Bereits mehrfach hatten Sie Wertpapiere von Drägerwerk empfohlen. So richtig kann ich das nicht nachvollziehen. Eine signifikante Erhöhung der Dividende ist auf absehbare Zeit kaum zu erwarten. Schon die Genussscheine wurden zurückgekauft, damit nicht so viel Dividende das Unternehmen verlässt. Als Stefan Dräger sein Amt als Vorstandsvorsitzender übernahm, hat er deutlich zu verstehen gegeben, dass Quartalszahlen ihn nicht so sehr interessieren. Viel wichtiger sei ihm, was er in 25 Jahren an seinen Sohn übergeben kann. Und wenn er privat Vorzugsaktien verkauft, um Stammaktien zu kaufen, dann nur, um den Anteil der Stimmrechte für die Familie zu erhöhen, damit keiner die Entscheidungen auf der Hauptversammlung (HV) beeinflussen kann. Die freien Aktionäre sind, ebenso wie die Banken und die Öffentlichkeit im Allgemeinen, Themen, denen man sich bei Dräger nicht gerne zuwendet. Früher war die HV ein gesellschaftliches Ereignis mit gut 2000 Besuchern. Das Büfett war das absolute Highlight. Heute wird die Veranstaltung mit Bockwurst und Kartoffelsalat "abgewickelt", die Präsenz liegt gerade noch bei 300 Aktionären. Für die Mitarbeiter ist das eine solide Sache. Aber als Aktionär hat man nicht so sehr seine Freude.
Börse ONLINE: Langfristig orientierte Value-Investoren loben regelmäßig, wenn in Generationen gedacht wird und nicht in Quartalen. Kritisch wird es allerdings, wenn die freien Aktionäre als "lästiges Beiwerk" empfunden werden. Das ist bei familiengeführten Unternehmen oft ein schmaler Grat. Wenn Sie letzteren Eindruck haben, sollten Sie vielleicht besser nicht investieren. An der Verpflegung auf der HV lässt sich das jedoch nicht festmachen. Hier haben fast alle Unternehmen schon lange den Rotstift angesetzt.