Der Mischkonzern General Electric (GE) wiederum legt sein Öl- und Gasgeschäft mit dem Ölfeldausrüster Baker Hughes zusammen. Der Telefon- und Internetanbieter Century Link hat es auf den Glasfaserspezialisten Level 3 Communications abgesehen und ist bereit, dafür 34 Milliarden Dollar auf den Tisch zu legen.
Halbe Billion aufgerufen
Laut Informationsdienstleister Bloomberg lag das Volumen der global angekündigten Zukäufe im Oktober bereits bei 489 Milliarden Dollar - und damit auf einem vergleichbaren Niveau wie die bisherigen Monatsrekordwerte aus dem Frühjahr 2007.
Die Motive für das Übernahmefieber scheinen klar: Die Unternehmen wollen angesichts Digitalisierung und zunehmender Konkurrenz ihre Risiken diversifizieren und in renditeträchtige Geschäftsbereiche vordringen. Vor allem dorthin, wo organisches Wachstum allein zu teuer wäre oder zu lange dauern würde. Das trifft insbesondere auf den Telekomsektor zu. Mit der Übernahme von Time Warner will etwa AT&T sein Netzgeschäft um Inhalte erweitern. Sollte der Deal zustande kommen, wäre er weltweit der größte in diesem Jahr.
Zweifel am Erfolg
"Die Übernahmewelle steht vor allem im Technologiesektor erst am Anfang", glaubt Kapitalmarktexperte Robert Halver. "Die Angst, im weltweiten Konkurrenzkampf den Anschluss zu verlieren, ist groß." Was "weggeschnappt" wird, könnten zudem Wettbewerber etwa aus China nicht mehr bekommen.
"Das erklärt auch die dramatisch teuren Übernahmepreise", so Halver. Die Unternehmen könnten mit eigenen, hoch dotierten Aktien bezahlen oder zinsgünstige Kredite heranziehen. Zudem hätten viele US-Unternehmen prall gefüllte Kassen. "Da diese kaum noch Zinsen bringen und bevor man sie als Dividende ausschüttet, versucht man, mit Übernahmen das Geld im Konzern zu halten."
Doch bereits die ersten Kursreaktionen etwa auf AT&T und Time Warner signalisierten Zweifel am Erfolg des Deals. Der Time-Warner-Kurs liegt mittlerweile bei 87 Dollar und damit weit unterhalb des AT&T-Gebots von 107,50 Dollar. Vor allem hohe Kartellhürden könnten die Transaktion gefährden. Halver teilt die Skepsis und verweist zudem auf zahlreiche gescheiterte Integrationsprojekte.
Für Bankhaus-Lampe-Stratege Ralf Zimmermann ist der Merger-Boom ebenfalls alles andere als ein "bullishes Signal". "Im Gegenteil: Unternehmenschefs kaufen häufig, wenn die Kurse oben sind, und halten sich zurück, wenn sie im Keller liegen." Nach dem globalen Spitzenwert bei Übernahmen im April 2007 "stiegen die Aktien noch ein bisschen, bevor sie richtig abwärts sausten. Das aktuelle Niveau ist vergleichbar mit April und November 2015 - kurz bevor die Aktienmärkte um rund 15 Prozent korrigierten."