Dadurch hat sich zulasten der europäischen Einheitswährung ein mittelfristiger charttechnischer Abwärtstrend gegenüber dem Greenback herausgebildet. Ob sich dieser weiter fortsetzt, bleibt abzuwarten. Wie so oft am Devisenmarkt finden sich sowohl gute Argumente für als auch gegen einen anhaltenden Dollar-Anstieg.
Laut Commerzbank wirkt die hohe Inflation derzeit jedenfalls positiv auf den Dollar bzw. negativ auf den Euro, weil der Markt annimmt, dass die Fed aktiver darauf reagiert als die EZB. Das dürfte auch noch eine Weile so bleiben, denn der Einschätzung der geldpolitischen Reaktionsfunktionen stimmen die dortigen Analysten zu. Die Prognose für den Euro-Dollar-Kurs zum Jahresende bewegt sich bei 1,15 Dollar.
Raiffeisen Research verweist darauf, dass die US-Staatsanleiherenditen gestiegen sind seitdem die US-Notenbank signalisierte die Anleiheankäufe bald zu reduzieren und eine Anhebung des Leitzinses Ende 2022 in Betracht zu ziehen. Anders als zu Beginn des Jahres sei der Renditeanstieg auch im kurz- bis mittelfristigen Laufzeitensegment der Renditekurve zu verorten gewesen. Dieser Faktor dürfte den US-Dollar auch im kommenden Jahr stützen, insbesondere da die EZB in nächster Zeit keine Änderung der Leitzinsen ankündigen werde.
Auch die Marktstimmung spreche für einen starken Dollar, da EUR/USD-Short-Positionen immer weiter aufgestockt würden. Es sei das erste Mal seit März 2020, dass die spekulativen Positionen (auf der Basis von Futures und Optionen) für EUR/USD Netto-Short seien
Von Bedeutung sind die Bewegungen an der Währungsfront natürlich auch für die Unternehmen. Wobei das mit Blick auf den Dollar heutzutage sogar noch mehr gilt als früher. Denn wie die Bank of America erklärt, hat sich das Umsatzengagement europäischer Unternehmen in den vergangenen Jahren von den heimischen zu den globalen Märkten verlagert. Dadurch sei das europäische Umsatzengagement der Stoxx 600 Index-;Mitglieder von 66 Prozent im Jahr 2007 auf 50 Prozent im Jahr 2020 gesunken.
Das Umsatzengagement in Nordamerika sei dagegen im gleichen Zeitraum von 17 Prozent auf 22 Prozent gestiegen, während das Engagement in anderen Regionen (einschließlich der Schwellenländer) von 17 Prozent auf 28 Prozent zugenommen habe. Medien, Telekommunikation und wachstumsschwache Branchen hätten dabei den größten prozentualen Anstieg des Umsatzes in Nordamerika verzeichneten.
Das Devisenteam des US-Instituts weist außerdem darauf hin, dass es durchaus einen gewissen Spielraum gebe für eine noch weiter anhaltende Dollar-Stärke. Vor diesem Hintergrund hat die Bank of America eine Liste mit börsennotierten europäischen Unternehmen mit hohem US-Engagement und positiver Sensitivität gegenüber einem Dollar-Aufschwung erstellt.
Aus Deutschland sind in dieser Liste mit Qiagen. Hannover Rück und Merck KGaA drei Gesellschaften enthalten. Wie es der Zufall will, sind alle drei Titel auch mit einer BÖRSE ONLINE-Kaufempfehlung versehen. Anlass genug, um das Trio nachfolgend einer genaueren Analyse zu unterziehen, die unter anderem jeweils Einschätzungen zur Strategie, der Bewertung und der Charttechnik umfasst.
Qiagen-Aktie
Qiagen ist der erste Wert aus dem Trio, den wir uns genauer ansehen. Der Diagnostik-Spezialist hat laut Bank of Amerika in den USA einen Umsatzanteil von 39 Prozent aufzuweisen. Unter den 25 herausgefilterten Titeln reagiert der Wert außerdem am zehntstärksten auf Anstiege des US-Dollar-Index.
Aufstellung/Strategie: Bei Qiagen N.V. handelt es sich um eine in den Niederlanden ansässige Holdinggesellschaft, der als weltweit führender Anbieter von Sample-to-Insight-Lösungen gilt, die es Kunden ermöglichen, wertvolle molekulare Erkenntnisse aus Proben zu gewinnen, welche die Bausteine des Lebens enthalten.
Die hauseigenen Probentechnologien isolieren und verarbeiten DNA, RNA und Proteine aus Blut, Gewebe und anderen Materialien. Assay-Technologien machen diese Biomoleküle sichtbar und bereit für die Analyse. Bioinformatiksoftware und Wissensdatenbanken interpretieren Daten, um relevante, umsetzbare Erkenntnisse zu gewinnen. Automatisierungslösungen verknüpfen diese in nahtlosen und kosteneffizienten Arbeitsabläufen.
Qiagen bietet Lösungen für mehr als 500.000 Kunden auf der ganzen Welt in den Bereichen Molekulare Diagnostik (Humanmedizin) und Biowissenschaften (Hochschulen, Pharmaforschung und industrielle Anwendungen, vor allem Forensik).
Als Investmentargumente mit Blick auf die Aktien des eigenen Unternehmens verweist der Vorstand auf eine starke Bilanz, ein nachhaltiges und diversifiziertes Wachstum sowie auf eine gute Positionierung in attraktiven globalen Märkten.
Das Unternehmen verfolgt eine fokussierte Strategie, um durch profitable Wachstumsmöglichkeiten im expandierenden Markt für molekulare Analysen Werte zu schaffen. Nach eigener Einschätzung hat man es im Laufe von mehr als drei Jahrzehnten geschafft, einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil aufzubauen. Dieser bestehe aus tiefen Beziehungen zu Kunden über die gesamte Bandbreite von der akademischen Forschung über die pharmazeutische Entwicklung bis hin zur molekularen Diagnostik und anderen Anwendungen.
Die verfolgte Strategie konzentriert sich auf fünf Wachstumssäulen, in denen man mit neuartigen Technologien Chancen im Wert von mehr als sechs Milliarden Dollar im adressierbaren Gesamtmarkt von mehr als elf Milliarden Dollar anstrebt.
Analystenstimmen: Nach der coronabedingten Sonderkonjunktur, die in diesem Jahr zu Ende gehen sollte, sind bei Qiagen wieder die Aussichten für das "Nicht-Covid"-Geschäft (Umsatzanteil 72 Prozent im zweiten Quartal 2021) in den Vordergrund gerückt, so die DZ Bank. Für die kommenden Jahre erwarte das Unternehmen für das Basisgeschäft Probenvorbereitung niedrige bis mittlere einstellige Wachstumsraten, während die Wachstumstreiber in den Bereichen syndromische Tests (QIAstat-Dx), digitale PCR (QIAcuity) und kombinierte Tests für Infektionskrankheiten (NeuMoDx) jeweils zweistellige Zuwächse pro Jahr erzielen sollten. Der Test für latente Tuberkulose (Quantiferon TB), der schon in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gewesen sei, solle auf mittlere Sicht niedrig zweistellig pro Jahr wachsen.
Independent Research erklärt, dass die Geschäftsziele für die Periode 2019 bis 2023 (durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum: 8,0-9,0 Prozent und ein bereinigtes Ergebnisplus je Aktien von mehr als zehn Prozent sowie die Fortsetzung der Aktienrückkäufe (2020 bis 2023 geschätzt mehr als 400 Millionen Dollar weiter Bestand haben. Vor diesem Hintergrund hatte Qiagen Mitte Juli angekündigt, im Zeitraum vom 20.07. bis 17.09., eigene Aktien zu einem Volumen von 100 Millionen Dollar zurückzukaufen.
Starken sehen die Analysten in einer guten produktseitigen und regionalen Diversifikation, dem wenig konjunktursensibles Geschäftsmodell, einem innovativen Produktportfolio sowie in den Kooperationen mit forschenden Pharmaunternehmen. Als Schwächen bezeichnet man die zum Teil ergebnisbelastenden Entwicklungskosten, die Abhängigkeit von der nationalen Gesundheitspolitik, die Abhängigkeit von Währungseffekten, Patent- und Rechtsstreitigkeiten sowie regelmäßig hohe Sonderaufwendungen.
Chancen wiederum böten die zunehmende Bedeutung der Diagnostik (z.B. personalisierte Medizin), ergänzende Akquisitionen, Kostensenkungen und Profitabilitätssteigerungen, Aktienrückkäufe sowie Übernahme-/Fusionsinteresse von Wettbewerbern. Risiken dagegen bestünden in einer zunehmenden Wettbewerbsintensität und Preisdruck, steigendem Kostendruck in den Gesundheitssystemen, regulatorischen Eingriffen durch den Gesetzgeber, Rückschlägen bei der Forschung und Entwicklung sowie in einer rückläufigen Nachfrage durch COVID-19-Impfkampagnen.
Bewertung: Blickt man auf die Analystenschätzungen, dann sagen diese für Qiagen beim Gewinn je Aktie von 2020 bis 2025 eine Verbesserung von 2,15 Dollar auf 2,87 Dollar voraus. Auf letztgenannter Basis errechnet sich daraus ein geschätztes KGV von 18,5, was wir als vertretbar einstufen. Wie der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen ist, rechnen Analysten im Schnitt auch bis auf weiters nicht mit Dividendenzahlungen.
Charttechnik: Der Chart von Qiagen zeigt einen Kurs, der nach den Boom-and-Bust-Jahren von 1996 bis 2002 von Oktober 2002 bis September 2021 einen Anstieg von 4,46 Euro auf 47,80 Euro vorzuweisen hat. Die langfristige Erfolgsbilanz fällt somit sehr solide aus. Der langfristige Aufwärtstrend ist auch weiterhin intakt, so dass der Aktie charttechnisch gesehen eine gute Note zuzugestehen ist.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: BÖRSE ONLINE rät bei den Aktien von Qiagen zum Kauf. Das Kursziel beträgt 60,00 Euro und der Stopp-Loss-Kurs ist auf 36,00 Euro festgezurrt. Bei einer Schlussnotiz am Mittwoch von 45,51 Euro ergibt sich aus unserer Zielvorgabe theoretisch ein Aufwärtspotenzial von 31,8 Prozent.
In der Printausgabe 37-21 bezeichneten wir Qiagen als einen Diagnostikspezialisten mit Übernahme-Appeal. Konkret schrieben wir des Weiteren unter anderem folgendes: "Der Anbieter von Gendiagnostiklösungen ist eine Bereicherung für den DAX und bringt durchaus weiteres Potenzial für Wertsteigerungen mit. Qiagen stand im zurückliegenden Jahr im Fokus, als der große US-Wettbewerber Thermo Fisher eine Übernahmeofferte in Höhe von zuletzt 43 Euro pro Aktie lancierte. Doch die Übernahme platzte, weil die Investoren ihre Anteile nicht im erwarteten Umfang andienten.
Der innere Wert des Unternehmens ist dank guter Geschäftsentwicklung seitdem gestiegen. Das Unternehmen plant, sein Wachstum auch durch Firmenkäufe zu beschleunigen. Der hohe Cashflow der vorigen Quartale dient als Finanzierungsquelle. Die guten operativen Aussichten werden durch die Übernahmefantasie aufgepeppt. Der Diagnostikmarkt konsolidiert, und unabhängige Unternehmen von der Größe von Qiagen sind selten geworden."
Hannover Rück-Aktie
In der von der Bank of America ermittelten 25-köpfigen Liste von europäischen Unternehmen mit vergleichsweise hohen Umsatzanteilen in den USA ist auch Hannover Rück enthalten. In diesem Fall gibt das US-Institut den US-Umsatzanteil mit 29 Prozent an. Bei der Reaktion auf eine Aufwertung des US-Dollar-Index belegt man Rang 14.
Aufstellung/Strategie: Die Hannover Rück ist mit einem Bruttoprämienvolumen von mehr als 24 Milliarden Euro der drittgrößte Rückversicherer der Welt. Sie betreibt alle Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung und ist mit mehr als 3.000 Mitarbeitern auf allen Kontinenten vertreten.
Gegründet 1966, umfasst der Hannover Rück-Konzern heute mehr als 170 Tochtergesellschaften, Niederlassungen und Repräsentanzen weltweit. Das Deutschland-Geschäft wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben. Mehrheitsaktionär der Hannover Rück ist mit 50,2 Prozent die Talanx AG.
Die hauseigene Vision lautet, Werte zu schaffen durch Rückversicherung. Im Interesse der Kunden, Aktionäre, Mitarbeiter und Geschäftspartner ist es für den Vorstand von entscheidender Bedeutung, nachhaltiges Wachstum sicherzustellen. Im Vordergrund stehen dabei die Steigerung des Gewinns je Aktie sowie des Unternehmenswerts (definiert als unser ökonomisches Kapital) einschließlich Dividenden.
Das Geschäft gliedert sich in die Schaden- und die Personen-Rückversicherung. Risiken übernimmt man in allen Sparten und geografischen Regionen, sofern das Geschäft den Margenanforderungen genügt und Umwelt-, Sozial-, Governance-Kriterien (ESG-Kriterien), Sanktionen und allgemeine Compliance-Regeln respektiert werden. Man ist bestrebt, die eigene Position als eine der weltweit führenden und profitabelsten Rückversicherungsgruppen nachhaltig auszubauen.
Die finanziellen Ziele für den Strategiezyklus 2021 - 2023 gestalten sich folgendermaßen: Eigenkapitalrendite nach Steuern von 900 Basispunkten über der Fünf-Jahres-Durchschnittsrendite von zehnjährigen deutschen Staatsanleihen. In Bezug auf die Solvenzquote geht man weiterhin davon aus, dass ein Ergebnis über dem Mindestziel von 200 Prozent erreicht wird.
Was das durchschnittliche jährliche Wachstum der Bruttoprämie betrifft, strebt man für die Schaden-Rückversicherung mindestens fünf Prozent und für die Personen-Rückversicherung nicht weniger als drei Prozent an. Der Vorstand geht davon aus, für beide Geschäftsfelder ein Wachstum des operativen Ergebnisses (EBIT) von durchschnittlich mindestens fünf Prozent pro Jahr erzielen zu können.
Analystenstimmen: Nach Einschätzung der Schweizer Privatbank Julius Bär profitiert Hannover Rück als der drittgrößte Rückversicherer der Welt von einer gut eingeführten Marke, einer hervorragenden Bilanzqualität und den starken Beziehungen zu Maklern und Kunden. Die Gesellschaft erwirtschafte die höchste Rentabilität in der Branche, angetrieben durch hervorragende Kostensätze und eine komfortable Überschussreserveposition. Dank seiner defensiven Eigenschaften sei das Unternehmen gut aufgestellt, um widrigen Betriebsbedingungen zu widerstehen. Die konstant überdurchschnittliche Eigenkapitalrendite führe zudem zum stärksten Buchwertwachstum in der Branche.
Laut DZ Bank verfolgt Hannover Rück eine neue Dividendenpolitik. Denn das Unternehmen habe sich von der bisherigen Vorgehensweise verabschiedet, die eine Ausschüttungsquote von 35-45 Prozent vorgesehen habe. Künftig werde angestrebt die Basisdividende (2020: 4,50 Euro je Aktie) zu steigern, aber stets mindestens konstant zu halten. Darüber hinaus sollen wie in der Vergangenheit Sonderdividenden gezahlt werden, sofern Wachstumschancen, Gewinnentwicklung und Kapitalausstattung dies zulassen.
Chancen sieht die DZ Bank in der Möglichkeit, dass IFRS 17 zu zusätzlicher Nachfrage führen könne und man ein überproportionales Wachstum in chancenreichen Marktphasen durch aktives Zyklusmanagement erreicht. Positiv Erwähnung findet auch, dass eine konservative Rückstellungspolitik die Gewinnentwicklung stabilisiere sowie die Vorteile, die sich aus einer starken Marktposition und guten Wachstumsaussichten in der Personen-Rückversicherung ergeben würden.
Risiken wittern die Analysten dagegen bei Katastrophenschäden (Stürme, Hurrikane, Erdbeben) und für den Fall, dass die Langlebigkeit und/oder Sterblichkeit von den derzeitigen Erwartungen abweichen sollte. Als weitere potenzielle Negativfaktoren verweist man auf Finanzmarktinstabilitäten und auf einen etwaigen Anstieg der Schadeninflation.
Bewertung: Geht es nach dem Analystenkonsens, dann es Hannover Rück in der Lage, den Umsatz von 2021 bis 2025 moderat stetig zu steigern. Mit Blick auf das Ergebnis je Aktie sehen die Schätzungen von 2020 bis 2025 eine Verbesserung von 7,32 Euro auf 13,08 Euro vor, wobei das für die Jahre von 2023 bis 2025 praktisch Stagnation bedeutet, weil sich die Schätzung zum Gewinn je Aktie für das übernächste Jahre bereits bei 13,35 Euro bewegt.
Auf Basis für 2025 ergibt sich ein geschätztes KGV von 11,85. Das ist als ein vertretbarer Multiplikator einzustufen. Die Prognosen des Analystenkonsensus zu den Dividendenzahlungen sehen außerdem von 2021 bis 2025 eine stetige Erhöhung des Ausschüttungssatzes von 4,50 Euro auf 7,25 Euro je Anteilsschein vor. Das heißt, den Aktionären winken sehr attraktive Dividendenrenditen
Charttechnik: Das langfristige Chartbild zeigt, dass sich die Aktien von Hannover Rück nach einem zuvor breiten Seitwärtstrend über viele Jahre hinweg von Oktober 2008 bis Febuar 2020 zu einem echten Höhenflieger gemausert hatten. Denn in dieser Zeit ging es mit der Notiz steil von 15,70 Euro auf 192,40 Euro nach oben. Seitdem ist aber vorerst der Ofen aus. Nach einem anschließenden dseutlichen Rückschlag tendiert der Kurs seit einiger Zeit wieder seitwärts. Noch ist dieser Trend auch unverändert intakt. Beginnen aufzuhellen würde sich das Bild aber bei einem nachhaltigen Sprung über das Jahresschlusskurshoch von 161,35 Euro.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Die BÖRSE ONLINE-Redaktion hat die Hannover Rück-Aktien mit "Kaufen" eingestuft. Diese Empfehlung stammt aus Ausgabe 11-21 und das gilt auch für das Kursziel von 192,00 Euro sowie für den Stopp-Loss-Kurs von 117,50 Euro. Bei einer Schlussnotiz am Mittwoch von 155,05 Euro verfügt der Wert nach unserer Einschätzung über fat 24 Prozent Luft nach oben.
In der erwähnten Ausgabe 11-21 beschäftigten wir uns mit dem Wert auf rein charttechnischer Basis. Und zwar verwiesen wir damals auf ein damals überwundenes Zwischenhoch vom November 2020 und auf ein neues Siebenmonatshoch. Nächstes Ziel sei das 52-Wochen-Hoch von 166,80 Euro, ehe es darüber wieder gen Allzeithoch gehen könne. Dieses stammt vom 17. Februar 2020 und liege bei 192,80 Euro.
Merck KGaA-Aktie
Der dritte deutsche Wert unter den 25 europäischen Gesellschaften mit laut Bank of America relativ hohen Umsatzanteilen in den USA ist wie bereits eingangs erwähnt Merck KGaA. Gemäß den Berechnungen der Analysten bewegt sich der US-Umsatzanteil hier bei 26 Prozent. Bei der historischen gezeigten Reaktion auf eine Aufwertung des US-Dollar-Index hin hat dieser Wert außerdem den 10. Platz inne.
Aufstellung/Strategie: Merck KGaA bezeichnet sich selbst als ein führendes Wissenschafts- und Technologieunternehmen, das in den Bereichen Healthcare, Life Science und Electronics tätig ist. Rund 58.000 Mitarbeiter arbeiten den weiteren Angaben zufolge daran, im Leben von Millionen von Menschen täglich einen entscheidenden Unterschied für eine lebenswertere Zukunft zu machen: Von der Entwicklung präziser Technologien zur Genom-Editierung über die Entdeckung einzigartiger Wege zur Behandlung von Krankheiten bis zur Bereitstellung von Anwendungen für intelligente Geräte sei man mit am Ball. 2020 erwirtschaftete der Konzern dabei in 66 Ländern einen Umsatz von 17,5 Milliarden Euro.
Im Segment Healthcare verkauft die Gruppe rezeptpflichtige Arzneimittel (ethische Pharmazeutika). Electronics wird von Flüssigkristallen/OLED, Pigmenten und Elektronikchemie bestimmt. Das Segment Life Science stellt Hightech-Geräte und Verbrauchsmaterial für die biopharmazeutische Forschung und Industrie her.
Wissenschaftliche Forschung und verantwortungsvolles Unternehmertum sind aus Sicht des Vorstands für den technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt von Merck entscheidend. Dieser Grundsatz gelte seit der Gründung 1668. Dazu muss man wissen, dass die Gründerfamilie bis heute Mehrheitseigentümer des börsennotierten Konzerns ist. Merck hält die globalen Rechte am Namen und der Marke Merck. Die einzigen Ausnahmen sind die USA und Kanada, wo die Unternehmensbereiche als EMD Serono, MilliporeSigma und EMD Electronics auftreten.
In den nächsten fünf Jahren sollen jüngsten Beschlüssen zufolge deutlich mehr als drei Milliarden Euro in den Unternehmensbereich Electronics investiert werden. Mehr als zwei Milliarden Euro sollen für langfristige Anlagegüter ausgegeben werden. Merck rechnet mit einem zunehmenden Bedarf an Elektronik-Materialien, insbesondere bei Halbleitern, und will deshalb seine Produktionskapazitäten erweitern. Aber auch ergänzende Zukäufe zieht das Unternehmen in Betracht.
Für den Vorstand sprechen ein profitables Wachstum, ein gutes Diversifizierungs- & Risikomanagement, attraktive Märkte, Innovationsstärke sowie Transparenz & Erfolgsbeteiligung zugunsten eines Investments in die Aktien von Merck KGaA.
Analystenstimmen: Für die Analysten bei der Deutschen Bank ist der Boden bereitet für eine weitere Outperformance der Aktie. Das Kursziel für den Wert erhöhten die zuständigen Analysten unlängst von 220,00 Euro auf 240,00 Euro.
Zur Begründung hieß es., Markt habe auf dem hauseigenen Kapitalmarkttag erneut positiv überrascht und eine neue mittelfristige Prognose für die Umsatzerlöse im Jahr 2025 bekannt gegeben, die um rund fünf Prozent über den Konsenserwartungen gelegen habe. Das Unternehmen habe zwar auf eine Margenprognose verzichtet, aber angesichts eines Fokus auf einem effizienten und profitablen Wachstum geht man davon aus, dass die Konsenserwartungen für die Erträge auch in den kommenden Jahren steigen werden.
Da das Unternehmen laut Finanzvorstand mehr Wachstumschancen habe, als es derzeit finanzieren könne, bestehe die Herausforderung darin, die verfügbaren Mittel auf die effizienteste Weise zu investieren. Der Schwerpunkt sollte zweifelsohne auf Mercks "Top 3"-Wachstumstreibern liegen, das heißt dem Geschäft mit Prozesslösungen innerhalb von Life Science, dem Geschäft mit Halbleitermaterialien (das in erheblichem Maße von der anhaltenden Halbleiterknappheit profitierte) und den kürzlich auf den Markt gebrachten Pharmazeutika (sowie den Investitionen in Wirkstoffe in der Pipeline).
Mit Blick auf den zuvor erwähnten Kapitalmarkttag erklärten die Analysten bei der DZ Bank im Anschluss an die Veranstaltung, dass eine neue Mittelfristprognose veröffentlicht worden sei. Kernpunkt sei dabei das neue Umsatzziel in Höhe von rund 25 Milliarden Euro, das bis 2025 erreicht werden solle. Das entspreche einem organischen durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von 2021-2025 von mehr als sechs Prozent.
Die Wachstumsträger seien weiterhin neue Medikamente, die Bioprozesstechnik und Halbleitermaterialien. Dazu wolle Merck die Investitionen in Sachanlagen, die Budgets für Übernahmen und für F&E bis 2025e um mehr 50 Prozent gegenüber den vergangenen fünf Jahren erhöhen. Das Segment Healthcare soll bis 2025 organisch um rund fünf Prozent wachsen, Life Science um sieben bis zehn Prozent (davon: Bioprozess Technik (Process Solutions): rund elf bis sechzehn Prozent) und Electronics um drei bis sechs Prozent.
Chancen verspricht man sich vom Wachstum bei Electronics (Halbleiter- und Elektronikchemie) sowie von erfolgversprechenden Pharma-Pipeline-Projekten. Positiv zu werten sei die führende Stellung bei Flüssigkristallen, Elektronikchemikalien und OLED. Hinzu kämen eine starke Position in Wachstumsmärkten und der Stellung als wichtiger Zulieferer für die Impfstoffindustrie.
Risiken gibt es laut den Analysten bei etwaigen Pipeline-Rückschlägen sowie durch den intensiven Wettbewerb bei Flüssigkristallen in Asien. Darüber hinaus geben es Unsicherheiten durch COVID-19. Der Generika-Wettbewerb sei zudem im Allgemeinen riskant und es gebe auch Währungsrisiken sowie Gefahren bei einem makroökonomischen Abschwung
Aufstellung/Strategie: Die Strategie bei Merck KGaA ist unter dem Titel "Unite for Growth" klar formuliert und besteht darin, bis 2022 das führende Wissenschafts- und Technologieunternehmen werden zu wollen. Und zwar mit den drei starken und innovativen, auf Wissenschaft und Technologie fokussierten Unternehmensbereichen, die in den für uns maßgeblichen Gebieten führend sind.
In Healthcare will man bis 2022 mit neuen Arzneimitteln zusätzlich jährliche Umsätze von mindestens zwei Milliarden Euro erzielen. In Life Science plant man mittelfristig ein jährliches Wachstum von fünf bis acht Prozent, so dass das Marktwachstum weiterhin übertroffen wird. Für Electronics erwartet man eine langfristige Stabilisierung der EBITDA pre-Marge bei rund 30 Prozent und damit weit über dem Branchendurchschnitt. Das Unternehmen nicht für sich in Anspruch, Produkte und Lösungen für ein besseres Leben schon seit mehr als 300 Jahren zu entwickeln. Diese lange Historie könnte bedeuten, dass man das eine oder andere richtig gemacht habe.
Als Argumente für die Aktien des eigenen Unternehmens verweist der Vorstand auf ein profitables Wachstum, ein Diversifizierungs- & Risikomanagement, attraktive Märkte, Innovationsstärke sowie auf Transparenz und Erfolgsbeteiligung.
Bewertung: Fragt man Analysten, dann unterstellen diese bei Merck KGaA von 2020 bis 2025 beim Umsatz eine Verbesserung von 17,534 Milliarden Euro auf 24,801 Milliarden Euro. In Sachen Gewinn je Aktie ist es so, dass der Analystenkonsens diesen von 2020 bis 2025 von 6,70 Euro auf 11,12 Euro je Aktie steigen sieht. Beides Vorgaben, mit denen es in den vergangenen Wochen und Monaten weiter nach oben gegangen ist
Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein geschätztes KGV von 17,8. Das ist zwar nicht absolut niedrig, lässt sich angesichts der starken Aufstellung und der guten Geschäftsaussichten nach wie vor rechtfertigen. Was die Dividendenrendite angeht, ist diese zwar prozentual gesehen nicht üppig, aber es winken laut Analystenprognosen immerhin stetige Ausschüttungserhöhungen ausgehend von 1,40 Euro im Vorjahr mit einer Steigerung bis auf 1,99 Euro im Jahr 2024.
Charttechnik: Bei den Anteilsscheinen von Merck KGaA fällt die langfristige Performance-Bilanz erstklassig aus. Denn bei diesem Titel ging es von Oktober 2002 bis September 2021 von 9,02 Euro auf 206,10 Euro nach oben. Das bedeutet ein Plus von sagenhaften 2.185 Prozent. Seit einigen Wochen konsolidiert der Kurs, aber der langfristige Aufwärtstrend hat unverändert Bestand und bisher lässt der Verlauf der eingelegten Verschnaufpause die Türe für eine spätestens mittelfristige Fortsetzung des übergeordneten Aufwärtstrends offen.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Bei den Aktien von Merck KGaA erhöhten wir in Ausgabe 37-21 ohne weitere Zusatzangaben das Kursziel deutlich von 202,00 Euro auf 240,00 Euro. Auch mit dem Stopp-Loss-Kurs ging es nach oben und zwar ebenfalls spürbar von 143,00 Euro auf 158,00 Euro. Da die Notiz zur Wochenmitte mit 198,05 Euro aus dem Handel ging, verspricht unsere aktuelle Vorgabe die Chancen auf einen Anstieg von gut 21 Prozent.
In Ausgabe 30-21 hatten wir erklärt, Merck KGaA profitiere vom Auftragsboom der Impfstoffhersteller. Das DAX-Unternehmen produziert hier Membrane, Filter, Zellkulturen und Lipid-Nanopartikel, die Schutzhülle für die mRNA-Impfstoffe. Zudem vertraten wir die Ansicht, dass der Titel trotz einer gestiegenen Bewertung weiter eine Kaufempfehlung rechtfertige.