Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Für Anleger, die nicht viel Zeit haben, fassen wir die zurückliegende Woche in einem Satz zusammen: Ja, der DAX ist eingebrochen, aber das ist kein Drama! Mit einem Wochenminus von 4,9 Prozent fiel der Index angeblich so stark zurück wie zuletzt vor drei Jahren - so stand es zumindest das gesamte Wochenende über auf Deutschlands größter Nachrichtenseite geschrieben. Das ist aber falsch. Vergleicht man immer nur den Freitagsschlusskurse miteinander, dann mag das zutreffen. Aber das ist willkürlich und besitzt keinerlei Aussagekraft.
Wer mit Statistik argumentieren möchte, sollte alle Fünf-Tages-Veränderungen der vergangenen Jahre fortlaufend messen, also auch ein Minus von Donnerstag zu Donnerstag, usw. (siehe Chart unten) Dabei fällt auf, dass der nun erfolgte Kursrückgang alles Andere als ein Einzelfall war: Alleine im laufenden Jahr ist der Index nun schon das vierte Mal in einer vergleichbaren Größenordnung zurück gefallen, im März sogar etwas stärker.
Ausnahmslos jedes Mal kam es nach diesem übermäßigen Ausverkauf anschließend zu einer Erholung. Anleger können also bald wieder auf den einen oder anderen starken Tag hoffen. Begünstigt wird eine Bodenbildung darüber hinaus durch den nun bald erreichten 200-Tage-Durchschnittskurs des Marktes bei 9530 Zählern, der sich auf Grund seiner Popularität immer wieder (zuletzt kurz im September) als Kaufzone erweist. Bleiben die Anleger nervös, könnte der Index auch die nächste schwache Kaufzone bei 9385 Punkten ansteuern, ein Durchmarsch nach Süden bis an die stärkere Unterstützung bei 9150/9215 Punkten ist dagegen für den Wochenanfang unwahrscheinlich.
Erste Kursziele auf der Oberseite liegen für die nun bald zu erwartende Erholung bei 9765/9800 Punkten, wo im Stundenchart auf Fünf-Minuten-Basis sowohl eine horizontale Verkaufszone verläuft (erkennbar an einer Häufung von kleineren Wendepunkten), als auch der Monatsdurchschnittskurs und eine Abwärtstrendlinie. Hier dürfte eine Zwischenrally durch schnelle Gewinnmitnahmen erst einmal gestoppt werden. Im Idealfall sind kurzfristig dann Gewinne bis 9880/9910 Punkte vorstellbar, wo die nächste bereits bewährte Zone mit Abgabedruck erkennbar wird. Alles Weitere muss sich dann zeigen, erst wenn der DAX darüber hinaus noch gekauft wird, sollte sich die im Oktober begonnene steile Aufwärtswelle fortsetzen können. Noch ist dies aber alles andere als sicher, eine längere Seitwärtsbewegung als Reaktion auf den starken Aufwärtsschub der Vorwochen ist ebenso möglich.
Chart 2 - DAX-Tageschart mit Fünf-Tage-Veränderung in % als Indikator
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Der Weg in Richtung 11.000 Zähler ist aus mittel- bis langfristiger Sicht nun frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien weiter so hoch bleibt. Mangels Alternativen sind es auf der Reise dahin oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind.
Die 10.100er-Marke hat sich bereits als Orientierungspunkt für Gewinnmitnahmen erwiesen, an der 10.200er-Schwelle könnte sich diese Entwicklung wiederholen. Ansonsten bleibt Anlegern nur, auf Verkaufssignale im Kerzenchart (Seit 4) zu achten, und bei hohen Abständen zu Durchschnittskursen wie der hier im Tageschart abgebildeten 21-Tage-Linie an Gewinnmitnahmen zu denken.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
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Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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