Auf Vorstandsebene übernimmt Dolores Schendel im Februar die Regie vom langjährigen Firmenchef Frank Mathias. Die gebürtige US-Amerikanerin forscht seit 30 Jahren im Bereich der Immuntherapie, unter anderem in leitender Funktion am Helmholtz-Zentrum in München und als Mitgründerin von Trianta. Die Helmholtz-Ausgründung wurde 2014 von Medigene übernommen - und mit ihr die künftige Ausrichtung. Klinische Fehlschläge und strategische Neuausrichtungen säumen die inzwischen 21-jährige Firmengeschichte von Medigene. Frank Mathias hat die Aufräumarbeiten erfolgreich abgeschlossen. Das Krebsmittel Endo-Tag und das Rheuma-Präparat Rhudex wurden an zwei Partner auslizenziert.
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Gesunde Finanzen
Zuletzt hat Medigene die verbliebenen 40 Prozent Anteile an seiner US-Ausgliederung Atherex für 10,5 Millionen US-Dollar an das Biotechschwergewicht Amgen veräußert. Hinzu kommt eine Umsatzbeteiligung an Amgens zugelassenem Krebsmittel Imlygic. Überhaupt ist Medigene finanziell kerngesund. Die jüngste Kapitalerhöhung vom Juni spülte 46,4 Millionen Euro in die Kasse. Die Cashreserven von zuletzt 50,8 Millionen Euro bringen die Firma bis Ende 2019 voran. Bis dahin sollen erste Kandidaten aus der neuen Pipeline den klinischen Durchbruch geschafft haben. Medigene setzt ganz auf Immuntherapien gegen Krebs. Dank Trianta verfügt die Gesellschaft hier über drei Plattformen für klinische Substanzen. Am weitesten fortgeschritten sind Impfstoffe auf der Basis von körpereigenen dendritischen Zellen. Dabei werden körpereigene Antigene auf der Oberfläche von Zellen so ausgerichtet, dass sie die Immunzellen zum Angriff auf Tumorzellen aktivieren.
Zwei Präparate gegen Prostatakrebs und Akute Myeloische Leukämie durchlaufen erste klinische Wirksamkeitsstudien. Weil für klinische Tests bei Blutkrebsarten eine geringere Anzahl an Patienten notwendig ist, will Medigene hier in Eigenregie vorgehen. Substanzen gegen solide Tumore sollen dagegen nach dem ersten Wirksamkeitsnachweis auslizenziert werden. Gelingt der Durchbruch, steht die Aktie vor einer Neubewertung. Das US-Unternehmen Kite Pharma etwa, das klinisch weiter fortgeschritten ist, kommt auf einen Börsenwert im einstelligen Milliardenbereich. Und angelsächsische Investoren halten auch schon bei Medigene mehr als 30 Prozent der Anteile.