Die Märkte sind im Korrekturmodus. Was nicht sonderlich verwundert, es kommt schließlich viel zusammen derzeit. Angefangen mit China. Da ist das Coronavirus, durch das sich die Regierung genötigt fühlt, ganze Millionenstädte abzuriegeln und Unternehmen wie Apple veranlasst, ihre Läden dichtzumachen und Mitarbeiter abzuziehen. Zudem ist laut Nachrichtenagentur "Reuters" auf einer Hühnerfarm der Region Hunan, einer Nachbarprovinz des Corona-Epizentrums Hubei, die Vogelgrippe ausgebrochen - noch ein Einzelfall wohlgemerkt. Nicht zu vergessen: China leidet nun schon seit zig Monaten unter der Schweinegrippe.

Das hinterlässt Spuren in der chinesischen Konjunktur, zumal man gleichzeitig noch einen handfesten Handelskonflikt mit den USA austrägt, dessen endgültige Beilegung noch viel Kraftanstrengung erfordern wird. Wie ernst das Problem in Pekings Regierungskreisen genommen wird, zeigt die chinesische Zentralbank. Die stellt der heimischen Wirtschaft wegen des Virusausbruchs zusätzlich zur ohnehin laxen Geldpolitik weitere finanzielle Mittel zur Verfügung. Außerdem haben die Wertpapierbehörden bis auf Weiteres Leerverkäufe untersagt.

Für Unruhe sorgen die chinesischen Sorgen natürlich auch im Rest der Welt. An den Finanzmärkten wie auch auf Unternehmensebene - zu sehr hängen schließlich die Produktions- und Lieferketten von Fernost ab.

Nach dem Brexit ist vor dem Gerangel


Gleichzeitig muss man sich in der westlichen Welt noch hausgemachten Problemen stellen. In Europa beispielsweise geht es jetzt vor allem auch darum, wie es nach dem nun tatsächlich vollzogenen Brexit mit dem Handel zwischen der EU und Großbritannien weitergeht. Da sind die nächsten lähmenden Konflikte schon programmiert. Premierminister Boris Johnson will sich wohl nicht auf die Einhaltung von EU-Standards bei Umweltschutz, Arbeitnehmerrechten und staatlichen Wirtschaftshilfen festlegen. Sollte ein Handelsabkommen nach dem Vorbild Kanadas nicht möglich sein, würde er auch losere Beziehungen zur EU in Kauf nehmen, so der Premier. Für die Wirtschaft käme das wohl dem gefürchteten No-Deal-Szenario gleich.

An den Märkten kommt das alles nicht gut an. In Shanghai und Shenzhen, wo die Börsen wegen des chinesischen Neujahrsfests bis einschließlich 31. Januar geschlossen waren, fielen die Notierungen nach Wiederaufnahme des Handels deutlich. Parallel dazu waren und sind die Notierungen im Rohstoffbereich unter Druck, exemplarisch gut zu sehen beim Ölpreis und bei den Kupferkursen. Verständlich, wenn man weiß, dass auf China fast 14 Prozent des weltweiten Ölverbrauchs fallen und sogar über 53 Prozent der weltweiten Kupfernachfrage.

Zocker steigen ein, Investoren warten ab


Als vorsichtiger Anleger sollte man in den kommenden Tagen und Wochen daher mit nach wie vor hoher Volatilität an den Märkten rechnen. Je nach weiterem Verlauf der Coronavirus-Epidemie. Allerdings handelt es sich derzeit schlicht um eine Korrektur an den Märkten, die seit Herbst 2019 derart stark gestiegen waren, dass nachgebende Kurse einfach überfällig waren. Von einem Bärenmarkt kann also keine Rede sein. Wer mutig ist und davon ausgeht, dass Chinas Markt langfristig steigen wird, kann die aktuell starke Korrektur vorsichtig zum Kauf nutzen. Insgesamt ist es aber so, dass die Situation an den Märkten gerade schwierig ist und man wohl gut fährt, etwas Cash auf der Seite zu haben.