Ein vom US-Pharmakonzern Merck & Co. entwickelter Corona-Wirkstoff hat in der klinischen Erprobung erfreuliche Wirkung gezeigt: Das Risiko mit einer Covid-Erkrankung ins Krankenhaus eingewiesen zu werden, konnte durch die Einnahme von Molnupiravir um 50 Prozent gesenkt werden. Todesfälle gab es nicht. Merck und der Entwicklungspartner Ridgeback hoffen jetzt auf eine beschleunigte Zulassung. Diese könnte in den USA bis Jahresende erfolgen.
Zwar gibt es bereits Medikamente zur Behandlung von Covid, Molnupiravir aber würde eine Lücke schließen: Das Medikament kann als Tablette einfach verabreicht werden und hilft Risikopatienten, die Symptome zeigen, aber noch nicht so stark erkrankt sind, dass sie stationär behandelt werden müssen. Das Mittel Remdesivir des Biotechkonzerns Gilead wird dagegen bei Patienten eingesetzt, die bereits unter schweren Symptomen leiden. Antikörper-Cocktails wie sie Regeneron entwickelt hat, werden per Infusion verabreicht und sind darum in der Anwendung aufwendig. Mercks neuer Wirkstoff könnte das Gesundheitssystem also deutlich entlasten.
Aus Sicht der Börse ist vor allem das Umsatzpotenzial des Medikaments interessant. Einen Hinweis gibt eine Vereinbarung mit den US-Behörden. Demnach will Merck Tabletten für 1,7 Millionen Behandlungen liefern. Der Preis für dieses Paket liegt bei 1,2 Milliarden Dollar, das entspricht 700 Dollar pro Behandlung. Der US-Konzern (der komplett unabhängig ist von der deutschen Merck KGaA) kündigte außerdem an, dass man bis Jahresende zehn Millionen Dosen produzieren will. Das könnte also auf ein Umsatzpotenzial von sieben Milliarden Dollar hinauslaufen. Analysten hatten laut Daten des Finanzdienstes Bloomberg zuletzt jeweils rund zwei Milliarden Dollar für das laufende und kommende Jahr in ihren Prognosen verarbeitet.
Wertvolle Verstärkung
Merck setzte im vergangenen Jahr 48 Milliarden Dollar um. Top-Performer war das Krebsmedikament Keytruda mit 14,4 Milliarden Dollar. Molnupiravir könnte das zweitstärkste Produkt im Medizinschrank des US-Konzerns werden. Noch gibt es allerdings Fragezeichen. So ist bislang wenig über mögliche Nebenwirkungen bekannt. Außerdem ist das Präparat nicht für jeden Patienten geeignet. Aus Sicht der Börse ebenfalls wichtig ist, welchen Preis Merck für spätere Lieferungen tatsächlich durchsetzen kann. Der Wettbewerb dürfte intensiver werden. Unter anderem hat der Schweizer Pharma-Riese Roche ein Covid-Medikament in der Pipeline.
Für die amerikanische Merck dürfte Molnupiravir, sobald der Wirkstoff zugelassen wird, ein wichtiger Wachstumsbeschleuniger sein. Analysten gehen laut Bloomberg-Daten derzeit davon aus, dass der Konzernumsatz bis 2024 im Schnitt um rund sechs Prozent steigt, der bereinigte Gewinn um etwa zwölf Prozent. Das Potenzial von Molnupiravir dürfte dabei vorsichtig kalkuliert sein. Nebenbei gibt es bei der im Dow Jones notierten Aktie auch nach dem jüngsten Kursanstieg mehr als drei Prozent Dividendenrendite.
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