Die Schweizer Investmentbank Credit Suisse (CS) wagt einen vorsichtigen Blick in die Zukunft und filtert langfristige gesellschaftliche Strömungen heraus, die Wirtschaft und Politik in den nächsten Jahrzehnten beeinflussen werden - die "Megatrends". Ihre Prognose: Menschen werden künftig noch mehr Wert auf Sicherheit legen, die Politik investiert mehr in Infrastruktur. Die Wirtschaft wird digitaler, die Gesellschaft älter. Auch die Lebenswelt der jungen Generation steht im Fokus.

Wenn Aktionäre diese Trends erkennen und frühzeitig investieren, ergeben sich vielfältige Chancen. Dadurch seien Anleger weniger von den täglichen Schwankungen der Finanzmärkte betroffen, schreibt Nannette Hechler-Fayd’herbe, Leiterin des Bereiches Investment Strategy & Research der Credit Suisse in der Studie. Durch die Diversifizierung verbessere sich zudem das Risiko-Ertrags-Profil des Portfolios, erwartet Michael Strobaek, Investmentchef des Schweizer Geldhauses.

Auf den folgenden Seiten stellen wir diese Trends vor. Zusätzlich empfiehlt die BO-Redaktion Aktien, mit denen Anleger langfristig daran teilhaben.

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Megatrend Sicherheit



Die Mittelschicht westlicher Gesellschaften legt großen Wert auf Sicherheit und Schutz, schreiben die Analysten. Die Menschen sorgten sich wegen des scheinbar unkontrollierten Migrationsstromes und fürchteten sich vor der Zunahme des Terrorismus.

US-Präsident Donald Trump will die Verteidigungsausgaben erhöhen. Im nächsten Haushalt sollen die Verteidigungsausgaben um 52,3 Milliarden US-Dollar steigen. Diese Gelder wolle Trump für den Kampf gegen den Terror im Irak und in Syrien ausgeben - speziell für neue Flugzeuge, Helikopter und Drohnen und Cybersicherheit.

Trump fordert von den Verbündeten, die Nato-Zusagen einzuhalten, und mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Verteidigung auszugeben. Beim Nato-Gipfeltreffen in Brüssel am Donnerstag bekräftigte der US-Präsident seine Forderung, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. "Das ist nicht fair gegenüber dem Volk und den Steuerzahlern in den USA", sagte er.

Die europäischen Partner gaben 2016 nach Angaben der Nato nur 1,47 Prozent des BIP dafür aus - die US-Amerikaner hingegen 3,61 Prozent. Nur Großbritannien (2,17) und Polen (2,01) erfüllen die Auflagen bereits. Deutschland (1,2) und Frankreich (1,79) sicherten bereits zu, den Militäretat zu erhöhen. Um die Nato-Vorgaben zu erreichen müsse Deutschland bis zu 25 Milliarden Euro pro Jahr mehr ausgeben, sagte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel kürzlich.



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Empfehlung der Redaktion: Airbus-Aktie



Wenn diese Regierungspläne auch wirklich in die Tat umgesetzt werden, könnte der deutsch-französische Flugzeug- und Rüstungshersteller Airbus davon profitieren.

Die Rüstungssparte "Defence and Space" trägt rund 18 (Vj.: 20) Prozent zum Umsatz von Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern bei.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres überzeugte der MDax-Konzern nicht wirklich. Der Überschuss stieg zwar um 50 Prozent auf 608 Millionen Euro. Aber nur, weil Airbus rund 75 Prozent des Rüstungselektronikgeschäfts an den US-Finanzinvestor KKR für 560 Millionen Euro verkauft hatte. Der Auftragseingang ging um rund die Hälfte auf 3,8 Milliarden Euro zurück. Für das Gesamtjahr 2017 ist der Konzern optimistischer: Der Gewinn solle um fünf Prozent steigen. Analysten erwarten nach Angaben von Bloomberg einen Erlös von 68,2 Milliarden Euro, für 2018 sogar 74 Milliarden. 2016 lag dieser Wert noch bei 66,6 Milliarden Euro.

In den vergangenen zwölf Monaten stieg die Aktie um rund 40 Prozent. Für 2017 wird eine Ausschüttung von 1,40 Euro erwartet, fünf Cent mehr als im Vorjahr. Damit würden Anteilseigner eine Dividendenrendite von 1,85 Prozent erzielen.

In den Analysehäusern kommt die Aktie gut an. Die CS etwa erwartete, dass die Margen langfristig wieder steigen. Die Deutsche Bank wies auf die Abhängigkeit vom Wechselkurs EUR/USD hin: Der schwache US-Dollar belaste. Die Kaufempfehlung behielt das Geldhaus aber bei.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 78,00 Euro
Stoppkurs: 69,00 Euro

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Megatrend Infrastruktur



Weltweit gäben Regierungen immer mehr für Infrastruktur aus, schreibt die Credit Suisse. Im Fokus stehe dabei der Verkehr. Aktuell debattiere der US-Kongress etwa über zusätzliche Infrastrukturausgaben in Höhe von einer Billion US-Dollar.

Das Bundesverkehrsministerium hatte kürzlich die Mittel für den Erhalt, Aus- und Neubau von Straßen, Schienen und Wasserwegen um knapp 40 Prozent auf rund 14 Milliarden Euro erhöht. Bis 2030 stellt der Bund insgesamt 269,6 Milliarden Euro zur Verfügung.



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Empfehlung der Redaktion: HeidelbergCement-Aktie



Von den wachsenden Ausgaben in die Infrastruktur profitieren Unternehmen wie der Dax-Konzern HeidelbergCement.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres verdiente der Konzern operativ weniger: Der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBT) ging um drei Prozent auf 383 Millionen Euro zurück. Verantwortlich dafür seien die Preisrückgänge in den Schwellenländern gewesen, erklärte der Konzern mit Bekanntgabe der Q1-Zahlen. Aber im Kerngeschäft sieht es gut aus: Der Absatz von Zement stieg um 58 Prozent.

Trotz des Rückgangs im ersten Quartal bekräftigte der Konzern seinen Ausblick: Der Gewinn soll - etwa durch Preiserhöhungen - um fünf bis zehn Prozent steigen. Die Heidelberger übernahmen Mitte des vergangenen Jahres den italienischen Zementhersteller Italcementi. Durch Konsolidierungseffekte erwartet der Dax-Konzern, dass der Umsatz von 15,2 Milliarden Euro in 2016 auf 17 Milliarden Euro steigt.

Auf dem lukrativen US-Markt läuft es gut. Dort erzielte der Konzern im ersten Quartal rund ein Fünftel der Umsätze. In dem größten Einzelmarkt hatte HeidelbergCement kürzlich für rund 150 Millionen Dollar bestehende Kapazitäten ausgeweitet.

Trump stellte große Investitionen in die marode US-Infrastruktur in Aussicht. Das HeidelbergCement-Management ist zuversichtlich, davon zu profitieren. Im laufenden Jahr soll der Gewinn dort deutlich steigen. An der Ausschreibung für die geplante Grenzmauer der USA zu Mexiko habe der Konzern nicht teilgenommen, sagte Chef Bernd Scheifele bei der Bilanzpressekonferenz Mitte März.

Weitere Chancen ergeben sich für das exportstarke Unternehmen von einem schwachen Euro. Durch die niedrigen Zinsen sind zudem weitere Investitionen möglich.

Für 2017 erwarten Analysten eine Ausschüttung von zwei Euro je Aktie, noch 1,60 Euro für 2016. Beim derzeitigen Kurs erzielen Anleger damit eine Dividendenrendite von 1,91 Prozent.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 94,00 Euro
Stoppkurs: 80,00 Euro

Auf Seite 6: Megatrend Digitalisierung





Megatrend Digitalisierung



Die Credit Suisse bezeichnet die Digitalisierung als "eines der sich am schnellsten ausbreitenden Phänomene" der vergangenen Jahre - mit viel Potenzial. Das sieht das Bundeswirtschaftsministerium ähnlich: Durch eine digitale Industrie könne Deutschland bis 2025 zusätzlich 425 Milliarden Euro an Wert schöpfen. Die Produktivität steigere sich dadurch um bis zu 30 Prozent, die Effizienz jährlich um 3,3 Prozent. Kosten 2,6 Prozent pro Jahr ließen sich dadurch sparen.

Durch Digitalisierung entstünden neue, digitale Geschäftsmodelle, schreiben die CS-Analysten.



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Empfehlung der Redaktion: Siemens-Aktie



In der so genannten "Digital Factory"-Sparte stellt Siemens Hard- und Software bereit, um die Entwicklung, Produktion und Lieferung von Produkten vernetzen. Die gesamte Wertschöpfungskette solle damit digitalisiert werden. Neue Produkte könnten virtuell entwickelt, verbessert und individualisiert werden.

Siemens gehört nach eigenen Angaben zu den zehn größten Softwarekonzernen der Welt. Der Konzern hat in den vergangenen Jahren das Geschäft stark forciert. In den vergangenen zehn Jahren hat der Konzern Softwarefirmen wie UGS oder CD-adapco für insgesamt zehn Milliarden Euro übernommen. Im vergangenen Jahr kauften die Bayern das US-Unternehmen Mentor Graphic für 4,5 Milliarden Dollar, das Software für die Konstruktion von Halbleitern herstellt.

Auch die Zahlen des Münchener Konzerns können sich sehen lassen. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2017/2018 stiegen die Umsatzerlöse um fünf Prozent auf 20,22 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern blieb mit 1,5 Milliarden Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten Analysten einen Umsatz von 81 Milliarden Euro (2015/2016: 79,6 Milliarden Euro).

In der "Digital Factory" stiegen die Aufträge im zweiten Quartal um neun Prozent auf 2,9 Millionen Euro an. Damit erzielte die Sparte Umsatzerlöse in Höhe von 2,71 Millionen Euro, 13 Prozent mehr als im Vorjahr - von allen Segmenten die größte Steigerung. Treiber seien hier vor allem die große Nachfrage aus der Automobil- und Maschinenbauindustrie nach kurzzyklischen Geschäften gewesen.

Siemens ist für die digitale Zukunft gut gerüstet. Die Digital-Spalte ist zwar noch sehr klein, hat aber durch das starke Wachstum langfristig viel Potential.

Die Siemens-Aktie lockt zudem mit einer Dividendenrendite von 2,82 Prozent. Analysten rechnen mit einer Ausschüttung von 3,80 Euro je Aktie für das laufende Geschäftsjahr.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 150,00 Euro
Stoppkurs: 113,00 Euro

Auf Seite 8: Megatrend Alterung





Megatrend Alterung



Die Bevölkerung wird immer älter. Bis 2050 dürfte die Zahl der über 60-Jährigen auf 2,1 Milliarden ansteigen - und sich damit mehr als verdoppeln im Vergleich zu 2015 (900 Millionen), schreiben die CS-Analysten. 60 Prozent der Frauen und knapp die Hälfte der Männer, die zwischen 2000 und 2005 geboren worden sind, dürften mindestens 80 Jahre alt werden.

Auf die ältere Bevölkerung entfallen rund 75 Prozent der Gesundheitsausgaben. 80 Prozent der älteren Bevölkerung würden an mindestens einer chronischen Erkrankung leiden. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes kosteten Krankheiten von über 65-Jährigen in Deutschland 2006 rund 111 Milliarden Euro.



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Empfehlung der Redaktion: Bayer-Aktie



Der Dax-Konzern Bayer steht derzeit hauptsächlich wegen der 66 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto im Fokus. Doch der Wachstumstreiber des Unternehmens ist die Pharmaspalte.

Im ersten Quartal des laufendenden Geschäftsjahres steigerte Bayer den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 14,5 Prozent auf 3,85 Milliarden Euro. Die Pharmaspalte trug dazu 1,5 Milliarden Euro bei und wuchs um 18,9 Prozent.

Ältere Menschen erkranken am häufigsten an Herzleiden und Krebs. Die Umsätze von Bayer mit Medikamenten gegen diese oder deren Symptome stiegen im ersten Quartal. Allein mit dem Blutverdünner Xarelto setzte der Konzern 751 Millionen Euro (Gesamt: 13,24 Milliarden Euro, davon Pharma: 4,26 Milliarden) um, ein Wachstum von 21,7 Prozent. Gerinnungshemmer werden nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall verschrieben.

Kürzlich erhöhte Bayer die Prognose für das laufende Jahr. Bei der Kunststofftochter Covestro läuft es überraschend gut. Das Ebitda solle um rund zehn Prozent steigen (2016: 10,79 Milliarden Euro), der Umsatz solle sich auf 51 Milliarden Euro erhöhen (46,77 Milliarden).

Bayer könnte von der alternden Gesellschaft stark profitieren. Damit ergibt sich vor allem in der Pharma-Spalte und speziell dem Verkauf von Blutverdünnern und Krebsmedikamenten weiteres Wachstumspotential. Der Patentschutz vieler wichtiger Produkte gilt noch mehrere Jahre.

Analysten erwarten zudem für 2017 eine Steigerung der Dividende von 2,70 Euro auf 2,85 Euro.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 127,25 Euro
Stoppkurs: 83,45 Euro

Auf Seite 10: Megatrend Millenials





Megatrend Millenials



Die Hälfte der Weltbevölkerung ist jünger als 34. In den Wünschen und Bedürfnissen der sogenannten "Millenials" ergeben sich für zukunftsorientierte Anleger ebenfalls Chancen.

Doch was macht diese Generation aus? Die junge Generation sei sehr technikaffin, schreiben die CS-Analysten. Nach Angaben von statista.com erzielten die stationären Geschäfte in Deutschland 2013 einen Umsatz von 448 Milliarden Euro, der Online-Verkauf nur 27 Milliarden Euro. 2020 sollen im Einzelhandel nur noch 405 Milliarden Euro umgesetzt werden, im Internet hingegen schon 77 Milliarden Euro.

Die "Millenials" seien zudem eine "aktive Generation" mit "Drang nach Abenteuer und Spaß", gab die Schweizer Investmentbank an. Die Mitglieder nähmen verstärkt an Marathons teil oder besuchten Fitnessstudios.



Auf Seite 11: Empfehlung der Redaktion





Empfehlung der Redaktion: Adidas-Aktie



Dieser Megatrend scheint wie gemacht für den Dax-Konzern Adidas. Im vergangenen Jahr gaben 36 Prozent der 18-35-Jährigen bis zu 500 Euro für Sportbekleidung aus. Rund sechs Prozent der Personen, die in den letzten 12 Monaten vor der Erhebung Sportschuhe oder Sportbekleidung gekauft hatten, kauften online. Die Herzogenauracher setzen verstärkt auf ihren Webshop.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres setzte der Konzern 19 Prozent mehr um: 5,7 Milliarden Euro. Der Gewinn wuchs um ganze 30 Prozent auf 455 Millionen Euro. Treiber war vor allem das Geschäft in Nordamerika. Der Umsatz dort stieg währungsbereinigt um 36 Prozent auf 988 Millionen Euro. Vor allem die Kategorien Running, Training und Outdoor trugen dazu bei. Der Konkurrent Nike steigerte im ersten Quartal den Umsatz nur um fünf Prozent.

Auch die Aussichten für das gesamte laufende Jahr sind gut: Der Konzern rechnet mit einem Anstieg des Betriebsergebnisses um 18 bis 20 Prozent.

Adidas kündigte kürzlich an, den Online-Handel massiv ausbauen zu wollen. Bis zum Jahr 2020 solle dieser von derzeit zwei Milliarden Euro auf vier Milliarden Euro zunehmen. Dadurch würden die Margen deutlich steigen. Denn mit dem Vertrieb im Internet behält der Konzern die gesamten Einnahmen ein. Im stationären Handel bekommen die Händler einen Teil davon ab.

Die Adidas-Aktie läuft und läuft und läuft. Im vergangenen Jahr hatte das Papier um mehr als 60 Prozent zugelegt - und ist damit zu zweiten Mal in Folge Spitzenreiter im Dax gewesen. Auch 2017 scheint die Rekordjagd weiterzugehen: Seit Jahresbeginn stieg das Papier um rund 14 Prozent.

Anleger erhielten für das vergangene Jahr eine Dividende von zwei Euro. Für 2017 erwarten Analysten 2,30 Euro.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 184,00 Euro
Stoppkurs: 157,00 Euro