Ben Lipps ist für MagForce ein Glücksfall. Der ehemalige Vorstandschef von Fresenius Medical Care leitet die Geschicke des Nanotechnologie-Unternehmens seit September 2013. In der Branche wie in Finanzkreisen genießt der Amerikaner großes Vertrauen und bringt zudem viel Erfahrung mit. Bei Magforce setzt er alles daran, dass die Berliner mit ihren Krebstherapien möglichst bald Geld verdienen - daran haperte es bislang.
Bei den Therapien werden eisenoxidhaltige Nanopartikel in den Tumor gespritzt und über ein Magnetfeld in Schwingung versetzt. Die dadurch entstehende Wärme soll den Tumor entweder direkt zerstören oder ihn so attackieren, dass eine Strahlen- oder Chemotherapie leichtes Spiel hat. Bisher ist nur das Verfahren zur Gehirntumorbehandlung genehmigt, und das auch nur in Europa. Bis zu einer Zulassung im wichtigen US-Markt dürfte es noch dauern.
Immerhin: Eine neue klinische Studie ist auf den Weg gebracht. Sie soll in der Fachwelt für mehr Akzeptanz sorgen und als Basis dienen für die Zulassung in den USA. Dort legt Magforce den Fokus zunächst auf die ebenfalls noch nicht zugelassene Therapie zur Behandlung von Prostatakarzinomen. Denn der US-Markt für diese Krebsart ist zehnmal so groß wie der für Hirntumore. Für die im Sommer gegründete US-Tochtergesellschaft hat Lipps bereits Geldgeber an Land gezogen. Deren Finanzspritze von zunächst 15 Millionen Dollar hilft bei der Entwicklung der Prostatakrebstherapie. Positive Rückmeldungen von der US-Gesundheitsbehörde FDA geben dem Unternehmen in den USA zusätzlich Auftrieb. Gehen Lipps’ Planungen auf, fließen in Amerika die ersten Umsätze mit der Prostatakrebstherapie im Jahr 2017 und mit der Hirntumorbehandlung 2019.
In Europa soll Letztere schon im kommenden Jahr die ersten Erlöse bringen. Der Chef verspricht in fünf Jahren einen Umsatz von 100 bis 150 Millionen Euro. Es wird erwartet, dass das Geschäft mit den Therapien sehr hohe Margen abwirft.
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Auf dem Radar der Analysten
Inzwischen sind Analysten auf Magforce aufmerksam geworden. Die Berenberg Bank und Hauck & Aufhäuser haben die Magforce-Aktie in einer Ersteinschätzung zum Kauf empfohlen. Ihre Kursziele von 8,25 beziehungsweise 12,40 Euro liegen deutlich über dem aktuellen Kurs von rund 5,70 Euro. Sie basieren auf konservativen Schätzungen und berücksichtigen potenzielle Misserfolge. Für den Fall, dass bei allen Therapien in Europa und den USA der kommerzielle Durchbruch gelingt, kommt die Berenberg Bank auf ein Kursziel von 17,46 Euro, Hauck & Aufhäuser sogar auf 19,80 Euro je Aktie. Anleger sollten aber bedenken, dass Magforce mit den Krebstherapien noch keinen Umsatz erwirtschaftet, geschweige denn Geld verdient hat. Auch wenn das Potenzial noch so verlockend ist, eignet sich der Small Cap erst einmal nur als Beimischung.