richtig interpretieren sollten, gäbe es keine Garantie, dass sich die Kurse tatsächlich in die angenommene Richtung entwickeln.

Warum das so ist, versucht die Methode "Behavioral Finance" zu erklären. Die verhaltensorientierte Kapitalmarktanalyse geht davon aus, dass Anleger ihre Entscheidungen nicht rational treffen, sondern meist emotional auf Ereignisse reagieren. An den Märkten komme es deshalb immer wieder zu irrationalen Phasen.

Solche Übertreibungen erkennt Nevado an den Bewertungen. Sie bestimmen die Gewichtung der Anlageklassen, aber auch die Auswahl seiner Einzelinvestments. Sind die Anleger zu optimistisch, reduziert er Positionen. Ist er der Ansicht, Investoren agierten zu vorsichtig, erhöht er den Einsatz. Nevado ist überzeugt, dass Übertreibungsphasen über kurz oder lang korrigiert werden und sich die Preise von Aktien und Anleihen dem von ihm ermittelten fairen Wert annähern.

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Indexfutures und Einzelwerte

Als Beispiel für solch eine Übertreibung nennt Nevado die Verkaufswelle zwischen September und Oktober vergangenen Jahres an den Aktienmärkten. Auslöser dafür waren eine düstere Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds und geopolitische Spannungen. Nevado investierte gegen den Trend und profitierte von der kräftigen Kurserholung im November. Inzwischen hat er den Aktienanteil zwar wieder verringert, grundsätzlich sieht er aber die Anlageklasse weiterhin positiv. Die Quote beträgt inklusive Derivate knapp 49 Prozent.

Zu den Top-Positionen zählen Indexfutures auf den DAX, den japanischen Topix und den spanischen Ibex. Bei Einzelwerten favorisiert der Fonds derzeit US-Finanzwerte wie die Bank of America oder Citigroup. Chancen sieht er auch bei Techwerten wie Apple und Google. Auf Anleihen entfallen 9,5 Prozent. Neben US-Treasuries findet sich im Portfolio auch eine südafrikanische Staatsanleihe. Insgesamt sind im Portfolio 90 Titel. Die Barmittel des eine Milliarde Euro schweren Fonds belaufen sich auf über 40 Prozent. Nevado hält allem Anschein nach das Pulver trocken, um von der nächsten Übertreibungsphase zu profitieren.

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