Merck-Aktie: Sparte für rezeptfreie Mittel glänzt im Schaufenster
· Börse Online RedaktionSie haben inzwischen Angebotsunterlagen zugeschickt bekommen, wie Vorstandschef Merck-Stefan Oschmann am Donnerstag sagte. Dass der US-Rivale Pfizer eine Sparte mit vergleichbaren Produkten zum Verkauf stelle, bereite ihm keine Sorgen.
Das Geschäft mit frei verkäuflichen Mitteln konnte ihren Umsatz aus eigener Kraft um elf Prozent auf 236 Millionen Euro steigern, was Analysten als herausragende Leistung werteten. Vor allem das Geschäft in Asien und Lateinamerika ließ in Darmstadt die Kassen klingeln. Gerade die starke Präsenz in Schwellenländern ermöglichte es den Hessen, mit ihren rezeptfreien Präparaten deutlich besser abzuschneiden als größere, vergleichbare Geschäftsbereiche von Konkurrenten wie Pfizer und Bayer: Beide hatten in den USA zuletzt mit schrumpfenden Umsätzen bei den sogenannten Over-the-counter-Produkten (OTC) zu kämpfen.
Merck hatte Anfang September angekündigt, einen vollständigen oder teilweisen Verkauf der OTC-Sparte wie auch strategische Partnerschaften zu prüfen. Das Unternehmen will sich sich stärker der Forschung im Bereich verschreibungspflichtiger Medikamente zuwenden. Bis Anfang 2018 soll eine Entscheidung fallen. Insidern zufolge hat Nestle ein Auge auf den Bereich geworfen.
Auch Pfizer will sein deutlich größeres Geschäft mit rezeptfreien Mitteln veräußern, wie Insider sagten. Oschmann erklärte, er sehe sich dadurch nicht in seinen Plänen beeinträchtigt. Das Pfizer-Geschäft sei deutlich größer und stark auf die USA fokussiert - und komme damit für einen anderen Interessentenkreis infrage. Mercks OTC-Sparte erwirtschaftet jährlich etwa eine Milliarde Dollar Umsatz, Pfizer erlöste in dem Bereich 2016 rund 3,4 Milliarden Dollar.
MERCK GIBT SICH BEI JAHRESZIELEN BESCHEIDENER
Das OTC-Geschäft stach in der jüngsten Merck-Bilanz positiv hervor, während das Unternehmen insgesamt aber unter negativen Währungseffekten ächzte. "Wir bestätigen den Ausblick für das Gesamtjahr trotz Gegenwind auf der Währungsseite", erklärte Oschmann. Allerdings stellt er sich inzwischen darauf ein, vom Zielkorridor sowohl bei den Erlösen als auch beim Gewinn nur noch das untere Ende erreichen zu können. Anfang August hatte Merck die Umsatzprognose wegen geänderter Wechselkursannahmen leicht auf 15,3 bis 15,7 Milliarden Euro gesenkt, das Ziel eines bereinigten Betriebsgewinns (Ebitda) von 4,4 bis 4,6 Milliarden Euro aber bekräftigt. Von Juli bis September ging das Ebitda um 8,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zurück, der Umsatz kam mit 3,7 Milliarden Euro kaum vom Fleck.
Im Pharmageschäft gingen die Umsätze mit wichtigen Medikamenten wie dem Krebsmittel Erbitux und der Multiple-Sklerose-Medizin Rebif zurück. Wegen höherer Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie für Marketing und Vertrieb von neuen Medikamenten brach der Betriebsgewinn in der Sparte um fast ein Fünftel ein. Das Geschäft mit Flüssigkristallen für Bildschirme hat besonders mit dem starken Euro zu kämpfen, weil die meisten Herstellungskosten für die vor allem in Asien verkauften Produkte in Deutschland entstehen. Doch auch Wettbewerbs- und Preisdruck setzten der Sparte zu.
rtr