Gold gilt seit Generationen als Inflations-, Vermögens- und Krisenschutz. An Krisen hat es in den vergangenen Jahrzehnten wahrlich nicht gemangelt. Warum sollte kein Anleger auch in Zukunft darauf verzichten?

Marc Friedrich: Gold ist Geld und keine Währung! Zudem ist Gold seit jeher die ultimative Lebensversicherung für den Erhalt der Kaufkraft und gegen die Inflation, die ich jetzt erwarte. Umso mehr Geld die Notenbanken ins System pressen, um das Geldkarussell am Laufen zu halten, umso stärker die Staatsschulden steigen, desto mehr braucht man durch die Natur limitierte Werte als Gegengewicht. Bemerkenswert ist, dass wir seit 1971 kein Goldstandard mehr haben, die Notenbanken aber immer noch Gold im Tresor haben und vor allem hat man seit der Finanzkrise 2008 deutlich aufgestockt. Entweder befürchtet man weitere Krisen, eine starke Inflation oder man traut seinem eigenen Produkt, dem ungedeckten Papiergeld, nicht mehr über den Weg.

Notenbanker werden nicht müde, die aufkommenden Inflationsängste zu beschwichtigen. Handelt es sich hier um das sprichwörtliche "Pfeifen im Walde"?

Ja, definitiv man sollte hier antizyklisch handeln und die Notenbanken als Kontraindikator sehen. Selbst die EZB spricht schon von drei Prozent Inflation. Das wäre deutlich über dem erklärten Ziel von zwei Prozent. Spannend, ob die EZB dann tatsächlich die historischen Aufkaufprogramme beendet und die Zinsen wieder anhebt oder welche Ausrede man dann wieder findet, um die Druckerpressen und die Insolvenzverschleppung weiter zu betreiben. 2020 war die offizielle Inflation 0,4 Prozent. Im Buch habe ich die wahre Inflation 2020 ausgerechnet: 13,7 Prozent.

Welche Form der Goldanlage empfehlen Sie Ihren Lesern und den Anleger, die Ihre Dienste als Honorarberater in Anspruch nehmen?

Zuerst in physischer Form in Münzen und Barmen und wenn möglich anonym im Tafelgeschäft. Danach dann indirekt und als gehebeltes Produkt in Form von Aktien von Minenbetreibern und dann zuletzt durch physisch hinterlegte ETFs.

In Ihrem neuesten Buch behandeln Sie ausgiebig das Thema "Edelmetallanlage". Können Sie in zwei oder drei Sätzen unseren Lesern die Quintessenz des Kapitels mitteilen.

Siehe auch Frage 1. Gold, Silber und Platin sind auch durch die Natur limitiert und sind Geldmetalle. Alle drei Edelmetalle werden durch Basel III als risikoloses Investment aufgestuft zu Tier 1 und damit Geld und Staatsanleihen gleichgesetzt. In Zukunft können Notenbanken und Geschäftsbanken bis zu 20 Prozent ihres Eigenkapitals in diese Metalle zur Absicherung investieren - ohne Risikoprämie.

Welchen Anteil sollten Edelmetalle in einem Investmentportfolio mindestens haben und wie sollten diese ungefähr gewichtet sein?

In der aktuellen Zeit ist eine Edelmetallquote von 30Prozent sinnvoll.
Ich würde Silber übergewichten, weil man damit zwei Wetten am Laufen hat. Neben dem Inflationsschutz und der Geldfunktion ist Silber auch ein wichtiger Rohstoff für die Industrie und wird stark verbraucht. Ohne Silber gibt es keine Digitalisierung. Daher bis zu 65 Prozent in Silber, bis zu 30 Prozent in Gold und 5 Prozent in Platin.

Und welche Anlageklassen sollte man Ihrer Meinung nach in der gegenwärtigen Lage an den Finanzmärkten auf jeden Fall meiden?

Cash, Fremdwährungen, Lebensversicherungen, Riester, Rürup, Staatsanleihen - also alle Papierwerte. Diese können schnell zu Altpapier werden.

Privatanleger interessieren sich erfahrungsgemäß sehr stark für konkrete Kursziele. Welche Preisperspektiven sehen Sie für Gold & Co. auf Sicht von zwölf Monaten und was trauen Sie Edelmetallen auf lange Sicht zu?

Gold wird neue Rekorde erreichen. 2.300 bis 2.500 Dollar könnte drin sein. Im Laufe der Dekade sogar deutlich höher. Hier sehe ich Kurse von 5.000 Dollar und mehr. Bei Silber erwarte ich in den nächsten 12 Monaten Kurse von 35 bis 45 Dollar. Langfristig werden wir dreistellige Kurse sehen.

Zum Interviewpartner:
Marc Friedrich ist erfolgreicher Sachbuchautor und arbeitet als Honorarberater, und veröffentlichte im April sein neues Sachbuch zum Thema Geldanlage. Dessen Titel lautet: "Die größte Chance aller Zeiten". Der studierte Betriebswirt erlebte 2001 den Staatsbankrott der argentinischen Regierung und dessen ruinöse Folgen für das Land und seine Bürger aus nächster Nähe mit. Seitdem beschäftigt er sich mit dem Geldsystem, Wirtschaftsgeschichte und Vermögenssicherung.