Beruhigend, so eine Entwarnung. Die Belastungen durch die Ausbreitung des Coronavirus für das Geschäft des Darmstädter Pharma- und Technologiekonzerns Merck KGaA werde voraussichtlich im zweiten Quartal abklingen, sagte Chef Stefan Oschmann bei der ­Vorstellung der Bilanz für 2019. ­Oschmann stellte für 2020 ein "solides organisches Wachstum" in Aussicht. An der Börse schnellte die Aktie an die Spitze des DAX.

Die meisten der rund 4.000 Mitarbeiter in China seien zurück an ihren Arbeitsplätzen, berichtete der Chef. Zudem seien die beiden größten Bereiche Pharma und Labordiagnostik von den Effekten der Epidemie kaum betroffen. Insgesamt erwartet Merck für 2020 ein starkes Gewinnwachstum. Beim Umsatz soll es zum Stand vor Corona lediglich ein Prozentpunkt weniger Zuwachs werden.

Allerdings wurden bei dieser Einschätzung Auswirkungen auf das Geschäft außerhalb Chinas nicht berücksichtigt, räumte Oschmann ein. Man habe innerhalb des Konzerns Szenarien analysiert. Die Lage verändere sich "sehr schnell", sagte der Merck-Chef und schloss eine globale Rezession nicht aus.

Sollte es dazu kommen, wäre die Hightech-Materialiensparte Performance Materials am stärksten betroffen. Die kleinste Merck-Sparte liefert Flüssigkristalle für Monitore und Materialien für die Chipindustrie und kam zuletzt auf rund 16 Prozent des Umsatzes.

Neueinschätzung am 14. Mai


Mit der Quartalsbilanz am 14. Mai will Merck eine neue Einschätzung der Perspektiven für das Geschäftsjahr liefern. Analysten erwarten für 2020 im Durchschnitt gegenwärtig ein Umsatzplus von 9,2 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro sowie einen Anstieg des bereinigten Nettogewinns um gut 15 Prozent auf knapp 2,8 Milliarden Euro. Die Experten gehen davon aus, dass alle Segmente - Diagnostik (Life Science), Pharma (Healthcare), und Materialien für die ­Chipindustrie (Performance Materials) - zulegen werden.

Pharma und Labordiagnostik stehen für jeweils 42 Prozent der Erlöse. Das kleinere dritte Segment mit Schwerpunkt Kristalle hatte Merck 2019 durch den 5,8 Milliarden Euro teuren Zukauf von Versum ausgebaut. Der US-Konzern ist der weltweit führende Hersteller von Prozess-Chemikalien und Gasen für die Chipindustrie.

Stabilität: Die Zuversicht des Chefs treibt den Kurs. Der überwiegende Teil des Geschäfts ist von Corona- Risiken wenig betroffen.

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