Drei Zinssenkungen gab es in den USA in diesem Jahr. Alle in der zweiten Jahreshälfte und alle um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Die Intention der US-Notenbank Fed war und ist dabei klar: Man wolle das Wachstum durch die Zinsschritte "absichern und unterstützen", so der Vorsitzende Jerome Powell. Zuletzt schritt der Fed-Chef im Oktober zur Tat, begünstigt durch die niedrige Inflation im Land. Begründet wurden die Zinssenkungen dabei immer damit, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten vor allem wegen der politischen Unsicherheiten weltweit verschlechtert hätten.
Jetzt - parallel zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe der BÖRSE ONLINE - steht der nächste Notenbanktermin an. Und Powell und sein Ausschuss stehen vor der Frage, ob sie weiter die Zinsen senken sollen. Höchstwahrscheinlich werden sie dies nicht tun. Die bisherigen Maßnahmen waren schließlich erfolgreich: Die zuvor inverse Zinsstrukturkurve beispielsweise hat sich wieder normalisiert, die Konjunkturaussichten haben sich ebenfalls gebessert. O-Ton Powell: "Das Glas ist nun wieder deutlich mehr als halb voll."
Auch an den Finanzmärkten geht man davon aus, dass die Fed in den kommenden Monaten wohl stillhält. Die Zinsprognosen für 2020 wurden zuletzt deutlich gesenkt. Im Schnitt geht man davon aus, dass im kommenden Jahr nur noch eine weitere Zinssenkung folgen wird. Und die Fed bestätigt dies durchaus: Laut Vizepräsident John C. Williams würde nur ein Wachstum unter zwei Prozent oder ein weiterer Rückgang der Inflationsrate mehrere Zinssenkungsschritte rechtfertigen.
Starker US-Arbeitsmarkt
Jetzt kommt’s also darauf an: Gewinnt die Konjunktur weltweit wieder an Fahrt, dürfte in Sachen Zinsen nicht mehr viel zu erwarten sein. Entscheidend ist dabei - man kann es gar nicht oft genug beim Namen nennen -, ob das Dauerthema des laufenden Jahres, der Handelskonflikt zwischen den USA und China, beigelegt wird. Die Spannungen haben das Geschäftsklima und das Verbrauchervertrauen in den zurückliegenden Monaten stark belastet. Nicht nur in den USA und China, sondern auf dem ganzen Globus.
Immerhin: Der überraschend starke US-Arbeitsmarktbericht für November deutet darauf hin, dass zumindest die global größte Volkswirtschaft und damit das Zugpferd der Weltwirtschaft das politische Gerangel bisher ganz gut wegsteckt. Mit 266 000 neu geschaffenen Stellen wurde die Prognose von 187 000 klar übertroffen. Zudem sank die Arbeitslosenquote von 3,6 auf 3,5 Prozent - das ist der niedrigste Wert seit Dezember 1969, dem Jahr, in dem Richard Nixon zum US-Präsident gekürt wurde. Beeindruckend. Außerdem wurden die Oktober-Zahlen kräftig nach oben revidiert.
Schwacher China-Export
Der überraschend positive Arbeitsmarktbericht dürfte US-Präsident Donald Trump bestärken, in Sachen Handelskonflikt hart zu bleiben. China scheint dagegen unter Druck: Die neuesten Daten zur Handelsbilanz zeigen einen erneuten Rückgang der Exporte - und das schon den vierten Monat in Folge. Dies demonstriert durchaus, dass der Zollkonflikt mit den Amerikanern die Wachstumsstrategie der Volksrepublik erheblich belastet. Ein umfangreiches Abkommen mit den USA sollte daher auch sehr im Interesse der Regierung in Peking sein.
Insgesamt sollte diese Gemengelage aus nach wie vor lockerer Geldpolitik und gleichzeitig politischer Deeskalation die zuletzt sehr positive Entwicklung der Börsen weiter stützen.