Die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten wie neuartigen Krebsimmuntherapien erfordern hohe Investitionen von den Darmstädtern.

"Der Verkauf des Consumer-Health-Geschäfts ist ein wichtiger Schritt in der strategischen Ausrichtung von Merck auf innovationsgetriebene Geschäfte in den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials", sagte Merck-Chef Stefan Oschmann am Donnerstag. "Wir wollen und müssen innerhalb von Healthcare investieren. Consumer Health käme in diesem Kontext auf Dauer zu kurz." Mit dem Pampers-Hersteller P&G habe Merck einen "starken, renommierten" Partner für das Geschäft mit rund 3300 Mitarbeitern, das zuletzt einen Jahresumsatz von 911 Millionen Euro erzielte, gefunden. Merck musste sich aber offenbar von seinen Preiserwartungen für die Sparte von bis zu vier Milliarden Euro verabschieden, die Insidern zufolge andere Interessenten wie Nestle abgeschreckt hatten.

Dennoch überwog bei Börsianern die Erleichterung, dass der Verkauf nach monatelangen Sondierungen endlich abgeschlossen werden konnte. Morgan-Stanley-Analyst Vincent Meunier betonte, Merck habe immer noch eine Bewertung für das Geschäft erzielt, die sich im hohen Bereich der jüngsten Transaktionen in der Branche bewege. "Das wird dem Unternehmen helfen, sich auf seine Pharma-Sparte zu konzentrieren und seine Pipeline aufzumöbeln." Merck-Aktien legten nur leicht zu, zählten in einem schwachen Gesamtmarkt aber zu den größten Dax-Gewinnern.

NEUE ANGEPASSTE PROGNOSE IM MAI



Neben dem Erkältungsmittel Wick stellt Procter & Gamble im Bereich Gesundheit vor allem Zahnpflegeprodukte unter der Marke Oral-B sowie Mittel zur Behandlung von Sodbrennen her. Der US-Konsumgüterriese baut dieses Geschäft mit dem Zukauf weiter aus. 2017 kam der Healthcare-Bereich von P&G auf einen Umsatz von 7,5 Milliarden Dollar und machte damit zwölf Prozent des Konzernumsatzes aus. Den Löwenanteil der Erlöse erzielt P&G mit Waschmitteln wie Ariel und Lenor sowie mit Baby- und Damenhygieneprodukten wie Pampers und Always.

In seinen Finanzzielen für dieses Jahr hat Merck sein Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten bislang noch berücksichtigt. Eine angepasste Prognose soll mit den Geschäftszahlen zum ersten Quartal am 15. Mai veröffentlicht werden. Merck gehe im Healthcare-Bereich aber nach wie vor bis 2022 von einem stabilen Basisgeschäft mit Produkten wie dem Krebsmittel Erbitux und der Mutiple-Sklerose-Arznei Rebif aus. Größere Zukäufe über 500 Millionen Euro schließt der Konzern bis Ende dieses Jahres aus.

Merck hatte sein Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten im September ins Schaufenster gestellt. Die Transaktion soll bis Jahresende abgeschlossen werden, die Zustimmung der Aufsichtsbehörden steht noch aus. Noch auf dem Markt ist die entsprechende Sparte von Pfizer, von deren Verkauf sich der US-Pharmariese bis zu 20 Milliarden Dollar erhofft. Dieser Prozess war zuletzt aber ins Stocken geraten, nachdem Reckitt Benckiser und der britische Arzneimittelhersteller GlaxoSmithKline einer möglichen Übernahme eine Absage erteilt hatten. Pfizer hatte angekündigt, in diesem Jahr eine Entscheidung über das Geschäft mit Marken wie Centrum-Vitamine treffen zu wollen.

rtr