Die Zahnräder im deutschen Maschinenbausektor greifen derzeit nicht optimal ineinander. Nach Jahren des ungetrübten Wachstums ziehen dunkle Wolken über der Branche auf. Auch wenn die Auftragsbücher 2018 um fünf Prozent anschwollen, im Dezember verfehlte der Ordereingang sein Vorjahresniveau um satte acht Prozent. "Besonders enttäuschend war dabei der Rückgang im Inland um zehn Prozent", sagt Olaf Wortmann, der Konjunkturexperte des Branchenverbands VDMA.

Wenig erfreulich fällt auch der Ausblick des wichtigen Industriesektors aus. Geopolitische Unsicherheiten wie der Brexit oder US-Strafzölle lassen die vom Export geprägte Branche pessimistisch in die Zukunft blicken. Nach einer jüngsten Umfrage der Unternehmensberatung PwC rechnen Führungskräfte im deutschen Maschinenbau mit einer deutlich schlechteren Konjunkturentwicklung, sowohl in Deutschland wie auch weltweit. Im Durchschnitt gehen die Maschinenbauer in den kommenden zwölf Monaten von einem Wachstum von 1,4Prozent für ihre Branche aus. Vergleichbar groß ist der Erwartungsabfall für das eigene Unternehmen: Nach zuletzt 6,1 Prozent rechnen die Befragten nur mit einem durchschnittlichen Plus von 2,4 Prozent, das entspricht dem niedrigsten Prognosewert seit Erhebungsbeginn im Jahr 2014.

Da die Börse immer einen Schritt voraus ist, spiegelt sich die zunehmende Skepsis längst in den Aktienkursen der Branchenvertreter wider. Rund ein Drittel verloren etwa Krones und Wacker Neuson auf Sicht von einem Jahr, der SDAX dagegen nicht einmal ein Zehntel. Das zum Teil gravierend schlechte Abschneiden zahlreicher Maschinenbauaktien steigert die Attraktivität des Sektors aber allmählich wieder, zumal sich die Bewertungen mittlerweile deutlich reduziert haben.



Eine Menge schlechter Nachrichten dürfte bei Krones inzwischen mehr als gebührend eingepreist sein. Der Weltmarktführer bei Getränkeabfüllanlagen schockte zwar mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung für 2018, doch sollte es bereits im laufenden Jahr zu spürbaren Verbesserungen kommen. Zum einen ist der Auftragseingang weiter hoch und die verschobenen Großprojekte sollten 2019 umgesetzt werden. Zum andern dürfte die Margenentwicklung von den bereits durchgeführten Preiserhöhungen sowie Effizienzverbesserungen profitieren. Am Mittelfristziel einer Vorsteuerrendite von acht Prozent hält der Vorstand ebenfalls fest, selbst wenn die Umsetzung "zwei bis drei" Jahre länger dauern könnte. Die Neutraublinger sind allerdings für ihre konservativen Prognosen bekannt, was die Chance auf positive Überraschungen erhöht.

Wer nach Erholungspotenzial im Industriebereich sucht, dürfte auch mit Wacker Neuson gut beraten sein. Nach Berechnungen von Commerzbank-Analyst Stephan Klepp notiert die Aktie derzeit um 20 bis 25 Prozent unter ihrem historischen Vielfachen. Der Hersteller von Baugeräten und Kompaktmaschinen sollte das vergangene Jahr wie geplant abgeschlossen haben (Zahlen am 14. März) und bietet mit seiner "Strategie 2022" mittelfristiges Wachstumspotenzial. Die Münchner wollen nicht nur doppelt so schnell wachsen wie der Markt, sondern auch die Ebit-Marge auf über elf Prozent steigern. 2018 wird eine Rendite zwischen neun und zehn Prozent erwartet.

Unterbewertet erscheint uns zudem Koenig & Bauer. Der Würzburger Druckmaschinenhersteller weist derzeit nur ein einstelliges KGV auf. Dabei sollte der Konzern schon bald die Früchte seiner Wachstumsoffensive ernten. Zwar wird Koenig & Bauer zwischen 2019 und 2021 weitere 50 Millionen Euro investieren, um sich in neuen Märkten zu behaupten, doch dürfte dies einer steigender Rendite nicht im Wege stehen. Der Analystenkonsens rechnet für 2020 mit einer Gewinnsteigerung von 13,5 Prozent.

Für eine Hiobsbotschaft sorgte dagegen jüngst Gea. Dem Düsseldorfer Konzern setzt weiterhin die Nachfrageschwäche aus der Milch verarbeitenden Industrie zu, was zu sinkenden Gewinnen im Jahr 2018 führte. Preisdruck sowie steigende Kosten belasten zudem den Ausblick, sodass Gea von seinen Mittelfristzielen abrückte. Der MDAX-Titel ist durch unseren Stopp gefallen und wird auf "Verkaufen" heruntergestuft.

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Hightech "Made in Germany"



Deutschland hat aber nicht nur im klassischen Werkzeug- und Anlagenbau viel zu bieten. Auch Hightechmaschinen "made in Germany" sind weltweit gefragt. So zum Beispiel jene des Chipzulieferers Jenoptik, der trotz der rauen Bedingungen am Halbleitermarkt optimistisch nach vorn blickt. Finanzchef Hans-Dieter Schumacher erklärte gegenüber BÖRSE ONLINE, er habe unverändert den Anspruch, "bis 2022 jährlich ein Wachstum von einem mittleren bis zum hohen einstelligen Prozentbereich zu zeigen". Zugute kommt dem Konzern seine breite Aufstellung. Jenoptik bietet unter anderem auch Laser-, Radar- und Bilderkennungssysteme sowie Fertigungssysteme für die Autoindustrie an.

Der Spezialmaschinenbauer Aixtron ist in vielen Megatrends zu Hause. "Aixtron ist Weltmarktführer im Bereich Verbindungshalbleiteranlagen und dürfte von einer wachsenden Zahl neuer Anwendungen wie Gesichtserkennung, E-Autos und innovative Technologien profitieren", bringt es Deutsche-Bank-Analyst Uwe Schupp auf den Punkt. Wie gut es bei der Firma läuft, zeigte sich an der Prognoseerhöhung nach dem dritten Quartal. Am 26. Februar werden die Herzogenrather ihre Jahreszahlen vorlegen. Eine Enttäuschung erwarten wir nicht. Da sich der Kurs vom Hoch im März 2018 mehr als halbiert hat, ist die Aktie reif für eine Erholung.





Interessante Spezialsituation



Ein Sonderfall zeigt sich bei DMG Mori. Bekanntlich ist die frühere Gildemeister seit 2015 in den Händen von DMG Mori Seiki. Allerdings haben die Japaner noch nicht alle Stücke, und so steht weiterhin ein Squeeze-out im Raum. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Geschäfte des Bielefelder Werkzeugmaschinenbauers derzeit brummen. DMG Mori hob seine Jahresziele für 2018 mehrfach an. Zudem wurde ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag geschlossen, der eine jährliche Ausgleichszahlung von 1,17 Euro je Aktie vorsieht. Folglich wird Anlegern die Wartezeit bis zum möglichen Delisting mit einer Rendite von 2,7 Prozent versüßt.

DMG Mori ist auch Mitglied des F.A.Z. Maschinenbau Index. Das Barometer bietet Anlegern die Möglichkeit, diversifiziert auf die heimische Branche zu setzen. Zuletzt konnten die zehn Mitglieder den SDAX sogar hinter sich lassen. Auf Sicht von sechs Monaten liegen die Maschinenbautitel knapp fünf Prozentpunkte vor dem Kleinwerteindex.

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Maschinenbau auf einen Blick

Die vom Export geprägte Schlüsselindustrie ist zuletzt vorsichtiger geworden. Aufgrund einer Vielzahl von wirtschaftlichen und geopolitischen Risiken gehen Experten davon aus, dass die Wachstumsraten in den kommenden Jahren abnehmen werden.