Nachhaltiges Wirtschaften ist nach Einschätzung der DWS der große Gewinner unserer Zeit. Die Staaten drückten beim Zeitplan zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen auf das Gaspedal und auch die Auswirkungen für Kapitalanleger seien enorm. Das Rendite-Risiko-Verhältnis fällt besser aus, wenn Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden, so Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege bei dem deutschen Vermögensverwalter.
Als gutes Beispiel zur Untermauerung dieser These taugen die Aktien von Signify N.V. (ISIN: NL0011821392, 52,34 Euro, Börsenwert 6,57 Milliarden Euro). Denn bei dem niederländischen Unternehmen, das früher unter dem Namen Philips Lighting firmierte und 2020 einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro erwirtschaftete, dürfte die Börse nicht zuletzt das gute Abschneiden in Sachen ESG mit frischen Rekordnotierungen belohnen. An diesem Dienstag betrug das Plus auf Sicht eines Jahres stolze 163 Prozent.
Bei Nachhaltigkeit kann der mit Wurzeln bis ins Jahr 1891 ausgestattete Konzern gleich in zweierlei Hinsicht punkten. Denn man bietet zum einen Lichtlösungen an, die energieeffizient sind und dadurch beim Ressourcen-Sparen helfen. Man bezeichnet sich dabei selbst als die Nummer eins für konventionelle Beleuchtung, LED-Beleuchtung und vernetzte Beleuchtung.
Die eigene CO2-Neutralität ist bereits erreicht
Zum anderen sind die eigenen internen Nachhaltigkeits-Anstrengungen lobenswert. So erreichte Signify bereits im Jahr 2020 die CO2-Neutralität, die Nutzung von 100 Prozent erneuerbarem Strom in allen Geschäftsbereichen und es landet kein Abfall auf der Mülldeponie. Außerdem treibt man ein Zero Waste Programm voran und engagiert Lieferanten für eine nachhaltige Lieferkette.
Die Ziele bis 2025 sind die Verdoppelung der nachhaltigen und kreislauforientierten Umsätze, die Verdoppelung des Anteils weiblicher Führungskräfte und die Verdoppelung des Tempos, mit dem das Pariser Abkommen umgesetzt wird. Bis zum Ende des 1. Quartals stiegen die Kreislauferträge von 16 Prozent auf 19 Prozent des Gesamtumsatzes der Gruppe, die nachhaltigen Erträge von 16 Prozent auf 23 Prozent und der Anteil weiblicher Führungskräfte von 17 Prozent auf 24 Prozent. Die Kohlenstoffemissionen sind um 18 Millionen Tonnen gesunken und nähern sich dem Ziel von 340 Millionen Tonnen. Wie die Ziele des Nachhaltigkeitsprogramms "Brighter Lives, Better World 2025" konkret aussehen, zeigt die nachfolgende Grafik aus einer Signify-Publikation.
Beim ESG Risk Rating von Sustainalytics kommt man auf 13,1 Punkte, was gleichbedeutend mit geringen Risiken ist und Platz eins unter 179 Unternehmen in der Industriegruppe "Elektrische Ausrüstung" bedeutet. Die Exposition gegenüber branchenspezifischen wesentlichen ESG-Risiken stuft Sustainalytics als durchschnittlich ein und das Management der ESG-Risiken als stark. Seit dem Börsengang im Jahr 2016 ist man stets im Dow Jones Sustainability World Index vertreten und 2017, 2018 und 2019 war man sogar Branchenführer.
Moderate Bewertungsrelationen
Geschäftlich gesehen hat Signify mit dem klassischen Beleuchtungsgeschäft zu kämpfen, das sich strukturell im Niedergang befindet. Im ersten Quartal sprang trotzdem ein mehr als verdoppelter Gewinn von 60 Millionen Euro heraus. Auch der Umsatz stieg dennoch um zwölf Prozent auf rund 1,6 Milliarden Euro, wobei das zukunftsträchtige LED-Geschäft über 80 Prozent der Erlöse ausmachte.
Zum Thema LED ist folgendes erwähnenswert: Heutzutage werden laut Signify etwa 13 Prozent des weltweiten Stroms für die Beleuchtung verwendet. Durch digitale LED-Technologie biete man Lichtquellen an, das bis zu 80 Prozent energieeffizienter sei. Damit sei der Anteil am Stromverbrauch für Beleuchtung auf dem besten Weg, bis 2030 auf acht Prozent zu sinken. Dank der führenden Position in der Beleuchtungsindustrie nimmt Signify beim weltweiten Umstieg von konventioneller auf LED-Beleuchtungstechnologie für sich eine wichtige Rolle auf dem Weg zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft in Anspruch.
Geschäftlich ist es ansonsten so, dass der Vorstand im Gesamtjahr 2021 auf vergleichbarer Basis auf einen Anstieg von drei bis sechs Prozent abzielt. Bei der Marge strebt man beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen eine Spanne von 11,5 bis 12,5 Prozent an, nach 10,7 Prozent im Vorjahr.
Der Analystenkonsens sieht den Gewinn je Aktie in diesem Jahr von 2,51 Euro auf 3,61 Euro steigen. Bis 2024 sollen daraus 5,56 Euro werden. Geht die Rechnung auf, wäre das auf letztgenannter Basis gleichbedeutend mit einem geschätzten KGV von 9,4. Das ist ein sehr moderater Wert. Die durchschnittliche Dividendenprognose für das laufende Jahr bewegt sich bei 1,59 Euro je Anteilsschein. Daraus errechnet sich eine Rendite von immerhin rund drei Prozent. Somit können die Signify-Aktien nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit punkten, sondern auch mit recht günstigen Bewertungsrelationen.