Ab 2020 soll dann auch das Ergebnis in diesem Bereich wieder zulegen. Große Hoffnungen setzt Spartenchef Kai Beckmann auf das Geschäft mit der Elektronikindustrie, wie er am Dienstag in Darmstadt klarmachte.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Merck-Aktie gewann am Morgen zeitweise fast zwei Prozent an Wert und war damit Spitzenreiter im Dax. Wenig später lag sie mit Plus 0,83 Prozent auf 85,00 Euro allerdings nur noch im Mittelfeld des Leitindex. Analyst Peter Spengler von der DZ Bank hatte das Strategie-Update für die Sparte erst später im Jahr erwartet. Die mittelfristigen Ziele des Unternehmens lägen zwar unter der durchschnittlichen Markterwartung, entsprächen aber seinen eigenen Schätzungen.
Performance Materials steht für rund 16 Prozent des Konzernumsatzes von zuletzt 15,3 Milliarden Euro. 2017 verbuchte der Bereich einen Umsatzrückgang von 2,6 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Die Sparte bietet Lösungen für Displays, Computerchips und Oberflächen aller Art an. Sie beliefert unter anderem die Automobil- , Kosmetik- und Elektronikindustrie.
Der Pharma- und Spezialchemiekonzern traut den Spezialmaterialien dauerhaft eine operative Marge (bereinigtes Ebitda) von rund 30 Prozent zu. Die Sparte wäre damit im Branchenvergleich überdurchschnittlich profitabel, so Merck.
Probleme bereitet den Darmstädtern schon seit längerem das Geschäft mit Flüssigkristallen. Der Konzern war hier lange Jahre unangefochtener Marktführer, verliert aber Anteile vor allem an chinesische Konkurrenten. Der Marktrückgang werde in den kommenden Jahren andauern, schätzt Merck. Mehr als ausgleichen will der Konzern die zu erwartenden Umsatzrückgänge in diesem Bereich mit Zuwächsen bei organischen Leuchtdioden (OLED) und Fotolacken.
Ein wesentlicher Treiber soll auch das Geschäft mit Halbleitermaterialien sein. Vor allem seine Stellung als Lieferant für die Elektronikbranche will Merck weiter stärken. Wachstumspotenzial sieht Beckmann bei Innovationen wie Flüssigkristallfenstern. Um die Umsatz- und Gewinnziele zu erreichen, setzt der Manager verstärkt auch auf das Geschäft in China. Dort hatte das Unternehmen im Juni ein neues Zentrum für die OLED-Technologie eröffnet.
Der Konzern hatte nach den Problemen vor allem bei Flüssigkristallen im vergangenen Jahr die Reißleine gezogen. Der Bereich Performance Materials wurde neu in die drei Einheiten Display Solutions, Semiconductor Solutions und Surface Solutions gegliedert. Außerdem wechselte Merck fast das gesamte Führungsteam aus./stw/she/jha/