Merck erwartet dieses Jahr nur einen stagnierenden Umsatz. Dabei rechnet Kley nicht nur im wichtigen Japangeschäft sondern auch in Schwellenländern mit anhaltendem Gegenwind durch den starken Euro. Da der Yen und Währungen wie der brasilianische Real gegenüber dem Euro an Wert verloren haben, fließt bei Umrechnung in Euro weniger Geld in die Kassen des Darmstädter Konzerns. Werden diese Belastungen sowie Zu- und Verkäufe ausgeklammert, stellt Merck ein leichtes Umsatzplus in Aussicht. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) wird Kley zufolge wohl auf dem Niveau von 2013 verharren, als 3,25 Milliarden Euro erreicht wurden.
Im vergangenen Jahr sorgten das laufende Sanierungsprogramm, dem auch zahlreiche Stellen zum Opfer fielen, sowie ein starkes Arzneimittel-Geschäft in Schwellenländern dafür, dass sich der Überschuss auf 1,2 Milliarden Euro mehr als verdoppelte. Dabei halfen auch deutlich geringere Aufwendungen für das Sanierungsprogramm. Der Konzernumsatz sank um 0,4 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro. "Wir haben unsere Kosten schneller als geplant gesenkt und den Umbau des Konzerns vorangetrieben", sagte Kley. Die Dividende soll um 20 Cent auf 1,90 Euro je Aktie steigen.
Kley hatte Merck nach mehreren Rückschlägen in der Pharmaforschung einen massiven Umbau verordnet. Damit will er das Arzneimittelgeschäft stärken und die Entwicklung neuer Medikamente beschleunigen. Merck hat derzeit kaum Nachschub an neuen Medikamenten. Darüber hinaus laufen ab Mitte des Jahrzehnts Patente für mehrere der wichtigsten Umsatzbringer ab. Mit dem Sparpaket "Fit für 2018" will Kley insgesamt ab 2018 jährlich 385 Millionen Euro einsparen. Bis Ende 2013 wurden bereits 325 Millionen Euro erzielt - 45 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Den Sanierungskurs wird er nun mit einem neuen Finanzchef weiterverfolgen müssen. Der jetzige Finanzchef Matthias Zachert wird zum 1. April Chef des Spezialchemiekonzerns Lanxess. Ein Nachfolger für ihn steht bislang noch nicht fest.
SCHÄRFERE KONKURRENZ FÜR REBIF
Top-Medikament von Merck war 2013 die Multiple-Sklerose-Arznei Rebif mit 1,86 Milliarden Euro Umsatz - ein Minus von 1,5 Prozent. Inzwischen haben Konzerne wie Novartis, Sanofi und Biogen MS-Mittel in Tablettenform im Angebot. Anfang Februar hatte die Europäische Arzneimittelbehörde mit Tecfidera bereits die dritte neue Tablette zugelassen. Ältere, zu spritzende Präparate wie Rebif dürften Experten zufolge deshalb erhebliche Marktanteile verlieren. "Wir werden daran arbeiten, dieses wichtige Produkt für Merck zu verteidigen", sagte Kley.
Sein Chemie-Geschäft mit Elektronikherstellern wie Samsung oder Sony versucht Merck derzeit durch einen Zukauf zu stärken. Merck will für rund zwei Milliarden Euro das britische Spezialchemieunternehmen AZ Electronic Materials schlucken. Doch die Übernahme der Firma, die etwa Komponenten für Apples iPad liefert, zieht sich hin. Am Freitag verlängerte Merck das Kaufangebot bereits zum vierten Mal. Merck ist dennoch zuversichtlich, die Übernahme im ersten Halbjahr unter Dach und Fach zu bringen.
Reuters