Medigene hat eine Plattform für sogenannte T-Zell-Rezeptoren entwickelt und baut diese kontinuierlich aus. T-Zellen steuern die körpereigene Abwehr. Bei den Tumorerkrankungen wird dieses System außer Kraft gesetzt. Mithilfe von Rezeptoren, so glaubt Medigene, kann das Immunsystem neu ausgerichtet werden. Die Vorgehensweise ist vereinfacht gesagt folgende: Dem Patienten werden eigene T-Zellen entnommen. Diese werden mithilfe von Medigenes Rezeptoren angereichert und dem Patienten dann wieder verabreicht. Nun sollen die Tumorzellen erkannt und gezielt zerstört werden.
Junge Pipeline, hoher Cashverbrauch
So viel zur Theorie. In der Praxis ist die Pipeline jung. Am weitesten fortgeschritten ist eine Art Impfstoff zur Behandlung von Leukämie. Er befindet sich in Phase II der klinischen Tests und zeigt gute Ergebnisse. Mit MDG1011 ist erst ein Wirkstoff mit den T-Zell-Rezeptoren in Phase I der klinischen Tests. 2020 könnten zwei weitere folgen. Darunter auch eine Test-reihe mit dem US-Kooperationspartner Bluebird. Weil die Technologie einen hohen Aufwand beim Patienten verursacht, werden die Tests wohl auch langsamer vorankommen.
Das heißt, dass Medigene weit entfernt ist von einem Markteintritt. Der Kapitalverbrauch wird hoch bleiben, und das scheint die Anleger von einem Investment abzuhalten. Die Aktie ist charttechnisch in sehr schwacher Verfassung. Allerdings ist Medigene recht gut finanziert, Ende März lagen 65 Millionen Euro auf der Bank. Das dürfte, auch ohne Meilensteinzahlungen, noch mehr als zwei Jahre reichen.
BÖRSE ONLINE sieht im Moment zwei potenzielle Katalysatoren. Erstens: Die Rezeptorenplattform findet neue Kooperationspartner, die für einen stetigeren Cashflow sorgen. Zweitens: Zeigt die Technologie gute Ergebnisse, könnten die Börsentage von Medigene schnell gezählt sein. Im Fall einer Übernahme dürften Kurse über 20 Euro gezahlt werden. Das große Risiko ist, dass die Aktie dem Cashverbrauch weiter folgen wird. Wer eine hohe Volatilität nicht ertragen kann, sollte nicht investieren.