Bereits 1963 stellte Songwriter Bob Dylan in einem seiner Lieder fest: "The Times They Are a-Changin’" - die Zeiten ändern sich. Die Welt verändert sich ständig. Diese permanenten Veränderungen sind mit Blick auf die Entwicklung der Menschheit völlig normal und keineswegs außergewöhnlich.
Trotzdem sind zwei Dinge entscheidend anders als früher: Die Kurzlebigkeit von Informationen hat stark zugenommen und eine Megatrend-Welle verändert unser Leben mit bisher nicht gesehener Wucht. Ein Beispiel etwa ist der von US-Präsident Donald Trump bevorzugte stakkatoartige Kommunikationsstil via Twitter. Gönnt er doch den Börsianern kaum noch eine Verschnaufpause. Megatrends wiederum existieren gleichzeitig in so gehäufter Form wie nie zuvor, und ihre Adaption, etwa auf technologischer Ebene, erfolgt oft schneller denn je.
Megatrends wirken langfristig
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, ist eine Liste mit Schlagworten zu aktuellen Megatrends durchaus lang: Da wären Alterung/Demografie, (Elektro-)Mobilität/Autonomes Fahren, (Cyber-)Sicherheit, Gesundheit, Individualisierung, Globalisierung, Automatisierung/Robotik, Freizeit/Reisen, Konnektivität, Digitalisierung, E-Commerce, Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz, Virtuelle/Augmented Realität, bargeldloses Bezahlen, Bildung, Urbanisierung, Gender Shift, Infrastruktur, unzufriedene Gesellschaften/multipolare Welt, Millennials, Klimawandel, Aufstieg der Schwellenländer, Recycling etc.
Mit den Worten von Pictet Asset Management lassen sich Megatrends als starke soziale, demografische, umweltbezogene und technologische Kräfte des Wandels definieren, die unsere Welt neu gestalten. Außerdem haben Megatrends epochalen Charakter. Ihre Halbwertszeit (die Zeit bis zum Zenit ihrer Wirksamkeit) dauert mehrere Jahrzehnte an.
Das alles entscheidende Merkmal ist aber weniger die Dauer, sondern der "Impact", wie die Zukunftsforscher beim Zukunftsinstitut in Frankfurt erklären. Megatrends verändern nicht nur einzelne Segmente oder Bereiche des sozialen Lebens oder der Wirtschaft, sondern sie formen ganze Gesellschaften grundlegend um. Wegen des Langfristcharakters sind Megatrends gerade in der aktuellen Zeit für Investoren interessant. Denn weil es sich um voraussichtlich lange anhaltende Strömungen handelt, sollten sie etwas weniger abhängig vom Konjunkturzyklus sein als andere Bereiche, die keinem Megatrend zuzuordnen sind.
Momentan könnte dies dann von besonderer Bedeutung sein, wenn wir uns - wie oft unterstellt - in der Spätphase des Konjunkturzyklus befinden. Beobachtet haben das unter anderem die Analysten von Canaccord Genuity, wonach jüngst in den OECD-Ländern ein volkswirtschaftlicher Abschwung zu registrieren war. Wie es heißt, ähnelt dieser in seiner Breite den Einbrüchen in den Jahren 2000 und 2007, auf die jeweils zwei Jahre später Rezessionen folgten.
Ob sich die Geschichte tatsächlich wiederholt oder es sich nur um eine temporäre Wachstumsschwäche handelt, ist momentan schwer einzuschätzen. Zugenommen hat aber auf jeden Fall die wirtschaftspolitische Unsicherheit. Zumindest signalisiert das laut der Schweizer Privatbank Julius Bär der jüngste Anstieg des aus Daten von 19 Ländern ermittelten Global Economic Policy Uncertainty Index.
Auf Seite 2: Umbruch als Chance sehen
Umbruch als Chance sehen
Das derzeit teilweise etwas schwer zu durchschauende Marktumfeld kann auf die Psyche mancher Anleger verunsichernd wirken. Zudem dürften viele Investoren die zahlreichen Megatrends als Bedrohung wahrnehmen. Der Grund: Sie führen zu Veränderungen, deren Folgen sich nicht exakt prognostizieren lassen. Aber anstatt sich in Zurückhaltung zu üben, sollten Megatrends vielmehr als Chance begriffen werden, daran mitzuverdienen. Denn der Wandel findet statt, ob man möchte oder nicht. Wer die entscheidenden Trends verschläft, bleibt auf der Strecke - sei es als Unternehmen oder als Anleger.
Weil es derzeit überall auf der Welt viele Umbruchbewegungen gibt, kann sich kaum eine Branche in Sicherheit wiegen. Und wie schnell ein Aus besiegelt sein kann, zeigt Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, mit Blick auf die Vergangenheit: "Analogkameras beispielsweise erzielten 1998 noch einen Verkaufsrekord von weltweit knapp 40 000 Stück pro Jahr. 2005, nur sieben Jahre später, tendierte der Umsatz gegen null. Ein ähnliches Muster war auch bei Digitalkameras zu beobachten, die 2010 mit etwa 110 000 Stück einen neuen Umsatzrekord erreichten und von denen im Jahr 2014 nur noch etwa 30 000 nachgefragt wurden - dem Alleskönner Smartphone geschuldet. Sobald sich eine technologische Innovation also durchsetzt und etabliert, schrumpft die Nachfrage nach den ‚alten‘ Produkten rapide."
Trends und die Börse
All diese Themen haben natürlich einen starken Einfluss auf die Börse. Das zeigt sich deutlich an der Rangliste der wertvollsten börsennotierten Konzerne weltweit. Vor zehn Jahren fanden sich in den Top Ten noch Firmen wie Exxon, BP und AT & T. Lediglich der US-Softwarekonzern Microsoft hat es geschafft, einen Spitzenplatz bis heute zu verteidigen.
Wie sehr Megatrends die (Börsen-)Welt verändern, dokumentiert aber nichts besser als der rasante Aufstieg der Technologiebranche. Technologie diktiert nicht nur immer mehr unser Alltagsleben, sondern die in dem Segment führenden Konzerne geben auch an den Aktienmärkten weltweit den Ton an. Facebook, Apple, Amazon, Microsoft, Alphabet, Baidu, Alibaba und Tencent (FAAMA und BAT) zusammen sind mehr wert als alle Aktien aus der Eurozone.
Vor diesem Hintergrund kommt es zu der Grundüberlegung, dass Megatrend-Aktien prädestiniert dafür sind, in günstigen Marktphasen besonders gut abzuschneiden. Aber auch schwierigere Marktphasen sollten sie zwar nicht komplett schadlos, aber zumindest besser überstehen als viele andere (Aktien-)Investments. Das klingt vielversprechend, allerdings gibt es auch einige Tücken zu beachten. So stecken hinter Megatrends oft komplexe Sachverhalte, deren Folgen für einzelne Unternehmen nicht immer einfach abzusehen sind.
Die auch auf thematische Investments spezialisierten Experten von Pictet Asset Management geben deshalb folgende Warnung: "Megatrends zu analysieren und zu verstehen, ist eine komplexe Aufgabe, die zudem ein breites Spektrum an Fähigkeiten erfordert." Zumal die umfangreiche mediale Begleitung von Megatrends zu einer regen Nachfrage nach Investments aus diesem Bereich und somit nicht selten zu anspruchsvollen Bewertungen der jeweiligen Unternehmen beiträgt.
Auf Seite 3: Megatrends auf einen Blick
Megatrends auf einen Blick
Auf den folgenden Seiten stellt BÖRSE ONLINE sechs Anlageideen aus unterschiedlichen Themenbereichen vor, die vieles mitbringen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Adesso-Aktie: Überzeugende Wachstumsstory
Wie in der Einleitung beschrieben, leben wir inmitten einer Welle von Megatrends. Damit Unternehmen in so einem Umfeld auf der Höhe der Zeit bleiben, benötigen sie zur Umsetzung von technologischen Fitnesskuren oft externe Beratung und Hilfe. Das bringt einen im deutschsprachigen Raum mit führenden IT-Dienstleister wie Adesso ins Spiel.
Mit mehr als 2800 Mitarbeitern helfen die Dortmunder ihren Kunden bei der Optimierung von Kerngeschäftsprozessen durch Beratung und Softwareentwicklung sowie bei derReduktion von Betriebskosten. Die Geschäfte laufen gut, was die Zahlen zum ersten Quartal 2018 zeigen. Ein neuer Höchstwert beim Umsatz wurde erreicht, die Ebitda-Marge stieg von 6,8 auf 8,1 Prozent. Zudem rechnet der Vorstand angesichts der Auftragslage und dem derzeitigen Marktumfeld mit einer anhaltend guten Entwicklung.
Analysten sehen den Umsatz von 2017 bis 2022 deutlich von 321,59 Millionen auf 512,4 Millionen Euro wachsen. Mit dem Gewinn je Aktie soll es sogar von 1,79 Euro auf 5,07 Euro nach oben gehen. Das entspräche einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von nur gut elf. Gemessen an den Wachstumsaussichten scheint das sehr niedrig zu sein. Zumal die Adesso-Mitarbeiter interessierten Kunden auch dabei helfen, die digitale Transformation auf die weltweit führende Customer-Experience-Plattform von Salesforce, einem Anbieter von Cloud-Computing-Lösungen, umzusetzen.
Das heißt für Adesso, man profitiert teilweise auch von der regen Nachfrage nach den Salesforce-Produkten. Der Unterschied zu dem US-IT-Unternehmen ist, dass dessen Aktien derzeit ein KGV von gut 84 haben, also deutlich teurer sind.
Befesa-Aktie: Recyceln kommt gut an
Der Klimawandel und ein gestiegenes Umweltbewusstsein beflügeln den Trend hin zu nachhaltigerem Wirtschaften. Das begünstigt Unternehmen, die sich auf Recycling ausgerichtet haben. Dazu zählt der Umweltdienstleister Befesa, der sich sowohl auf das Recycling industrieller Reststoffe aus der Stahlindustrie und Recyclingdienste für Aluminium und Salzschlacken als auch auf zugehörige logistische und andere Industriedienstleistungen spezialisiert hat.
Das Unternehmen verarbeitet jährlich über 1,3 Millionen Tonnen an Reststoffen und produziert über 600 000 Tonnen neue Materialien, die man wieder auf dem Markt einführt. Dadurch trägt die Gesellschaft zu einem geringeren Verbrauch von natürlichen Ressourcen bei. In Sachen Recycling von Stahlstaub und Aluminiumsalzschlacken hat Befesa in Europa Marktanteile von jeweils 45 bis 50 Prozent inne. Es handelt sich somit um einen eindeutigen Marktführer in einem Nischensegment, der durch hohe Eintrittsbarrieren vor Konkurrenten geschützt ist.
Risiken bestehen unter anderem in volatilen Rohstoffpreisen (insbesondere Aluminium und Zink) und weiteren Anteilsverkäufen durch Großaktionär Triton. Unter dem Strich ist derzeit aber das Chance-Risiko-Verhältnis als gut einzustufen. Dafür spricht auch ein von Analysten von 2017 bis 2019 unterstellter Gewinnanstieg je Aktie von 2,00 auf 3,55 Euro. Daraus ergibt sich eine moderate Bewertung.
Zusammen mit einem Chartbild, das mit einem intakten Aufwärtstrend überzeugt, reicht dies aus, um den Wert von "Beobachten" auf "Kaufen" hochzustufen. Die Nebenwertespezialisten der Berenberg Bank halten bei dem zu 28 Euro an den Markt gekommenen Titel Kurse von 55 Euro für angemessen.
China Water Affairs-Aktie: Wasseraktie macht die Bären nass
Wasser ist ein unersetzliches Lebenselixier, und eine gute Versorgung mit Wasser ist unerlässlich für ein normales Leben in einer zivilisierten Gesellschaft. Diese Ausgangslage beschert Unternehmen, die auf das Geschäft mit dem blauen Gold ausgerichtet sind, ein lukratives Umfeld.
Die China Water Affairs Group hat sich das zunutze gemacht und im Geschäftsjahr 2017/18 (31. März) den Umsatz und das bereinigte Ebitda um 33 Prozent beziehungsweise 38 Prozent auf 7,6 Milliarden respektive 3,3 Milliarden Hongkong-Dollar erhöht. Die Anleger waren damit offensichtlich zufrieden.
Denn während chinesische Aktien zuletzt in einen Bärenmarkt gerutscht sind, hat sich China Water Affairs dem Abwärtstrend komplett entzogen. Stattdessen sind die Anteilscheine des hauptsächlich im Bereich der städtischen Wasserversorgung tätigen Unternehmens sogar auf neue Rekordstände vorgerückt. Insgesamt steht jetzt seit Oktober 2008 ein Anstieg von 0,69 auf 9,03 Hongkong-Dollar sowie ein daraus resultierender charttechnischer Aufwärtstrend zu Buche.
Der Konzern betreibt auch Kläranlagen und ist somit über eine breite Wertschöpfungskette hinweg aktiv. Die Tageskapazität betrug Ende März 8,49 Millionen Kubikmeter und umfasste 58 Städte in China, darunter Peking, Tianjin, Chongqing und Guangdong.
Die Analysten von Edison sehen den Gewinn je Aktie von 2016/17 bis 2019/20 von 0,554 auf 0,882 Hongkong-Dollar steigen. Damit wäre das KGV für das übernächste Jahr auf nur gut 10 zu taxieren. Großes Interesse an erreichten Ergebnisprognosen dürften Vorstandschef und Gründer Duan Chuan Liang sowie der japanische Finanzdienstleister Orix Corp. haben, halten sie doch 29,2 und 18,2 Prozent der Aktien.
Electronic Arts-Aktie: Spielend von einem Hoch zum nächsten
Videospiele mögen nicht so wichtig erscheinen wie beispielsweise Fortschritte in der Gentherapie-Forschung. Aber es handelt sich hierbei dennoch um einen riesigen Trend, der aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken ist. Startet man eine Umfrage unter Kindern und Teenagern, wie viele Videospiele und wie viele Fußball spielen, dann haben die Videospiele meistens die Nase vorn.
Laut dem Datensammler Statista generieren Videospiele in diesem Jahr global Umsätze von gut 61 Milliarden Euro. Bis 2002 dürfte diese Zahl um 4,9 Prozent pro Jahr auf fast 74 Milliarden Euro ansteigen. Ein anhaltendes Wachstum also, was die Geschäfte bei einem Branchenführer wie Electronic Arts beflügeln sollte.
Der US-Hersteller von Computer- und Videospielen, der über Blockbuster-Marken wie The Sims, Madden NFL, EA Sports FIFA, Dragon Age und Plants vs. Zombies verfügt, versucht mit dem Origin-Access- Dienst ein Abomodell am Markt zu etablieren. Abonnenten erhalten für 15 Dollar pro Monat Zugriff auf alle neuen Spiele.
Außerdem wollen die Kalifornier noch mehr als bisher auch von der wachsenden Begeisterung für E-Sport profitieren. Die Zahl der E-Sport-Fans soll laut dem Gaming-Marktforscher Newzoo von 2017 bis 2021 von 335 auf 557 Millionen steigen. Bei professionellen E-Sport-Wettkämpfen geht es mittlerweile um Preisgelder in sechs- und siebenstelliger Höhe.
Analysten sind aufgrund dieses riesigen Marktpotenzials sehr zuversichtlich gestimmt, was die künftigen Umsätze von Electronic Arts angeht. Sie rechnen im Schnitt von 2017/18 (31. März) bis 2022/23 mit einem Anstieg beim Ergebnis je Aktie von 4,38 Dollar auf 9,29 Dollar. Enorme Steigerungsraten.
Pictet Global Megatrend-Fonds: Megatrend-Anlagen im Neunerpack
Obwohl es eine Vielzahl von Megatrends gibt, sind Produkte, die gleich mehrere dieser Trends abdecken, rar. Anleger finden zumeist nur Fonds oder ETFs auf einzelne Megatrends.
Eine Ausnahme ist hier der Pictet Global Megatrend Selection Fonds. Dieser investiert mit monatlicher Anpassung und gleichmäßiger Gewichtung in neun Anlagethemen mit Megatrend-Charakter. Es handelt sich um die Themengebiete Landwirtschaft, saubere Energie, Digital, Gesundheit, Premiummarken, Robotik, Sicherheit, Holz und Wasser.
Der Fonds legt hauptsächlich in Aktien von Unternehmen an, die von demografischen, ökologischen und anderen langfristigen globalen Trends profitieren. Ein eigener Beirat mit namhaften Wissenschaftlern, Unternehmensleitern und Akademikern betreut jede zugrunde liegende thematische Anlagestrategie.
Das dient Pictet zum Abgleich der eigenen Einschätzungen mit denen der Bereichsexperten und hilft dabei, das Regulierungsumfeld und die Trends besser zu verstehen. Das Konstrukt kommt seit der Lancierung am 31. Oktober 2008 auf eine annualisierte Performance von gut zwölf Prozent pro Jahr. Kein schlechtes Basisinvestment für Anleger, die den Bereich Megatrends breit abdecken wollen.
Vontobel Gene Therapy Performance-Index: Schlüsseltechnologie verheißt Kursgewinne
Die Gesundheitsindustrie ist laut Investment-Boutique Bellevue Asset Management einer der attraktivsten Wachstumsmärkte. Die weltweit steigende Lebenserwartung in Verbindung mit einer globalen Verwestlichung des Lebensstils führen zu einer starken Zunahme von Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes, Alzheimer und Krebs. Das wiederum zieht eine steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen nach sich. Einen der spannendsten Bereiche stellt hier die Gentherapie dar.
Diese hat einen revolutionären Charakter, indem sie es erstmals in der Geschichte der Medizin ermöglicht, Krankheiten ursächlich zu behandeln, anstatt nur Symptome zu lindern. Im Idealfall können dadurch in Zukunft sogar Schwerstkranke mit Gendefekten geheilt werden. Das Schweizer Bankhaus Vontobel ist gerade dabei, das Thema durch die Auflage des Vontobel Gene Therapy Performance-Index mithilfe eines noch bis zum 13. Juli zeichenbaren ETFs investierbar zu machen. Noch hat das Produkt keine Performance-Historie aufzuweisen, aber Bellevue Asset Management hat die 16 ETF-Mitglieder einem Härtetest unterzogen.
Mit dabei sind so bekannte Namen wie Celgene, Gilead Sciences, Lonza, Novartis und Shire, aber auch kleinere Unternehmen wie Abeona Therapeutics und Uniqure. Das hat System: Vontonbel will 50 Prozent des ETF in etablierte Unternehmen investieren und 50 Prozent in innovative Newcomer. Auch bei den Einzelwerten herrscht Gleichstand - alle 16 Aktien sind anfangs gleich hoch gewichtet und werden zu bestimmten Stichtagen, wenn nötig, daran wieder angepasst. Das ist ein Qualitätsausweis - die Investment-Boutique verfügt im Gesundheitsbereich über viel Expertise.
Auf Seite 10: Interview - "Seien Sie offen für neue Ideen"
Interview: "Seien Sie offen für neue Ideen"
Felix Tran, Experte für thematisches Investieren bei der Bank of America Merrill Lynch, über aktuelle Mega-trends und die Frage, was Anleger beachten sollten.
BÖRSE ONLINE: Warum ist thematisches Investieren sinnvoller als der traditionelle Länder- oder Branchenansatz?
Felix Tran: Dafür gibt es verschiedene Gründe. So können bei einer starken Benchmark-Orientierung Chancen verpasst werden. Auch erfassen die GICS-Klassifikationen nicht alle neuen Geschäftsmodelle. Zudem ist strategische Asset-Allokation rückwärtsgewandt und berücksichtigt nicht alle neuen Trends und wirtschaftlichen Zukunftsperspektiven.
Welchen Rat geben Sie Anlegern, die in den Bereich Megatrends investieren wollen?
Seien Sie offen für neue Ideen, auch wenn sie unmöglich erscheinen. So glaubte vor zehn Jahren kaum jemand an fahrerlose Autos. Thematisches Investieren sollte neben einer guten Fundamentalanalyse als Ergänzung des Investmentprozesses gesehen werden.
Was sind die typischen Fehler von Anlegern bei thematischen Investments?
Einige Anleger mögen für "Hype"-Themen anfällig sein, beispielsweise Bitcoin 2017, Pokemon GO 2016. Obwohl alle von uns verfolgten 23 Themen langfristige Megatrends sind, ist es wichtig, den Ein- und Ausstiegspunkt zu "timen". Unsere thematische Zyklusgrafik hilft dabei, sich richtig zu positionieren. Das Modell favorisiert derzeit Big Data und Künstliche Intelligenz sowie Mobilität der Zukunft. Augmented Reality dagegen ist derzeit eher noch als lauwarm einzustufen.
Welche Investmentthemen können aktuell als günstig bewertet eingestuft werden?
Gemessen am Median-KGV auf Basis der geschätzten Gewinne für die kommenden zwölf Monate sind derzeit die Themen Wasser (13,8), Müllentsorgung (14,1), Nahrungsmittelsicherheit (14,1), Mobilität der Zukunft (14,1), Klimawandel (14,3), Smart Cities (15,4), Energieeffizienz (15,4) niedriger bewertet als der MSCI AC World mit 15,5.
Welche Megatrendthemen bergen aus Ihrer Sicht das größte Wachstumspotenzial?
In einem unserer Research-Berichte führen folgende Themen die Wachstumsrangliste an: Robo-Advisor Assets (+163,9 Prozent p. a. 2016 bis 2020), Augmented Reality (+133,3 Prozent p. a. 2015 bis 2021), Virtual Reality (+56,1 Prozent p. a. 2016 bis 2021) sowie Künstliche Intelligenz (+50,7 Prozent p. a. 2015 bis 2025).
Zur Person: Felix Tran ist thematischer Investment-Stratege bei der Bank of America Merrill Lynch Global Research