Knapp drei Jahre ist es nun her, dass Merck sein Fitnessprogramm startete. Um die zahlreichen Marktchancen besser nutzen zu können, gliederte das Unternehmen seine drei Segmente in eigenständige Bereiche. Die neue Strategie erschien nicht unbedingt spektakulär, zeigte aber Wirkung: Während 2017 Umsatz und Gewinn noch rückläufig waren, kehrte der Konzern in den Folgejahren auf den Wachstumskurs zurück.
In Zahlen ausgedrückt liest sich das wie folgt: Die Erlöse legten in den vergangenen drei Jahren durchschnittlich um jährlich 6,8 Prozent zu, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gar um sieben Prozent. Überdurchschnittlich stark drückten die Darmstädter 2020 aufs Tempo. Der Umsatz kletterte um 8,6 Prozent auf 17,5 Milliarden Euro empor, der bereinigte Betriebsgewinn um 18,6 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro.
Den zum Teil Corona-bedingten Rückenwind aus dem vergangenen Jahr möchte Merck 2021 mitnehmen. Neben einem starken organischen Erlösplus schreibt sich das Unternehmen auch einen Ebitda-Anstieg im prozentual hohen einstelligen bis niedrigen Zehnerbereich auf die Fahnen. "Merck ist sehr gut aufgestellt für eine erfolgreiche Zukunft", freut sich Vorstandschef Stefan Oschmann.
Drei Sparten, dreimal Wachstum
Der 63-jährige Manager wird allerdings nicht mehr lange mitwirken, im Mai gibt er das Zepter an die bisherige Vorsitzende des Pharmabereichs, Belén Garijo, ab. Die Spanierin leistete zuletzt gute Arbeit in ihrem Segment und brachte ihren Geschäftsbereich wieder auf Touren. 2020 erzielte die Gesundheitssparte, angefeuert durch die neuen Medikamente Mavenclad bei MS sowie Bavencio gegen Krebs, eine operative Gewinnmarge von 34,1 Prozent - eine Verbesserung um mehr als fünf Prozentpunkte.
Apropos Gesundheit: Vor wenigen Tagen schloss Merck mit der Biotechschmiede Debiopharm eine bis zu 900 Millionen Euro schwere Lizenzvereinbarung über deren Mittel Xevinapant zur Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren. Die Hessen sichern sich dadurch die globalen Entwicklungs- und Vermarktungsrechte an der Arznei, die sich in der letzten klinischen Phase befindet. Ein durchaus aussichtsreicher Deal, der die Onkologie-Pipeline weiter stärkt. Letztlich möchte Merck bis 2022 zwei Milliarden Euro mit neuen Mitteln im Healthcare-Bereich erlösen.
Die Lifescience-Sparte, die Produkte für die Pharmaforschung anbietet, erfreut sich ebenfalls einer hohen Nachfrage. Hier beliefert der Konzern unter anderem den Corona-Impfstoffhersteller Biontech mit Lipiden. Die Partnerschaft wurde soeben sogar weiter ausgebaut. So soll sich die Lieferung erheblich beschleunigen und auch die Menge zum Jahresende 2021 gesteigert werden. Die Pandemie dient also weiterhin als Wachstumstreiber, zumal Merck insgesamt an mehr als 50 Impfstoffprojekten beteiligt ist.
Viel verspricht sich der scheidende Chef auch vom Segment "Performance Materials", das ab sofort unter "Electronics" in den Büchern steht. "Der neue Name bringt auf den Punkt, worum es geht: Um Technologien, die das digitale Leben voranbringen", erklärt Oschmann. Zusammen mit den beiden anderen Sparten ist Merck also bestens positioniert für die Zukunft.