Kartonagen und Schachteln, mit denen Lebensmittel, Waschpulver, Süßwaren, Zigaretten oder Kosmetika verpackt werden - was Mayr-Melnhof Karton herstellt und verkauft, kommt nicht gerade aufregend daher. Weil diese Alltagsprodukte regelmäßig gebraucht werden, lässt sich damit aber gutes Geld verdienen. Die Wiener Traditionsfirma, an der die Industriellenfamilie Mayr-Melnhof noch 59 Prozent Mehrheitsanteile hält, ist hier top - als weltgrößter Produzent von Recyclingkartons und europäischer Spitzenreiter bei Verpackungen für Konsumgüter.

Das Geschäftsmodell gefällt den Börsianern. Die Aktie erreichte erst Anfang Dezember ein neues Rekordhoch und korrigierte seitdem vergleichsweise moderat. Wegen des hohen Wettbewerbsdrucks im Karton- und Verpackungsmarkt kommt es umso mehr darauf an, das Ergebnis über die Kostenebene zu steigern.

Das ist Mayr-Melnhof zuletzt gelungen. Von Januar bis September 2015 legte die operative Marge gegenüber dem Vorjahr von 8,7 auf 9,6 Prozent zu. Dazu überzeugt die Gesellschaft auf bilanzieller Seite mit einer hohen Eigenkapitalquote von 64 Prozent. Die Verschuldung sank von 265,9 auf 207,9 Millionen Euro.

Umsatz- und Gewinnrekord erwartet



Wenn das Unternehmen am 15. März die Geschäftszahlen für 2015 präsentiert, erwarten Anleger und Analysten neue Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn. In der Bilanz verbucht sind dann auch die Aufwendungen, die für die Zusammenlegung von Produktionsstandorten in der Sparte Packaging anfielen.

Mayr-Melnhof erzielt 85 Prozent der Erlöse in Europa. Dort sind die sieben Produktionsstätten für Kartons angesiedelt. Der Geschäftsbereich Packaging produziert dagegen in 38 Standorten weltweit für Kunden wie Henkel, Kellogg oder Nestlé. Dabei schafft es Mayr-Melnhof, seine Zukäufe in das organische Wachstum zu integrieren. Jüngster Coup war Mitte 2015 die rund 80 Millionen Euro schwere Übernahme des Faltschachtelgeschäfts von Ileos. Die französische Firma hat sich auf Verpackungen für die Kosmetik- und Pharmaindustrie spezialisiert.

Um langfristig weiter zu wachsen, wird Mayr-Melnhof sich stärker international ausrichten müssen. In Südostasien, dem Nahen Osten und Lateinamerika ist Mayr-Melnhof bereits präsent. Diese Position soll weiter ausgebaut werden, sagte Konzernlenker Wilhelm Hörmanseder im Interview mit Börse Online (siehe Seite 2). Analyst Markus Remis von der Raiffeisen Centrobank sagt: "Um eine Marktposition in Märkten wie Indien oder China auszubauen, müsste das Unternehmen jedoch mehr Kapital in die Hand nehmen, als es dies bislang für seine Zukäufe getan hat." Die Firma werde aber weiter eine Strategie der kleinen Schritte verfolgen: "Im Zweifelsfall wird nur ein überschaubarer Betrag in ein neues Werk oder in einen Zukauf gesteckt, wodurch die Expansion mit einem moderaten Risikoprofil vorangetrieben wird." Anlegern bietet Mayr-Melnhof den Charme einer defensiven Aktie mit gut verpacktem Wachstum - und ist dazu günstig bewertet. Das aktuelle Kursniveau bietet eine gute Einstiegschance.



Auf Seite 2: Interview mit dem Vorstandschef





"Weiter mit Elan und Vorsicht wachsen"



Börse Online: Mayr-Melnhof schaffte im Zeitraum Januar bis September 2015 einen Ergebnissprung. Hat sich diese positive Entwicklung im Gesamtjahr fortgesetzt?


Wilhelm Hörmanseder:

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich vor dem 15. März nicht zu Details äußern werde. Wir bleiben aber bei unserer Aussage vom November, in der wir für 2015 einen intakten Ergebnisverlauf indiziert haben.

Wird sich das Wachstum im laufenden Jahr denn beschleunigen?


Unser Marktumfeld ist von einem intensiven Wettbewerb mit Überkapazitäten geprägt. Dementsprechend groß ist die Herausforderung, über beständige Kostenkontrolle zu expandieren. Mit einer Mischung aus Elan und Vorsicht wachsen bleibt mein und unser Motto, und unter dieser Vorgabe werden wir unseren langfristigen beständigen Wachstumskurs fortsetzen.

Sind für die Verpackungssparte weitere Einmalaufwendungen im Zuge der Standortkonzentration zu erwarten?


Nein, hier wurde alles 2015 abgeschlossen.

Welchen Umsatz- und Gewinnbeitrag am Konzernergebnis erwarten Sie sich für 2016 und 2017 von Ileos?


Der Zukauf in Frankreich sollte etwa 120 Millionen Euro auf der Umsatzseite beitragen. Im Übrigen erwarten wir eine Geschäftsentwicklung im Gleichklang mit unserer Packagingdivision.

85 Prozent des Konzernumsatzes stammen aus Europa. Welche anderen Regionen sollen in Zukunft in erster Linie einen größeren Anteil beisteuern, und wie gestaltet sich die künftige internationale Expansion?


Das Beispiel Ileos zeigt, dass Europa weiter Potenzial hat. Aber auch Asien, Lateinamerika sowie Länder wie der Iran, wo wir seit mehreren Jahren präsent sind, bieten Chancen. Wie bisher gilt, dass wir sowohl organisch als auch über schrittweise Akquisitionen wachsen wollen.

Was sehen Sie als die größten Herausforderungen fürs operative Geschäft 2016?


2015 hat die Latte nochmals höher gelegt - und dem müssen wir uns stellen.

Mayr-Melnhof hat die Dividende seit mehr als 15 Jahren konstant gehalten oder gesteigert. Können sich Aktionäre für 2015 auf eine deutliche Anhebung freuen?


Aus dem erwarteten Ergebnisanstieg für 2015 leitet sich auch eine Fortsetzung der Dynamik für die Gesamtdividende ab. Wir haben bereits im November als Zwischendividende 1,60 Euro je Aktie ausbezahlt. 2014 zahlten wir an unsere Aktionäre 2,60 Euro pro Aktie, ohne dass wir eine Zwischendividende ausschütteten.