Die Börsen waren in den zurückliegenden Tagen weiterhin im Korrekturmodus. Begründet wird das Minus immer noch mit Ängsten vor dem steigenden Inflationsrisiko - und damit auf lange Sicht höheren Kreditkosten. Besonders wachstumsstarke Technologiewerte waren vom Verkaufsdruck betroffen.

Dass die Sorgen groß sind, zeigt sich auch daran, dass der angekündigte 1,9 Billionen Dollar schwere Corona-Hilfsplan des amerikanischen Präsidenten Joe Biden nicht gegen die schlechte Stimmung ankam. Am Samstag fand die Vorlage im Senat eine knappe Mehrheit: 50 Senatoren stimmten mit Ja, 49 Senatoren mit Nein. Das vorgeschlagene Paket beinhaltet unter anderem Steuerschecks für die meisten US-Bürger, Hilfen für Eigenheimbesitzer, Zuschüsse des Zentralstaates zur Arbeitslosenhilfe der Bundesstaaten, eine Erhöhung der Steuergutschriften für Kinder sowie Hilfen für Bundesstaaten und Kommunen.

Der Plan wird am Kapitalmarkt eher zwiespältig aufgenommen: "Nach unserer Prognose wird die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2021 mit einer Jahresrate im hohen einstelligen Bereich wachsen. Für das zweite Quartal 2021 sehen wir sogar eine Wachstumsrate im zweistelligen Bereich voraus", heißt es in einem Kommentar der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Kehrseite der Medaille sei aber das "Emporschnellen der US-Staatsverschuldung". Diese werde nach hauseigenen Prognosen von 108 Prozent des BIP 2019 auf 126 Prozent im vergangenen Jahr und 140 Prozent in diesem anschwellen.

Mehr Export, mehr Import


Auch die unerwartet stark ausgefallenen chinesischen Konjunkturdaten trugen nicht zu mehr Optimismus bei. Ungeachtet der globalen Corona-Krise stiegen die Exporte Chinas in den ersten beiden Monaten des Jahres gegenüber dem Vorjahr um 61 Prozent. Die Einfuhren legten ebenfalls stark um 22 Prozent zu. Die Erwartungen wurden damit deutlich übertroffen. Beachtet werden muss allerdings, dass die Daten der Vergleichsbasis des vergangenen Jahres schwach waren. Schon zu Jahresbeginn 2020 hatte China nach dem Ausbruch des Coronavirus in der zentralchinesischen Metropole Wuhan scharfe Kontrollmaßnahmen ergriffen. Dennoch: Die starken Außenhandelszahlen demonstrieren auch, wie sehr sich Chinas Wirtschaft seither erholt hat.

In diesem Monat soll zudem der neue Fünfjahresplan vom Nationalen Volkskongress verabschiedet werden. Mit Blick auf Wirtschaft und Kapitalmarkt kann die Führung zufrieden sein: China ist das einzige G20-Land mit positivem Wirtschaftswachstum 2020. Auch die Börse legte im vergangenen Jahr kräftig zu. "Es ist nicht vermessen zu konstatieren, dass Chinas Position im Vergleich zu den anderen großen Wirtschaftsmächten noch nie so stark war wie heute", kommentiert Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei JP Morgan Asset Management.

Mehr Wachstum


Das zeigt sich auch beim Volkskongress. Etwas überraschend wurde dort ein Wachstumsziel verkündet: Über sechs Prozent sollen es 2021 werden. Die Experten der LBBW finden dies sogar zu bescheiden: "Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung deutet im laufenden Jahr auf ein spürbar über sechs Prozent liegendes Wachstum hin. Unsere Schätzung liegt bei 7,5 Prozent", heißt es in einer Analyse. Das sollten Anleger im Blick behalten und - wenn man es nicht ohnehin schon tut - über den Tellerrand hinausschauen. Eine Globalisierung der Investments ist unverzichtbar.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com