Käufer von reinen Elektroautos bekommen vom kommenden Jahr an weniger Unterstützung vom Staat - der Fördertopf soll gedeckelt werden. Subventionen für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge sollen Ende dieses Jahres komplett auslaufen. Die Bundesregierung einigte sich auf eine grundlegende Reform der Förderung, wie das Wirtschaftsministerium am Dienstag, 23.08.22 mitteilte.
Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) erklärte, die Elektromobilität habe den Übergang in den Massenmarkt geschafft. E-Fahrzeuge brauchten in absehbarer Zukunft keine staatlichen Zuschüsse mehr.
Kaufprämien nur noch für rein batterieelektrische Fahrzeuge
Der Übergang dahin werde nun aber mit einem neuen Konzept der Förderung gestaltet. Die Förderung solle auf rein batterieelektrische Fahrzeuge konzentriert werden. "Das sorgt für mehr Klimaschutz im Verkehr und setzt die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel zielgerichtet ein."
Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte zuvor vorgeschlagen, die Kaufprämien ("Umweltbonus") auch für reine E-Autos ganz abzuschaffen, um Geld einzusparen. Der Finanzminister pocht darauf, dass der Bund die in der Corona-Pandemie ausgesetzte Schuldenbremse 2023 wieder einhält. Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD, FDP und Grüne auf eine Reform der Förderung von E-Autos ab 2023 geeinigt.
Der neue Plan für den Umweltbonus
Geplant ist nun ein Förderdeckel. Laut Regierungskreisen stehen für die Förderung reiner E-Autos insgesamt 3,4 Milliarden Euro zur Verfügung - 2,1 Milliarden Euro für das Jahr 2023 und 1,3 Milliarden Euro für das Jahr 2024.
Für reine E-Autos gibt es mehrere Reformschritte. In einem ersten Schritt soll laut Ministerium ab Anfang 2023 die Bundesförderung für Autos, die weniger als 40.000 Euro kosten, von derzeit 6.000 auf 4.500 Euro sinken. Bei Autos, die einen Nettolistenpreis von 40.000 Euro bis 65.000 Euro haben, soll es 3.000 Euro statt bisher 5.000 Euro geben. Für Plug-in-Hybridfahrzeuge, für die es bisher eine Prämie von bis zu 4.500 Euro gibt, soll die Förderung Ende 2022 auslaufen.
Mercedes- und BMW-Modelle am stärksten betroffen
Ab 2024 werden E-Autos nicht mehr gefördert, wenn sie teurer als 45.000 Euro sind. Dies führt laut Regierung dazu, dass die Zahl der förderfähigen Modelle bei Mercedes-Benz von derzeit 40 auf sieben, bei BMW von 47 auf zwei und bei Audi von 13 auf fünf sinkt. Hyundai, Kia oder Seat hingegen behalten demnach alle reinen E-Modelle in der staatlichen Förderung, schreibt die "Augsburger Allgemeine". Vom 1. September 2023 wird die Förderung zudem auf Privatpersonen beschränkt - Unternehmen gehen dann leer aus. Auch das träfe die deutschen Premium-Hersteller. Denn bisher waren bei Mercedes 78 Prozent der geförderten Fahrzeuge nicht privat genutzt, bei BMW rund 66 und bei Audi 71 Prozent.
Laut der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) müssen sich alle Autobauer künftig auf ein schwierigeres Geschäftsumfeld einstellen. "Die Zeiten der Traummargen sind bald vorbei", sagte EY-Branchenberater Peter Fuß auf Basis einer am Freitag veröffentlichten Analyse von Kennzahlen der weltweit 16 größten Autokonzerne. Dabei wird vor allem auf den zu Ende gehenden Chipmangel verwiesen. Die Halbleiter werden vor allem in margenstarken Fahrzeug-Modellen eingebaut.
Einschätzungen zur Mercedes-Aktie
Mercedes und BMW wären vom Wegfall des Umweltbonus am stärksten betroffen. Die Aktien von Mercedes-Benz und BMW zeigen sich im frühen Handel am Freitag jedoch wenig beeindruckt. Die Kurse pendeln um den Vortagsschlussstand.
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Mercedes-Benz auf "Overweight" mit einem Kursziel von 90 Euro belassen. In der Autoindustrie dürften die verbleibenden vier Monate des Jahres von einer Erholung der weltweiten Fahrzeugproduktion, einer hohen Preissetzungsmacht bei Herstellern und Zulieferern sowie einem sehr ertragsstarken dritten Quartal geprägt sein, schrieb Analyst Jose Asumendi am Mittwoch. Für Mercedes-Benz liegen seine Umsatz- und Ergebnisprognosen (Ebit) für 2022 und 2023 über den Konsensschätzungen. Für BMW ist der Analyst "Neutral" gestimmt und prognostiziert ein Kursziel von 90 Euro.
Auch BÖRSE ONLINE hält die Mercedes-Aktie weiterhin für aussichtsreich und hat ein Kursziel von 100 Euro ausgegeben. Eine Stop-Loss-Order sollte bei 45 Euro platziert werden. Die BMW-Aktie war unter den Stopp gefallen und befindet sich derzeit lediglich auf einer Watchlist. mmr mit dpa und rtr
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.