Guter Wochenstart für den deutschen Leitindex: Nachdem er in der Vorwoche den Weg nach unten angetreten hatte (vor allem zum Wochenschluss sah es düster aus), kam wieder die Kehrtwende - wie so oft in den vergangenen Wochen. Damit setzt der DAX zu einem neuen Erholungsversuch an. Wie erfolgreich dieser sein wird, hängt vor allem am Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, der in der kommenden Woche am 21. und 22. September getroffen wird.
Noch in diesem Jahr könnte die Fed mit dem Tapering beginnen. Gemeint ist damit das Herunterfahren ihrer Anleihekäufe und die Einschränkung der extrem lockeren Geldpolitik. Ihr Chef Jerome Powell wird beim Treffen Näheres dazu bekannt geben. Derzeit kauft die Notenbank monatlich Papiere im Wert von 120 Milliarden den Dollar auf. Weil die US-Konjunktur trotz der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus zuletzt weiterhin stark blieb, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Einschnitt folgt. Letztlich rückt auch die Preisstabilität, deren Sicherung eine zentrale Aufgabe der Fed ist, immer stärker in den Vordergrund.
Ungebremst zieht die Inflationsrate an. Im Juli lag sie bei 5,4 Prozent. Das Tapering soll dafür sorgen, dass sie nicht außer Kontrolle gerät. Und doch ist die Notenbank in der Bredouille: Obwohl die Firmen teilweise händeringend Personal suchen, liegt die Arbeitslosenquote in den USA noch immer über dem Niveau von vor der Corona-Krise. So bestimmt das Wechselspiel aus Konjunktur- und Inflationssorgen weiterhin den Kurs der Märkte.
EZB fährt zurück
In Europa wird das Programm der Anleihekäufe moderat gedrosselt. So sollen die Nothilfen der Europäischen Zentralbank EZB im Rahmen des sogenannten PEPP-Programms etwas zurückgefahren und weniger Wertpapiere gekauft werden als in den beiden vorangegangenen Quartalen. Einige Experten begrüßen diesen Schritt, etwa Friedrich Heinemann vom Forschungsinstitut ZEW: "Es ist gut, dass sich der EZB-Rat bewegt und einen allerersten Trippelschritt auf dem langen Weg zu einem Ende der Anleihekäufe unternimmt." Bislang kaufte die EZB Anleihen im Wert von 80 Milliarden Euro monatlich.
In Europa geht es mit der Wirtschaft ebenfalls schneller aufwärts als erwartet, was sich auch auf die Inflationsrate auswirkt. Die steht aktuell bei rund drei Prozent und damit deutlich über dem von der EZB ausgegebenen Ziel von zwei Prozent. Auch deswegen besteht Druck, die Anleihekäufe weiter zurückzufahren. Eventuell könnte sich dies kurzfristig negativ auf die Stimmung an den Börsen auswirken. Allerdings wird das Thema mittlerweile so breit in der Öffentlichkeit diskutiert, dass niemand mehr überrascht sein dürfte.
DAX mit weiterem Impuls
Weil die Indizes in Übersee zuletzt immer wieder neue Rekordhochs erreicht haben, schichten mittlerweile einige Großinvestoren um. Mehr Potenzial sehen sie aktuell in Europa, vor allem in Deutschland. Hierzulande liegen die Bewertungsniveaus teilweise noch deutlich unter denen aus den USA. Und wenn dann am Montag der DAX von 30 auf 40 Titel aufgestockt wird, dürfte der Index für Anleger noch etwas interessanter werden. Höhere Qualitätsstandards und mehr Internationalität sollen für mehr Nachfrage sorgen - selbst wenn die zehn Unternehmen, die dazukommen, lediglich mit rund zwölf Prozent gewichtet sein werden. Größter Brocken wird dann Airbus mit einem Anteil von etwas mehr als fünf Prozent sein.