Dietmar Hopp hat über eine Beteiligungsholding seine Anteile an Heidelberg Pharma von zuletzt 69 auf nunmehr über 75 Prozent der Stimmrechte ausgebaut und damit eine qualifizierte Mehrheit erlangt. Halten Sie es für möglich, dass dies der Beginn eines Delistings werden könnte, eventuell mit einem Squeeze-out in der Folge?
BÖRSE ONLINE: Das ist sicherlich eine interessante und berechtigte Frage, vor allem vor dem Hintergrund einiger laufender Delistings mit ungünstigen Abfindungskonditionen für freie Aktionäre.
Im Fall von Heidelberg Pharma ist Ihre Befürchtung allerdings nicht wirklich realistisch. Heidelberg Pharma ist eine Biotechfirma, die im Bereich Immunonkologie in einer sehr frühen Entwicklungsphase ist. Daneben gibt es noch Produkte aus den früheren Phasen, als das Unternehmen noch unter Wilex firmierte. Die alten Wilex-Produkte sind auslizenziert, verursachen also keine Kosten mehr.
Schon bei Wilex gehörte Dietmar Hopp zu den größten Aktionären. Dass er die Beteiligung ausgebaut hat, liegt vor allem daran, dass Heidelberg Pharma die klinische Entwicklung der eigenen Produkte voranbringen will, aber nicht über einen ausreichenden Cashflow verfügt. Offensichtlich ist Hopp vom Potenzial der sogenannten ADC-Technologie überzeugt und stellt deshalb Barmittel zur Verfügung.
Bei dieser Technologie wird über einen Antikörper ein giftiger Wirkstoff in die Zellen gebracht, um Krebszellen gezielt zu töten. Das Unternehmen ist gerade dabei, die klinische Entwicklung für diese Technologie zu starten. Das wird noch viel Geld kosten. Insofern können freie Aktionäre froh sein, einen starken Partner an ihrer Seite zu haben.
Die Konditionen, zu denen Hopp die Aktien erwirbt, sind für das Unternehmen günstig, die Verwässerung für die freien Aktionäre ist gering. Für Hopp würde es - zumindest im Moment - wohl eher keinen Sinn machen, das Unternehmen von der Börse zu nehmen.