Ob das in diesem Jahr auch so sein wird, ist derzeit noch ungewiss. Ob den Aktienmärkten tatsächlich ein "Goldener Herbst" bevorsteht, hängt vor allem davon ab, inwieweit sich der Aufschwung der Weltwirtschaft verstetigt und wie marktschonend die großen Notenbanken die geldpolitische Wende einleiten und umsetzen.
Fakt ist: Die Aktienmärkte zeigten im bisherigen Jahresverlauf eine erfreuliche Performance. So machte etwa der DAX seit Jahresbeginn rund 13 Prozent an Boden gut. Der Dow Jones legte im gleichen Zeitraum ebenfalls um circa 13 Prozent zu und der S&P 500 weist seit Januar einen Zuwachs um etwa 18 Prozent auf. Richtig ist aber auch: Seit Anfang September haben die wichtigsten Märkte an Schwung verloren. In den USA sorgten unter anderem die steigenden Corona-Infektionen und der anhaltende Inflationsdruck für Nervosität bei den Anlegern. Auch die US-Erzeugerpreise, die im August um 0,7 Prozent zulegten - der stärkste Anstieg seit 2010 - sorgten für Unruhe. In Deutschland führten der wachsende Inflationsdruck und die Furcht vor einer sich abschwächenden Wirtschaftsdynamik zu einer milden Korrektur beim DAX.
Notenbanken als Zünglein an der Börsen-Waage
Mit entscheidend für die Frage, ob es zu einem "Goldenen Herbst" an den Börsen kommen könnte, ist das Verhalten der Notenbanken. Es steht nicht mehr die Frage im Raum, ob die Währungshüter diesseits und jenseits des Atlantiks die geldpolitische Wende einläuten, sondern wann. Grund zur Panik besteht deswegen aber sicherlich nicht.
Dass die US-Notenbank und die EZB einen radikalen Kurswechsel vornehmen werden, erscheint mehr als unwahrscheinlich. Sowohl die Fed als auch die europäische EZB sorgten zuletzt für etwas Beruhigung an den Märkten, als sie ankündigten, dass sie die Anleihekäufe zur Stützung der Wirtschaft nur moderat zurückführen würden; dies aber womöglich schon im laufenden Jahr. US-Notenbank-Chef Jerome Powell kündigte Ende August an, dass das groß angelegte Krisenprogramm zum Ankauf von Wertpapieren möglicherweise noch 2021 heruntergefahren werde. Schlauer dürften Investoren nach der nächsten Fed-Sitzung Ende dieses Monats sein.
Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte, dass die Anleihekäufe, die unter dem Pandemie-Programm "PEPP" laufen, nur moderat gedrosselt werden sollen. So dürften die monatlichen Ankäufe von 80 auf 65 Milliarden Euro gesenkt werden. Mit ihrem zurückhaltenden Vorgehen wollen die Notenbanken vor allem vermeiden, dass eine überraschende Ankündigung des "Taperings" zu schmerzhaften Einschnitten für Konjunktur und Kapitalmärkte führt. Beide Aussagen sprechen somit nicht für eine überraschend schnelle Rückkehr zu einer restriktiven Geldpolitik und sollten somit die Hoffnung schüren, dass ein "Goldener Herbst" an den Aktienmärkten durchaus möglich ist.
Zuversichtliche Wachstumsaussichten
Die weltweite Wirtschaft befindet sich auf einem dynamischen und wahrscheinlich anhaltenden Wachstumskurs, zumal auch der Höhepunkt der Pandemie überwunden zu sein scheint. Um in Euphorie zu verfallen, besteht aber noch kein Grund. Eine Rückkehr in den Krisenmodus sollte zum gegenwärtigen Zeitpunkt zumindest noch nicht ausgeschlossen werden.
Sollten wir von weiteren Rückschlägen verschont bleiben, könnte laut dem Internationalen Währungsfonds (IMF) das weltweite Wirtschaftswachstum 2021 aber um erfreuliche 6,0 Prozent zulegen - und 2022 ein Plus von 4,9 Prozent folgen. Zudem geht der IMF davon aus, dass sich die aktuell höheren Inflationsraten in den Industriestaaten im kommenden Jahr wieder auf das Niveau von vor der Pandemie einpendeln dürften. Viele Faktoren, die die Preise antrieben, seien vorübergehend. Insgesamt scheint es, dass der breite, zyklische und konjunkturelle Aufschwung die Wirtschaft aktuell unterstützt und sich diese Entwicklung auch fortsetzen könnte.
Kurzum: Die konjunkturellen und geldpolitischen Rahmenbedingungen signalisieren, dass die Aktienmärkte derzeit nur durchatmen. Zwar sollten auch längerfristige Korrekturen an der Börse nie auszuschließen werden, doch mit einem vernünftigen Risikomanagement sind Aktien, Fonds oder ETFs nicht nur aktuell alternativlos, auch in Zukunft sollten diese Wertpapiere attraktive Renditemöglichkeiten bieten - und dies unabhängig davon, ob es ein "Goldener Herbst" für die Aktienmärkte wird oder nicht.
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Markus C. Zschaber gilt als ein sehr erfahrener Geldmanager und ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, die seit nunmehr 26 Jahren die Vermögen von privaten und institutionellen Anlegern betreut. Mehrfach wurde er bereits als Portfoliomanager ausgezeichnet, sein Gesicht ist den meisten Anlegern bereits seit 1998 durch den Nachrichtensender n-tv bekannt, bei dem der Experte regelmäßig Interviews gibt. Während der Finanzkrise und der anhaltenden Corona-Krise steht er den politischen Gremien auch als externer Berater zur Verfügung und ist bei vielen Diskussionen rund um das Thema Staatenverschuldung, Inflation und EZB-Politik mit eingebunden. Für Börse Online erläutert der Kölner Vermögensverwalter die interessanten Themen rund um den Anlage- und Kapitalmarkt. Nähere Informationen zur V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft finden Sie hier: https://zschaber.de/