Die EZB hat aber in etwa doppelt so viel angepeilt. Das Geld fließt im Idealfall in die Kreditvergabe und kurbelt damit die maue Konjunktur in Europa an. Weil sich die Banken zurückgehalten haben, erhöht sich nun der Druck auf die EZB, mit weiteren Maßnahmen gegen die drohende Deflation zu kämpfen.
Wie die Zentralbank in Frankfurt mitteilte, sicherten sich 306 Institute bei der langfristigen Kreditlinie - im sperrigen Fachjargon TLTRO genannt - insgesamt 129,8 Milliarden Euro. Im September hatten 255 Banken zusammen rund 83 Milliarden Euro abgerufen.
Obwohl die angepeilte Summe für dieses Jahr von 400 Milliarden Euro bei weitem nicht erreicht wurde, hält EZB-Direktor Benoit Coeure das Programm für erfolgreich. Die Geldspritzen seien gut angenommen worden. "Nach den ersten beiden Geschäften können wir klar sehen, dass sich der Zugang der Institute zu langfristig verfügbaren Mitteln verbessert." Zusammen mit den weiteren jüngst beschlossenen Maßnahmen der Notenbank - dem Kauf von Pfandbriefen und Kreditverbriefungen - würden die Bedingungen zur Vergabe von Krediten verbessert.
Die EZB will mit den Geldspritzen die stockende Wirtschaft in weiten Teilen der Währungsunion in Schwung bringen - vor allem in den Krisenländern im Süden. Mehr Kredite sind dafür eine Voraussetzung. Die Notenbank hatte schon 2011/12 auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise rund eine Billion Euro in das Bankensystem gepumpt. Einen Großteil dieses Geldes haben die Institute inzwischen aber zurückgezahlt. EZB-Chef Mario Draghi hatte die Geldspritzen damals in Anlehnung an ein deutsches Geschütz "Dicke Bertha" genannt.
Deutsche Institute dürften sich nach Einschätzung des Landes- und Förderbanken-Verbandes VÖB kaum bei der EZB bedient haben. "Auf Deutschland zielte das ja auch nicht ab", sagte VÖB-Präsident Gunter Dunkel. "Wenn es zu viel Liquidität gibt, dann hier." Der NordLB-Chef glaubt, dass die Geldspritze der EZB am Ziel vorbeischießt. Die Aufsichtsbehörden verlangten höhere Kapitalpuffer für Risiken. So lange Banken nicht bereit seien, mehr Kredite auf die Bilanz zu nehmen, könnten Maßnahmen wie die der EZB nur begrenzte Wirkung entfalten.
Der Euro reagierte mit Kursverlusten auf die Daten und kostete gut 1,24 Dollar. Am Aktienmarkt ging es für den Leitindex Dax hingegen leicht nach oben. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, sprach von einer Enttäuschung. "Die Währungshüter hinken ihrer gewünschten Ausweitung der Notenbankbilanz um eine Billion Euro deutlich hinterher." Damit sei ein großangelegtes Staatsanleihen-Kaufprogramm, für das Draghi zuletzt die Tür bereits weit geöffnet hat, wahrscheinlicher geworden.
Damit soll auch die Inflation angeheizt werden, die für den Geschmack der EZB viel zu niedrig ist. In Frankreich fiel die Teuerung ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Preise für Nahrungsmittel und Energie unter null. In Deutschland liegt sie auf dem tiefsten Stand seit fast fünf Jahren. Fallen die Preise auf breiter Front, halten sich Verbraucher oft zurück, weil sie hoffen, Produkte bald noch günstiger zu bekommen. Unternehmen schieben dann Investitionen auf und verdienen weniger, was zu Entlassungen führen kann. Eine solche deflationäre Abwärtsspirale hat Japan zum Beispiel viele Jahre gelähmt.
rtr