Hochwasserkatastrophe in Deutschland und Belgien, politische Krisen in Kuba und Südafrika, massive Proteste gegen die Impfpolitik in vielen Städten Frankreichs. Es ist unruhig auf dem Globus. Und Unruhe kommt auch an den Börsen auf. Die anhaltenden Inflations- und Corona-Sorgen drücken inzwischen auch auf die Stimmung an den Aktienmärkten weltweit.
Sorgen bereitet beispielsweise eine Meldung des amerikanischen Arbeitsministeriums, nach der die Konsumentenpreise im Juni um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Dies ist der höchste Wert seit 2008 und mehr, als die Zentralbank Fed erwartet hatte. Höhere Inflation wurde auch aus Großbritannien gemeldet, wo die Geldentwertung im gleichen Zeitraum auf 2,5 Prozent angestiegen ist. Eine höhere Inflation ist daher in der Eurozone ebenfalls absehbar.
Für die Zentralbanken ist dies aber kein Grund zur Panik. Sie gehen davon aus, dass es sich um eine vorübergehende Begleiterscheinung des rapiden wirtschaftlichen Aufschwungs handelt. "Das ist ein Schock, der durch das System geht, der mit der Wiedereröffnung der Wirtschaft verbunden ist. Und natürlich fühlen wir uns damit nicht wohl", sagt etwa der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell. Andere, wie Larry Summers, Wirtschaftsprofessor an der Harvard-Universität, sehen das kritischer: "Die Prognosen sind zwar mit Unsicherheiten verbunden, aber ich glaube, wir sollten der Gefahr einer Überhitzung höchste Beachtung schenken", so der einstige Wirtschaftsberater des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama.
DAX fällt unter wichtige Marken
Die Börsen rutschten jedenfalls erst einmal ab. Der deutsche Leitindex DAX beispielsweise fiel deutlich unter die charttechnisch wichtige Unterstützungsmarke von 15 500 Punkten und unter die 50-Tage-Linie, die als Gradmesser für den mittelfristigen Trend gilt. Auch die Zwischentiefs von Mitte Juni und Anfang Juli bei knapp 15 300 Punkten wurden zumindest zeitweise unterboten.
Dass zu Wochenbeginn keine gute Stimmung aufkommen wollte, lag sicher auch daran, dass es nach wie vor zwischen den beiden Wirtschafts-Supermächten USA und China kriselt. Es geht hin und her wie beim Pingpong: So verabschiedete man in Peking ein Gesetz, das Unternehmen aus der westlichen Welt den Zugang zu Chinas Markt versperren kann, wenn sich diese Unternehmen an US-Sanktionen gegenüber China halten sollten. Die USA wiederum wollen ein Importverbot von Produkten aus Xinjiang verhängen, um damit gegen den Umgang Chinas mit der Aufräumarbeiten: In Gemeinden wie Bad Münstereifel hat das Hochwasser enorme Schäden angerichtet muslimischen Minderheit der Uiguren zu protestieren. Sowohl die Demokraten als auch die Republikaner stehen hinter dem Entwurf.
Neue Zahlen aus allen Branchen
Politisch und makroökonomisch ist die Lage also kompliziert. Helfen können da jetzt gute Zahlen aus der Unternehmenswelt. Der Start in die Berichtssaison ist jedenfalls geglückt. Noch hat zwar erst ein Bruchteil der Unternehmen des S & P 500 neue Umsatz- und Gewinnzahlen veröffentlicht, doch diese fielen bislang sehr gut aus. Die Erwartungen wurden überwiegend übertroffen. Im Median liegen die bislang präsentierten Gewinne mehr als sieben Prozent über den Erwartungen. So darf es weitergehen. Zumal in den kommenden Tagen und Wochen so illustre Namen wie Netflix, Coca-Cola, Johnson & Johnson, American Express, Biogen und Schlumberger ihre jeweiligen Zwischenberichte zum zweiten Quartal präsentieren.
Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com