Die Anfänge der Merck KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) reichen bis ins Jahr 1668 zurück. Damit ist der Konzern nach eigenen Angaben das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt. Rund 70 Prozent des Gesamtkapitals befindet sich in Besitz der Familie Merck, die restlichen 30 Prozent lauten auf die auf die Aktien der Kommanditaktionäre. 1995 ging die Merck KGaA an die Börse, 2007 wurden die Papiere in den Dax aufgenommen.

Die Titel von Merck & Co dagegen sind im Dow Jones notiert. Der US-Konzern gehörte bis zum Jahr 1917 als Tochtergesellschaft zur Merck KGaA. Infolge des Ersten Weltkriegs wurde Merck & Co durch Enteignung zu einem eigenständigen Unternehmen. Seitdem sind die beiden Firmen voneinander unabhängig. Die Merck KGaA hält keine Namensrechte mehr.

Was die Aktien der Unternehmen betrifft, lohnt sich vor allem ein Blick auf die Entwicklung seit dem Ausbruch der Finanzkrise im September 2008. Beide Papiere haben sich von den Turbulenzen gut erholt und im Jahr 2014 neue Allzeithochs erreicht. Mit einem Kursplus von rund 97 Prozent lieferte Merck & Co allerdings eine deutlich bessere Performance ab als die Merck KGaA, die einen Zuwachs von 75 Prozent verbuchte.

Was die Geschäftszahlen betrifft, muss man differenzieren. Beim Umsatzwachstum muss sich das deutsche Unternehmen mit einem Plus von 49 Prozent dem amerikanischen Konzern mit 103 Prozent ebenfalls klar geschlagen geben. Beim Gewinnwachstum stehen die Darmstädter aber wesentlich besser da. Von 2008 bis 2013 stieg der Nettogewinn um 227 Prozent, bei Merck & Co fiel er um 38 Prozent.

Im Hinterkopf sollte man auch die unterschiedlichen Größendimensionen behalten: Merck & Co kommt auf einen Börsenwert von rund 135 Milliarden Euro, die Merck KGaA wiegt dagegen nur 8,6 Milliarden Euro.

Nachdem beide Aktien in diesem Jahr neue Allzeithochs erklommen haben, stellt sich die Frage, wie es für sie weitergehen wird.

Um diese Frage zu beantworten, hat BÖRSE ONLINE die Papiere miteinander verglichen. Zu diesem Zweck haben wir uns ausführlich mit den Einschätzungen der Analysten befasst. Über diese kann man sich zwar streiten, doch ignorieren sollte man sie nicht. Die Einschätzungen der Experten können bei der Anlageentscheidung helfen. Am Ende sollte sich aber jeder Anleger seine eigene Meinung bilden.

Auf Seite 2: Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Wie schätzen Analysten die Aktien ein?

Betrachtet man bei Bloomberg das aktuell durchschnittliche Rating aller Analysten, die ihre Einschätzungen während der letzten 12 Monate aktualisiert haben, fallen die Urteile zu den Aktien nur an der Oberfläche ähnlich aus.

Mit einem 3er-Konsensrating werden beide Papiere zwar auf "Hold" eingestuft, die Titel von Merck & Co kratzen mit einem Wert von 3,96 aber schon an der 4er-Schwelle. Damit sind sie nur einen Hauch von der Einstufung als "schwacher Buy" entfernt. Die Anteilsscheine der Merck KGaA dagegen liegen recht nah an der 2er-Schwelle - und damit kurz vor der Herabstufung auf "schwacher Sell".

Bei den Aktien des deutschen Unternehmens stimmt eine deutliche Mehrheit der Analysten für "Hold", knapp ein Viertel plädiert für "Buy" und rund 15 Prozent rät zum "Sell". Bei den Papieren der Amerikaner dagegen sind jeweils etwa gleich große Lager für "Buy" und "Hold". Zudem kommt Merck & Co ohne Verkaufsempfehlungen aus.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es zwischen den Aktien trotz der gemeinsamen "Hold"-Einstufung nicht zu verachtende Unterschiede gibt. Die Merck KGaA gilt als recht schwache Halteposition, während Merck & Co als sehr starke Halteposition gilt.

Erläuterungen: Quelle: Bloomberg, Stand 02.09.2014, 11.00 Uhr

Konsensrating: Aktuell durchschnittliches Rating aller Analysten, die während der letzten 12 Monate aktualisiert haben. (5= Buy, 4= schwacher Buy, 3= Hold, 2= schwacher Sell, 1= Sell).

Buys: Die Zahl der Analysten, die den Kauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Holds: Die Zahl der Analysten, die empfehlen, das Wertpapier zu halten, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Sells: Die Zahl der Analysten, die den Verkauf des Wertpapiers empfehlen, und der Prozentsatz aller Analysten, die diese Empfehlung abgeben.

Um sich ein Gesamtbild von der Meinung der Analysten zu machen, reicht es allerdings nicht aus, sich auf den Status Quo zu konzentrieren. Man muss auch einen Blick darauf werfen, wie sich die Einschätzungen der Experten über einen längeren Zeitraum entwickelt haben. Daraus lassen sich am Ende eventuell Trends ableiten.

Auf Seite 3: Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Wie haben sich die Einschätzungen der Analysten entwickelt?

Anleger sollten die Merck KGaA und Merck & Co in ihren Depots halten, letztere könnte fast für einen Kauf infrage kommen, lautet das allgemeine Urteil der Analysten über beide Aktien.

Doch wurden die Titel auch vorher so betrachtet wie momentan? Wirft man einen Blick auf die Einschätzungen von vor einem Jahr, lautet die Antwort nein.

Beide Papiere hatten vor zwölf Monaten noch andere Einstufungen als jetzt. Die Aktien der Merck KGaA wurden dank einer deutlichen Verbesserung des Konsensratings von "schwacher Sell" auf "Hold" hochgestuft. Die Anteilsscheine von Merck & Co dagegen wurden wegen einer leichten Verschlechterung des Konsensratings von "schwacher Buy" auf "Hold" herabgestuft.

Während bei der Merck KGaA viele Experten ihre Einschätzungen von "Sell" auf "Hold" änderten, stuften bei Merck & Co recht viele Analysten von "Buy" auf "hold" herab.

Lassen sich aus den vorliegenden Daten Trends ableiten? Nur teilweise, denn: Bei der Merck KGaA ist der Positivtrend in den vergangenen beiden Monaten zum Erliegen gekommen, d.h. die Analystenmeinungen haben sich nicht verändert, und es gab kaum neue Heraufstufungen. Anders bei Merck & Co: Hier kann man seit Februar eine konstante und relativ deutlich Verschlechterung in Stimmungsbild der Experten feststellen.

Auf den folgenden beiden Seiten haben wir Chancen und Risiken gegenübergestellt, die Analysten bei beiden Firmen sehen.

Auf Seite 4: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei der Merck KGaA?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei der Merck KGaA?

Auf Seite 5: Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei der Merck & Co?

Wo sehen die Analysten Chancen und Risiken bei der Merck & Co?

Auf Seite 6: Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

Wie viel Kurspotenzial trauen Analysten den Aktien zu?

Analysten kommen bei der Merck KGaA und Merck & Co zu einem sehr ähnlichen Ergebnis: Beide Aktien haben derzeit kein Kurspotenzial. Die jeweiligen Werte bewegen sich knapp um die Null-Prozent-Schwelle.

12 M. Zielkurs: Konsens-Zielkurs (Währung)

Letzter Kurs: Stand 02.09.2014, 11:00 Uhr

Ertragspotential: Das zukünftige Renditepotential des Best-Konsens-Zielkurses und des letzten Kurses der Aktie.

LTM Rendite: 1-Jahresertrag des Wertpapiers

Das bedeutet allerdings nicht, dass es unter den Analysten keine deutlicheren Ausschläge nach oben gibt.

Bei der Merck KGaA zeigt sich vor allem Gunnar Romer von der Deutschen Bank optimistisch. Er sieht er das Ende der Fahnenstange bei 79,00 Euro. Damit würde sich - auf Basis des aktuellen Kurses - eine Zuwachsquote von rund 18 Prozent ergeben.

Für Merck & Co legt besonders Jon Lecroy von MKM Partners eine Hand ins Feuer. Er beziffert er den Höchstwert auf 52,32 Euro. Das entspräche einer Zuwachsquote von rund 14 Prozent.

Auf Seite 7: Fazit

Fazit:

Die Merck KGaA wird von Analysten schwächer eingestuft als Merck & Co. Das deutsche Papier gilt als eine schwache Halteposition, die amerikanische Aktie dagegen als eine starke Halteposition.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steht die Merck KGaA aus der Sicht der Experten besser da. Umgekehrt verhält es sich bei Merck & Co.

Auffällig ist, dass sich die Meinungen der Branchenkenner gegenüber Merck & Co in den vergangenen Monaten merklich verschlechtert haben. Bei der Merck KGaA stagnieren sie.

Was die Chancen und Risiken betrifft, führen Analysten auf beiden Seiten Pro- und Contra-Punkte auf. Welche Punkte man schwerer gewichtet, bleibt wohl eine individuelle Sache.

Das Kurspotenzial sehen die Experten bei beiden Titeln ausgeschöpft. Einzelne Analysten trauen den Papieren aber niedrige zweistellige Zuwachsraten zu.

Auf Seite 8: Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Was empfiehlt BÖRSE ONLINE?

Merck KGaA:

Mit ihren Wurzeln in einer 1668 von Friedrich Jacob Merck gekauften Apotheke ist die Darmstädter Firma das älteste Pharmaunternehmen der Welt. Pharma ist bis heute mit 56 Prozent Umsatzanteil die größte Konzernsparte, neben Hightechchemikalien, Laborprodukten und Selbstmedikation.

Gleichzeitig ist dieser Unternehmensteil aber auch das Sorgenkind des Unternehmens, das in den USA unter dem Namen EMD (Emanuel Merck Darmstadt) auftritt. Die beiden wichtigsten Produkte, das Multiple- Sklerose-Medikament Rebif und das Krebsmittel Erbitux, sind schon länger im Markt und leiden zunehmend unter der Konkurrenz neuerer Wirkstoffe. Im zweiten Quartal sank der operative Gewinn in der Pharmasparte Merck Serono um fast fünf Prozent.

Das Problem: Neue Medikamente, welche die Lücke füllen könnten, sind nicht unmittelbar in Sicht. Schuld ist eine Serie von Misserfolgen. 2006 hatte Merck das Schweizer Biotechunternehmen Serono mit sieben Produktkandidaten in der letzten klinischen Testphase übernommen - keines dieser Medikamente kam auf den Markt. Mit ihrer größten Hoffnung, Cladribin gegen Multiple Sklerose, scheiterten die Darmstädter 2010 und 2011 gleich mehrfach an den Zulassungsbehörden.

Seitdem versucht Merck-Chef Karl-Ludwig Kley aufzuräumen. Der Serono-Standort Genf wurde 2012 geschlossen, diverse Pharmamanager wurden ausgetauscht. Zuletzt heuerte vor wenigen Wochen Luciano Rossetti als weltweiter Leiter von Forschung und Entwicklung an. Er kommt wie der Vorstand der Pharmasparte, Stefan Oschmann, von der amerikanischen Merck & Co.

Neues Wachstumspotenzial wollen die Darmstädter mit dem Einstieg ins Biosimilar-Geschäft erschließen. In den Aufbau investiert Merck allein in diesem Jahr 100 Millionen Euro. Biosimilars sind Nachahmerprodukte von biotechnologisch hergestellten Medikamenten, deren Patentschutz ausgelaufen ist. Sie gelten als Wachstumsmarkt, wobei einige Wettbewerber aufgrund der hohen regulatorischen und technologischen Anforderungen bereits wieder aus dem Geschäft ausgestiegen sind. Merck arbeitet in diesem Bereich mit dem indischen Generikaspezialisten Dr. Reddy’s zusammen. Erste Produkte sollen aber frühestens 2017 auf den Markt kommen.

Vorstoß in der Immuntherapie

Auch für die fernere Zukunft hat der Merck-Vorstand zuletzt viele Forschungskooperationen angestoßen. Im Juni schlossen die Darmstädter zum Beispiel eine viel beachtete Vereinbarung mit Morphosys ab. Zusammen mit dem Münchner Biotechunternehmen will Merck immuntherapeutische Wirkstoffe gegen Krebs entwickeln, ein später Einstieg in ein heiß umkämpftes Forschungsfeld. Dabei soll das Immunsystem angeregt werden, Tumore selbst zu bekämpfen.

Was Merck jedoch fehlt, sind umsatzträchtige Medikamentenkandidaten, die in nächster Zeit auf den Markt kommen könnten. Gerade mal zwei neue Verbindungen befinden sich in der letzten klinischen Testphase vor der Zulassung. Eines der Produkte, ebenfalls ein Krebs- Immuntherapeutikum, zeigte in einer kürzlich veröffentlichten Studie zudem nicht die erwünschte Wirkung. Das könnte das Ende auch dieses Medikaments bedeuten.

Der Kapitalmarkt erwartet von Merck schon seit geraumer Zeit eine Akquisition zur Auffüllung der Pharmapipeline. 2015 soll die Bilanz wieder einen positiven Cashflow aufweisen, Mittel wären vorhanden. Dennoch werden CEO Kley und sein neuer Finanzvorstand Marcus Kuhnert wohl lieber bei den anderen Sparten zukaufen. Attraktive Unternehmen im Pharma- und Biotechsektor sind hoch bewertet, auch Produktpartnerschaften müssen teuer bezahlt werden.

Marcus Wieprecht, Analyst bei Mainfirst, sieht dagegen viele Möglichkeiten für eine Verstärkung der Laborproduktesparte Merck Millipore und nennt Firmen wie Sartorius und Qiagen als mögliche Übernahmeziele. "Eine Akquisition in diesem Bereich könnte sich sofort ergebnissteigernd auswirken. Das würde auch eine höhere Bewertung der Aktie rechtfertigen", sagt Wieprecht.

Doch das Geschäft mit Chemikalien und Wasserfiltern gilt bei vielen Investoren als langweilig. Ob sie bereit sind, noch länger auf eine durchschlagende Erneuerung der Pharmasparte zu warten, darf zumindest angezweifelt werden.

70 Prozent der Merck-Aktien sind in Familienbesitz. Die Darmstädter können es sich daher leisten, dem Druck des Kapitalmarkts zu widerstehen und keine schnelle Lösung des Pharmaproblems zu bieten. Die Spezialchemie ist hochprofitabel, auch der Fokus auf Schwellenländer als Pharmawachstumsmarkt gefällt. Die geplanten Akquisitionen können den Kurs treiben, doch die ganz große Fantasie fehlt.

Unsere Einschätzung: Beobachten.


Merck & Co:

Der erste Masernkombiimpfstoff, der erste Cholesterinsenker, die erste Impfung gegen Krebs auslösende Viren - Merck & Co. eilte lange der Ruf voraus, glänzende Forschung zu betreiben. Kaum ein anderes Pharmaunternehmen genoss unter Wissenschaftlern so hohes Ansehen wie die amerikanische Merck. Bis die Firma, die außerhalb der USA unter dem Namen MSD Merck Sharp & Dohme auftritt, 2004 ihr Schmerzmittel Vioxx vom Markt nehmen musste. Die Tabletten erhöhten das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, und Merck hatte Hinweise darauf lange verschwiegen.

Seitdem gab es mehrere Rückschläge bei der Entwicklung neuer Medikamente. Dem nach Umsatz vom vergangenen Jahr viertgrößten Pharmakonzern der Welt gingen die Innovationen aus. 2013 zog Merck- Boss Ken Frazier schließlich Konsequenzen. Er feuerte Forschungschef Peter Kim und holte stattdessen Roger Perlmutter, der zuvor über zehn Jahre die Labore des Biotechprimus Amgen geleitet hatte.

Weniger Bürokratie

Zusammen setzen sie auf eine radikale Schrumpfkur. Insgesamt 16 000 Angestellte müssen bis Ende 2015 gehen, das ist jeder fünfte Mitarbeiter. 2,5 Milliarden US-Dollar sollen im gleichen Zeitraum eingespart werden. Perlmutter eliminierte in der Forschungsabteilung ganze Hierarchieebenen, weil er fand, die Wissenschaftler seien mehr damit beschäftigt, ihren Vorgesetzten Bericht zu erstatten, als über Innovationen nachzudenken. Im Mai verkaufte Merck außerdem die Konzernsparte für rezeptfreie Medikamente für 14 Milliarden USDollar an Bayer.

Dass so eine Verschlankung funktionieren kann, zeigt Konkurrent Bristol- Myers Squibb. Der verkleinerte sich von 43 000 auf 28 000 Mitarbeiter und gilt nach radikaler Umstrukturierung als neuer Star unter den Pharmafirmen. Der Aktienkurs von Bristol-Myers ist in den vergangenen drei Jahren um 80 Prozent gestiegen.

Die Veränderungen bei Merck & Co. finden daher auch bei Analysten Anklang. "Die Firma hat ihre Philosophie im vergangenen Jahr fundamental geändert und sich deutlich fokussiert", sagt Chris Schott von der Investmentbank JP Morgan. "Das spiegelt sich in verbesserten Wachstumsperspektiven für die kommenden drei bis fünf Jahre wider."

Entwicklung im Rekordtempo

Entlassungen und Sparmaßnahmen allein entfachen noch keine Zukunftsfantasie. Dafür sorgt vor allem der Medikamentenkandidat MK-3475, den Forschungschef Perlmutter zur absoluten Priorität erklärt hat. Es handelt sich um einen sogenannten Checkpoint-Inhibitor, eine neue Klasse von Medikamenten, die aktuell in der Krebsbehandlung Furore macht. Die Moleküle sorgen dafür, dass die Tarnung von Tumoren gegenüber dem Immunsystem auffliegt und der Körper die Krebszellen selbst bekämpfen kann.

Merck hat MK-3475 in Rekordzeit durch die Entwicklung gedrückt und dabei sogar den bisherigen Vorreiter auf dem neuen Feld, Bristol- Myers Squibb, überholt. Am 28. Oktober entscheidet die amerikanische Zulassungsbehörde FDA, ob MK-3475 als erstes Medikament der neuen Generation in der Indikation Hautkrebs auf den Markt gelangt.

In den kommenden Monaten dürfte Merck außerdem zahlreiche weitere, potenziell kurstreibende Daten aus Studien mit MK-3475 in anderen Krebsarten veröffentlichen. Die Amerikaner prüfen den Einsatz des Wirkstoffs für nicht weniger als 30 Tumortypen. Analysten schätzen, dass das Medikament in einigen Jahren einen Umsatz von gut vier Milliarden US-Dollar pro Jahr in Mercks Kassen spülen wird.

Ein weiteres Standbein will Roger Perlmutter mit Arzneien gegen Hepatitis C schaffen. Auf diesem Gebiet liegt die Biotechfirma Gilead weit vorn, die mit ihrem 84 000 US-Dollar teuren Medikament Sovaldi aktuell für Schlagzeilen sorgt. Merck hat aber mehrere Moleküle in der Pipeline, die in der Kombination mehr Patientengruppen helfen und die Therapiedauer verkürzen könnten.

Impulse für die Aktie könnte auch der Verkauf weiterer Unternehmensteile oder Übernahmen liefern. Große Zukäufe in Europa mit dem Ziel, den Unternehmenssteuersatz zu senken, wie es gerade zahlreiche Wettbewerber tun, schließt Merck- Boss Ken Frazier jedoch kategorisch aus: "Unsere Strategie basiert auf Innovation, nicht auf Steuersparmodellen."

Merck & Co. ist nach Börsenwert rund 15-mal größer als der deutsche Namensvetter. Nach dem Verkauf der Selbstmedikationssparte konzentrieren sich die Amerikaner auf Pharma, Impfstoffe und Tierarzneimittel. Neben den Auswirkungen des Sparprogramms machen vor allem die bisher äußerst vielversprechenden Daten zum Krebsmedikament MK-3475 den Titel attraktiv. Kaufen.

Unsere Einschätzung: Kaufen.