Und dann ist da noch der neue Großaktionär Daniel Kretinsky. Investoren bleiben daher zunächst lieber an der Seitenlinie - die Aktie gehört zu den großen Verlierern 2020. Was bei Metro los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.
LAGE BEI METRO:
Das vergangene Geschäftsjahr war für die Metro in mehrfacher Hinsicht turbulent: Ein erster gescheiterter Übernahmeversuch durch den tschechischen Investor Daniel Kretinsky sorgte für Unruhe im Konzern, der sich mit einem neuen Großaktionär arrangieren musste. Einen zweiten Versuch startete Kretinsky im Herbst und sammelte weitere Aktien ein, womit er seinen Anteil auf gut 40 Prozent schraubte. Damit stehen sich nun zwei Aktionärsblöcke gegenüber: Neben Kretinsky die beiden Gesellschaften der Metro-Mitgründer Beisheim und Schmidt-Ruthenbeck, die zusammen auf gut 23 Prozent kommen. Welche Strategie Kretinsky für Metro im Sinn hat, bleibt dabei noch vage.
Dazu kamen zunehmend operative Probleme durch die sich ausbreitende Corona-Pandemie. Insbesondere das dritte Geschäftsquartal, in das der erste flächendeckende Lockdown fiel, sorgte bei den Düsseldorfern für einen Schlag ins Kontor. Dabei konnten steigende Erlöse etwa mit selbstständigen Händlern die Einbußen aus der Gastronomie nur zum Teil auffangen. Umsatz und Ergebnis des Konzerns brachen daher im gesamten Geschäftsjahr (per 30. September) ein.
Die Pandemie wird Metro auch im neuen Geschäftsjahr belasten. Es dürfte weiter vor allem das Geschäft mit der Gastronomie treffen, die derzeit unter Schließungen in vielen europäischen Ländern leidet. Die Beschränkungen könnten dabei Metros Prognose zufolge bis in das zweite Quartal dauern. Doch danach rechnet der Großhändler mit einem Nachholeffekt - und einer schnellen Erholung von Gastronomie und Tourismus. Das zweite Halbjahr soll dann deutlich besser laufen. Insgesamt geht Metro für 2020/21 jedoch von weiteren Rückgängen bei Umsatz und operativem Ergebnis aus. Die größten Belastungen erwartet Metro dabei in Regionen mit hohem Gastronomieanteil, insbesondere in Westeuropa.
Dazu muss sich Metro einen neuen Chef suchen. Olaf Koch hat das Unternehmen zum Jahresende verlassen, nachdem der Umbau zum reinen Großhändler abgeschlossen wurde. Die Suche soll jedoch Koch zufolge "weit fortgeschritten" sein. Er selbst will nach dem Abschied von der Metro zunächst einmal "Abstand gewinnen". Seit Januar haben Finanzvorstand Christian Baier sowie Vorstandsmitglied Rafael Gasset übergangsweise die Führung übernommen.
Auf der Haben-Seite kann Metro durch den Abschluss des Verkaufs der Supermarktkette Real und der Mehrheit des Chinageschäfts mit einer soliden Bilanz punkten. Dabei sieht das Unternehmen durchaus Spielraum für Übernahmen. So ist der Großhandelsmarkt noch zersplittert und bietet Ex-Chef Koch zufolge Möglichkeiten der Konsolidierung. Metro will dabei vor allem die Marktposition in Ländern, in denen der Großhändler bereits aktiv ist, ausbauen. Dagegen besteht derzeit keine Absicht, sich aus Märkten zurückzuziehen. Koch sagte auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz im Dezember aber auch, dass es das Ziel Metros sein müsse, in den jeweiligen Märkten zu den ersten Drei zu gehören.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Analysten warten derzeit bei Metro eher ab. Kurzfristig bleibe die Entwicklung weiter schwer vorauszusehen, schrieb Analyst Nicolas Champ von der britischen Investmentbank Barclays jüngst in einer Studie. Denn ermutigende Ergebnisse des Schlussquartals würden bereits wieder überschattet durch die jüngsten Lockdown-Maßnahmen. Der Experte hält es für möglich, dass das Management in den Annahmen für das neue Jahr zu optimistisch ist und sieht Rückschlagrisiken, da die Konsumnachfrage durch das schwache Umfeld und Corona-Beschränkungen belastet sein dürfte.
Auch James Grzinic vom Analysehaus Jefferies plädiert für ein Halten der Aktie. Das Geschäftsjahr 2020/21 werde wohl schwierig. Positiv stimmten fortgesetzte Marktanteilsgewinne in Deutschland, Italien und Frankreich. Herbert Sturm von der DZ Bank betonte, dass die Beschränkungen ausgerechnet in die wichtigen Monate November und Dezember fielen. Wegen des Weihnachtsgeschäfts sei das letzte Quartal des Jahres aber wichtig für das Unternehmen.
Zu den Verkäufern gehört dagegen Baader Bank. Die Gastronomiebranche als wichtiger Kundenkreis des Handelskonzerns leide unter dem zweiten Lockdown, so Analyst Volker Bosse. Metro werde davon auch hart getroffen. Er senkte seine Gewinnerwartungen.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Metro-Aktie gehört zu den Verlierern 2020. Schlechter schnitt im Mittelwertesegment MDAX nur der ebenfalls von der Pandemie hart getroffene Modekonzern HUGO BOSS ab. Anleger meiden derzeit die Papiere - vor allem wegen des starken Gastronomie-Bezugs der Metro. Weitere Zurückhaltung könnte durch die Aktionärskonstellation bedingt sein. Denn noch ist offen, ob und wie sich Kretinsky sowie Beisheim und Schmidt-Ruthenbeck miteinander arrangieren werden.
2020 verlor die Metro-Aktie insgesamt knapp 36 Prozent. Der Corona-Crash hat das Papier Mitte März auf ein Rekordtief abstürzen lassen. War das Papier zu Beginn des Jahres noch mehr als 14 Euro wert, sackte der Kurs im März zeitweise auf nur noch etwas mehr als sechs Euro ab. Im Mai konnte der Kurs sich wieder über die Marke von 9 Euro hieven, notierte in den kommenden Monaten bis Anfang November konstant bei etwa 8,50 Euro. Mit den weiteren schlechten Nachrichten aus dem Corona-Lager sackte das Papier wieder ab und fiel Anfang Dezember mit der Ankündigung einer erneuten Schließung der Restaurants in Deutschland auf unter 7,50 Euro.
Durch die hoffnungsvollen Aussagen des Managements zumindest für die zweite Jahreshälfte und dessen Erwartung auf einen Nachholeffekt konnte Metro das Jahr halbwegs versöhnlich abschließen, die Aktie erholte sich wieder auf über 9 Euro. Seit der Aufspaltung des ursprünglichen Konzerns in die neue Metro und den Elektronikhändler Ceconomy (Ceconomy St) mit seinen Ketten Media-Markt und Saturn im Jahre 2017 haben Aktionäre der neuen Metro konstant Geld verloren - in etwa die Hälfte.
dpa-AFX