Aus den Fonds der britischen Fondsgesellschaft H2O Asset Management ziehen Anleger seit einigen Tagen massiv Kapital ab. Betroffen sind davon unter anderem die beiden Absolute-Return-Fonds H2O Adagio (ISIN: FR0010923359) und H2O Moderato (ISIN: FR0010923367).

Den Anlass dazu bot ein Bericht vom Fonds-Analysehaus Morningstar. Demnach hat H2O-Chef Bruno Crastes bei seinen Fonds in illiquide Wertpapiere investiert, die aus dem Umfeld des deutschen Investors Lars Windhorst stammen. Zudem sass Crastes im Aufsichtsrat der Tennor Holding, die Windhorst gehört. Ein Interessenskonflikt, den professionelle Anleger sehr kritisch sehen.

Hintergrund: Illiquide Wertpapiere werden an den Börsen kaum gehandelt, bieten aber oft attraktive Renditen. Fondsmanager können diese Papiere jedoch nur schwer wieder verkaufen, weil sie dafür kaum Abnehmer finden oder die Papiere nur deutlich tieferen Kursen loswerden. Im schlimmsten Fall ergibt sich ein Teufelskreis, falls Anleger von solchen Problemen Wind bekommen. Die Anleger ziehen das Kapital immer schneller ab, während der Fondsmanager immer größere Probleme hat, seine illiquiden Wertpapiere abzustoßen.

GAM als negatives Beispiel


Anleger reagieren bei H2O sensibel, weil es im vergangenen Jahr bereits einen ähnlichen Vorfall gab. Betroffen war damals die Schweizer Fondsgesellschaft GAM. GAM-Fondsmanager Tim Haywood hatte in illiquide Wertpapiere investiert und dabei gegen die internen Compliance-Regeln verstoßen.

Anleger zogen daher massiv Kapital aus seinen Fonds ab, weil sie befürchteten, dass er die Papiere nicht mehr zu akzeptablen Kursen verkaufen könne. GAM musste schließlich neun Fonds auflösen, weil der Vertrauensverlust der Anleger zu groß geworden war. Betroffen waren davon auch die Aktien der GAM-Holding. Sie verloren im Verlauf des Jahres 2018 bis zu 80 Prozent.

Gegenmaßnahmen von H2O


H20-Chef Crastes verwies allerdings darauf, dass bei ihm keine Compliance-Probleme entstanden seien. Zudem teilte H2O mittlerweile mit, dass es "Teile der nicht-gerateten privaten Bonds veräußert" habe, die nun unter zwei Prozent des Fondsvermögens von H2O ausmachen würden. Allerdings musste H2O beim Verkauf Preisnachlässe von drei bis sieben Prozent hinnehmen.

Die Kurse der für gewöhnlich schwankungsarmen H20-Fonds gaben in den vergangenen Tagen um einige Prozentpunkte nach. Die Aktien der Muttergesellschaft Natixis brachen sogar um über zehn Prozent ein. Eine negative Spirale wie bei den GAM-Aktien und bei den GAM-Fonds zeichnet sich nach heutigem Stand aber nicht ab.