"Es wird die größte Investition in der Geschichte Sachsen-Anhalts", sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Sie werde das Land komplett umgestalten. Damit verhilft nach Tesla ein weiterer US-Konzern dem Osten Deutschlands zu neuer Blüte. Die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt setzte sich unter anderem gegen Dresden durch, wo schon Bosch, Infineon und Globalfoundries Chipfabriken haben. Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach von einem wichtigen Impuls in schwierigen Zeiten, der zeige, dass Deutschland attraktiv für Innovationen und Investitionen sei.

Intel befindet sich mitten in der aktuellen Chipkrise, die vor allem Autokonzerne und Technologiefirmen umtreibt, auf einem nie dagewesenen Expansionskurs. Neben Magdeburg will der Konzern ein neues Forschungszentrum in Frankreich errichten sowie in Italien, Polen und Spanien und Irland investieren, wo Intel das bisher einzige Europa-Werk betreibt. Vom Design über Produktion bis zur Montage sollen alle Schritte in Europa erfolgen können.

Vor allem in Irland will Intel laut Gelsinger auch Aufträge anderer Firmen bedienen und damit den größten globalen Auftragsfertigern TSMC und Samsung mehr Konkurrenz machen. Insgesamt sollen in Europa zunächst 33 Milliarden Euro fließen, in den kommenden zehn Jahren sollen es sogar bis zu 80 Milliarden Euro sein. Zusätzlich dazu zieht Intel bereits ein Mega-Fabrikareal in Ohio hoch, was zunächst 20 Milliarden Dollar kostet, und kauft den Chiphersteller Tower Semiconductor aus Israel für 5,4 Milliarden Dollar.

Ursprünglich wollte Intel die Standortentscheidungen schon 2021 bekanntgeben, wartete dann aber auf den Startschuss für den "European Chips Act" Anfang Februar, der den Weg für milliardenschwere Subventionen aus öffentlicher und privater Hand freimachte. EU-Industriekommissar Thierry Breton sagte, Intels Ankündigung sei das "erste sichtbare Ergebnis" des Acts. Es würden weitere folgen. TSMC und Samsung haben schon Interesse angemeldet und GlobalFoundries baut in Dresden derzeit aus. Im Moment werden noch mehr als zwei Drittel aller modernen Halbleiter in Asien hergestellt. Das soll nach dem Willen der EU-Kommission wie auch den USA, wo ebenfalls an einem milliardenschweren Förderprogramm gearbeitet wird, bald ein Ende haben. Entsprechende Hoffnungen äußerte Bundeskanzler Olaf Scholz: "Die erste Produktionsstätte ihrer Art in der EU wird dazu beitragen, die globalen Siliziumkapazitäten wieder ins Gleichgewicht zu bringen und eine widerstandsfähigere Lieferkette aufzubauen."

Deutschland dürfte Intel mit hohen Förderbeträgen gelockt haben. Konkrete Zahlen wollte Haseloff auch auf Nachfrage nicht nennen. Für Magdeburg sprach im Rennen mit anderen Orten die große Fläche im Industriegebiet Eulenberg im Südwesten der Stadt, die Nähe zu Berlin und die Verfügbarkeit von Fachkräften. Sachsen-Anhalts Hauptstadt komme die Ansiedlung zugute in puncto steigender Löhne und Steuermehreinnahmen, sagte Ifo-Experte Joachim Ragnitz der Nachrichtenagentur Reuters. "Für die Stadt ist das ein Glücksfall." Er sehe aber so große Ausstrahleffekte in die Region, die man sich immer erhoffe." Intel gab bekannt, zunächst 3000 Hightech-Stellen zu schaffen. Bereits jetzt beschäftigen die US-Amerikaner rund 10.000 Mitarbeiter in mehreren europäischen Ländern. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze rechnet mit einer Sogwirkung durch Zulieferbetriebe, die sich in der Region ansiedeln würden. Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sagte, des Bundesland könne "das Silicon Valley Ostdeutschlands werden und sich zum wahren Jobmagnet entwickeln".

Trotz des Tempos, das alle Seiten vorlegen wollen, dürfte es noch dauern, bis erste Intel-Chips in Deutschland entstehen. Der Bau soll in der ersten Jahreshälfte 2023 starten, vier Jahre später soll die Produktion beginnen. Der Sprecher der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland, Albert Heuberger, versprach Unterstützung durch gemeinsame Forschungsprojekte.

rtr