Die Dating-Firma Match Group ist eine der heißesten Aktien an der US-Technologiebörse Nasdaq. Der Kurs legte seit dem Börsengang Ende 2015 um 250 Prozent zu. Und die weiteren Aussichten sind hervorragend. Immer mehr Menschen schließen ein Abo ab, um einen Traumpartner im Netz zu finden, und sind einverstanden, Geld dafür zu bezahlen. Zunächst melden sie sich gratis an, anschließend verlangen die Dienste Gebühren, wenn man bestimmte Funktionen nutzen möchte.

Der Markt ist riesig. Die Hälfte der Singles in den USA und in Europa haben noch nie einen Dating-Dienst benutzt. 600 Millionen Singles sieht Match-Chefin Mandy Ginsberg weltweit als potenzielle Zielgruppe im Internet. Sie hat bereits 8,1 Millionen Abonnenten. Davon sind allein 4,3 Millionen auf Tinder, wo die Abozahlen zuletzt um 40 Prozent wuchsen. Analysten schätzen, dass der weltweite Markt für Dating-Apps bis 2020 etwa zwölf Milliarden Dollar pro Jahr betragen wird.

Monopol an Dating-Firmen

Gut für Match. Denn das Unternehmen hat sich nach Gründung eine Art Monopol mit mehr als 45 Dating-Firmen geschaffen, 25 davon kamen per Übernahme dazu. Schon nach dem Start 2009 begann der Mutterkonzern InterActive Corp aggressiv zu akquirieren, darunter OkCupid im Jahr 2011 und Plenty of Fish 2015. Das Glanzstück ist Tinder, das vom eigenen Start-up-Labor Hatch Labs entwickelt und 2012 lanciert wurde. Daneben haben die Texaner auch Spezialangebote im Portfolio. OurTime ist für Leute ab 50, BlackPeopleMeet für Afroamerikaner und Chispa für Latinos. Verfügbar sind die Angebote in mehreren Sprachen in insgesamt 190 Ländern.

Anfang Februar übernahm Match zudem die App Hinge vollständig, an der sie sich im Juni 2018 mit 51 Prozent beteiligt hatte. Hinge ist zwischen Oktober und Dezember viermal so oft heruntergeladen geworden wie vor Jahresfrist, in Großbritannien verzehnfachte sich die Nutzerzahl sogar. Besonders beliebt ist Hinge in den Metropolen New York und London. Die App wird mittlerweile am häufigsten in der Hochzeitssektion der Tageszeitung "New York Times" erwähnt. Weltweit nutzen 5,5 Millionen Menschen den Dienst.

In den USA, Großbritannien, Kanada und Australien ist es die am schnellsten wachsende Dating-App, alle vier Sekunden wird über die Plattform eine Verabredung vereinbart. Hinge, was übersetzt Scharnier heißt, basiert auf Facebook-Freundschaften. Nach dem Start vor sieben Jahren wäre die Firma fast gescheitert. Gründer Justin McLeod hatte im ersten Jahr nur wenige Tausend Nutzer und 32.000 Dollar auf der Bank. Bis 2014 war das Interesse gering. Dann gelang der Durchbruch. Das verlockende Versprechen: Die App soll dazu führen, dass man sie bald nicht mehr braucht.

Algorithmen verlieren an Macht

Am 22. Januar schickte Match Ship an den Start. Diese App stellt die Freunde ins Zentrum, die einen auf Dates schicken. Dabei zeigt sich, dass die einst beliebten Matchmaking-Algorithmen an Bedeutung verlieren. Was geblieben ist: Alle Dating-Apps haben Zugriff auf Personen, die mit anderen ausgehen möchten. Sie bieten zudem bestimmte Werkzeuge zum Suchen an.

Marktführer Match könnte vor allem Facebook gefährlich werden. Mark Zuckerberg hat angekündigt, die Partnersuche aufrollen zu wollen. Er hat vor Kurzem damit begonnen, eine eigene Dating-App zu testen. Facebook hat den Vorteil, unter seinen mehr als zwei Milliarden aktiven Nutzer wildern zu können. Die Branche ist äußerst lukrativ. Die meisten Apps kosten pro Monat zwischen fünf und 25 Dollar.

Match.com verlangt gar 60 Dollar für das Ein-Monats-Abo. Die meisten Match-Apps bieten unterschiedliche Preismodelle an, je nachdem, wie viele Profile man anschauen möchte und welche Filter man nutzt. Hinge Premium zum Beispiel bietet zusätzliche Filter für Politik, Trinken, Rauchen, Drogenkonsum - und den nicht unwichtigen Punkt Kinderwunsch. Ergebnis der teuren Suche nach der oder dem Liebsten: Der Konzernumsatz stieg im vierten Quartal um 21 Prozent auf 457 Millionen Dollar.

Investor-Info

Match Group
Attraktive Tochter

Das Web-Konglomerat IAC spaltete im Herbst 2015 seine Tochter Match Group ab. Match ist hochprofitabel. Im vierten Quartal stieg der Reingewinn auf 191 Millionen Dollar. Eupho­rische Analysten vergleichen den Dating- Dienst mit dem Streaming-Star Netflix in den Anfangsjahren. Identisch seien das Abo-Modell, die hohe Skalierbarkeit und die womöglich längere Kundenbindung. Nach einem moderaten Plus im Jahr 2019 soll der Gewinn 2020 um rund 25 Prozent zulegen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 58,00 Euro
Stoppkurs: 37,00 Euro