Dem Dax fehlen zu seinem Höchststand von 12 390 Punkten aus dem April 2015 noch gut 150 Punkte.Ganz klar fällt der langfristige Vergleich zugunsten des Börsenbarometers für den Mittelstand aus. Denn bei seiner Einführung 1996 normierte ihn die Deutsche Börse - ebenso wie acht Jahre zuvor den Dax - rückwirkend per Ende 1987 auf 1000 Indexpunkte.
"Die Chance auf ein neues Allzeithoch im Dax zieht die Anleger in den Bann und verführt zu weiteren Aktienkäufen", sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Frankfurter Vermögensverwalter QC Partners. Er warnte aber davor, Risiken auszublenden. Die beginnenden Brexit-Verhandlungen könnten jederzeit zu unliebsamen Überraschungen führen. Die britische Premierministerin Theresa May hatte am Mittwoch den Antrag zum Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (EU) in Brüssel eingereicht.
Die Aussicht auf eine vorerst weiter ungehemmte Geldflut durch die EZB stützte den Markt Händlern zufolge zusätzlich. Reuters hatte am Mittwoch unter Berufung auf Insider berichtet, mehrere Ratsmitglieder der EZB schreckten vor Signalen für eine Änderung des geldpolitischen Kurses zurück. Die Börsen hätten Äußerungen über abnehmende Risiken im Ausblick überinterpretiert. Dies schwächte auch am Donnerstag den Euro - er rutschte um 0,3 Prozent auf 1,0731 Dollar ab. Mit dem niedrigeren Euro-Wechselkurs verbessern sich die Chancen europäischer Unternehmen auf dem Weltmarkt.
INFLATION SINKT ERSTMALS SEIT KNAPP EINEM JAHR
Einen Dämpfer erhielt die Gemeinschaftswährung auch durch einen unerwartet deutlichen Rückgang der Inflation, weil vor allem die Preise für Energie und Lebensmittel langsamer stiegen. Die Verbraucherpreise in Deutschland erhöhten sich im März nur noch um 1,6 Prozent zum Vorjahresmonat. Im Februar hatte die Teuerungsrate mit 2,2 Prozent noch den höchsten Wert seit Mitte 2012 erreicht. Auch in Spanien fielen die Preisdaten für März niedriger aus als erwartet. Die Diskussionen um ein frühes Zurückfahren der geldpolitischen EZB-Maßnahmen sollten dadurch gedämpft werden, sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf.
An der Wall Street hielten sich Anleger wegen einer Flut von bevorstehenden Konjunkturdaten zurück. Die Futures deuteten auf kaum veränderte Kurse zu Handelstart hin.
VOLLE LAGER BEUNRUHIGEN AKTIONÄRE VON H&M
Im Dax lagen die Aktien von Daimler nach dem Dividenden-Abschlag am Index-Ende. Die Daimler-HV hatte gestern grünes Licht zur Ausschüttung einer Dividende von 3,25 Euro je Anteilsschein gegeben. Die Gewinnbeteiligung wird am 3. April ausgeschüttet.
Bei ElringKlinger ging es dagegen nach oben. Der Automobil-Zulieferer überraschte Anleger mit besseren Geschäftsaussichten. Die Aktie gewann 6,7 Prozent und war Top-Favorit im SDax. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen Prognosen mehrfach gesenkt und damit viel Vertrauen an der Börse verspielt.
Im hohen Bogen flogen dagegen die Aktien der HHLA aus den Depots: Die Titel des Logistikkonzerns stürzten um 13 Prozent ab und gaben die Gewinne des bisherigen Jahresverlaufs auf einen Schlag ab. Wegen der unsicheren Rahmenbedingungen im laufenden Jahr sei mit einem niedrigeren Ergebnis zu rechnen, kündigte das Unternehmen an.
In Stockholm gerieten die Papiere von H&M unter die Räder: Der Gewinn vor Steuern der Modekette im ersten Quartal fiel zwar weniger stark als erwartet. Analysten bereiten aber hohe Lagerbestände Bauchschmerzen. Das sei "sehr beunruhigend", hieß es bei Morgan Stanley. Die Titel brachen um 6,6 Prozent ein. Das war der niedrigste Kurs seit Juni 2013.