Anders als der Münchner Rivale BMW baut Mercedes-Benz seine Modelle mit Elektroantrieb auf einer eigenen Plattform - und die nimmt zunehmend Fahrt auf. Am vergangenen Dienstag präsentierten die Stuttgarter vor der Automesse in Peking ihre Luxusvariante eines stadttauglichen Geländewagens mit Elektroantrieb, den 5,13 Meter langen EQS SUV. Für November ist die Vorstellung des mit 4,85 Meter kürzeren E-SUVs EQE geplant, ebenfalls in China auf der Messe in Guangzhou. Bis dann sollte der große EQS SUV, der im US-Werk in Tuscaloosa, Alabama, vom Band läuft, bereits in den Garagen zahlungskräftiger Kunden aus Amerika und China stehen. Der Verkaufsstart ist für die zweite Jahreshälfte avisiert.
Mit seinen gewaltigen Ausmaßen soll das Luxusauto, das je nach Ausstattung zwischen 2,6 und fast 3,5 Tonnen wiegt, möglichst genau den Prestigevorstellungen der Käufer in diesen Ländern entsprechen. Die E-Modelle EQS und EQA als Limousine sind 2021 gestartet.
Weil Limousinen und SUVs auf einer gemeinsamen Plattformen gebaut werden, haben sie die gleichen Energiespeicher. Beim EQS reicht er für mehr als 500 Kilometer nach dem WLTP-Zyklus. Die von Mercedes entwickelten Batteriezellen sollen den Ladestrom über längere Zeit konstant halten, sodass 250 Kilometer Reichweite in nur 15 Minuten geladen werden können. Zudem hat Mercedes als erster Hersteller eine Zulassung für teilautonomes Fahren. Bis zu einer Geschwindigkeit von 60 Kilometer pro Stunde kann der Fahrer das Lenkrad loslassen. Damit wagen sich die Schwaben auf Neuland vor.
Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist der neue SUV "mehr als eine Ergänzung des Luxussegments bei Mercedes-Benz. Wir sehen eine ganze Reihe von Mercedes-Electric-only-Autos, die Kunden in den nächsten Jahren stark interessieren dürften, trotz der höheren Preise". Auch der EQA sei vom Start weg erfolgreich, sagt Dudenhöffer im Gespräch mit €uro am Sonntag. Dass Mercedes auch für Tuning-Partner AMG "electric only" als Weg definiert habe, sei konsequent und stärke die Marke.
Neue Impulse für die Aktie
Für die Aktie wird die bevorstehende Woche wichtige Impulse liefern: am Mittwoch die Bilanz für das erste Quartal, am Freitag die Hauptversammlung. Aktionäre erwarten fünf Euro Dividende pro Aktie, gegenüber 2021 fast das Vierfache. Die Absatzzahlen hat Mercedes bereits veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 15 Prozent weniger Autos ausgeliefert, insgesamt 501.600, vor allem wegen des Chipmangels.
Positiv für die Aktionäre: Die Top-Luxusmarke Maybach und die S-Klasse, die den größten Teil des Gewinns einspielt, lieferten 161 und 67 Prozent mehr aus. Die Marge, die im vierten Quartal mit 15 Prozent einen Rekordwert erreicht hatte, dürfte weiter zugelegt haben.
Mehr Absatz gab es auch bei Plug-in-Hybriden und Elektroautos. Mit 67.800 Fahrzeugen wurden 37 Prozent mehr ausgeliefert. 21.900 davon waren reine E-Autos, plus 210 Prozent. Die Strategie von Chef Ola Källenius, sich während des Chipmangels auf Modelle mit höheren Margen sowie auf E- und Hybridautos zu fokussieren, geht auf. Auf dem Kapitalmarkttag im Mai soll es Details zur Ausrichtung des Luxussegments und zur Elektromobilität geben.
Günstig: Der Widerstand bei 65
Euro ist kein Hindernis: Das KGV
ist niedrig, die Aussichten sind
gut, die Dividende ist attraktiv.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 75,00 Euro
Stoppkurs: 46,00 Euro