Koch, in den vergangenen Monaten gerne mit offenem Hemdkragen unterwegs, hat sich zur Feier des Tages extra eine Krawatte umgebunden. "Wir haben die Möglichkeit, eine völlig neue Episode zu starten", ruft er den Aktionären zu und schwärmt von größeren Wachstumschancen und steigendem Börsenwert.
Am Ende des Tages werden die Aktionäre mit 99,95 Prozent für die Aufspaltung stimmen. Doch das nahezu einstimmige Ergebnis spiegelt die Stimmung auf dem Aktionärstreffen nur unvollständig wider: Dort schwappt die Euphorie, mit der Koch den Umbauplan erklärt, nicht über.
Ohnehin ist die Abstimmung eher Formsache. Hatten die Familien Haniel, Beisheim und Schmidt-Ruthenbeck, die zusammen fast 50 Prozent der Anteile halten, der Trennung doch bereits vorab zugestimmt. Und so monieren die Aktionärsvertreter am Rhein zwar die Kosten der Aufspaltung in Höhe von 100 Millionen Euro sowie die Vergütung für den Vorstand mit über 47 Millionen Euro - befürworten sie letztlich aber. "Wir haben endlich mal wieder eine Perspektive", sagt Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, nachdem sie kritisiert hatte, dass die Vorstandsvergütung "eher einem DAX- als einem MDAX-Konzern" entspreche. Und während draußen auf dem Fluss die Schiffe vorbeischippern, kämpfen sich Koch und die um ihn versammelten Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder durch Kritik, verhaltenen Applaus und lautstarken Verdruss. "Sie sind nicht gerade das Prachtexemplar eines Vorstandsvorsitzenden", schimpft etwa einer der Aktionäre während seiner knapp einstündigen Fragestellung.
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Zwischen Kritik und Croissant
Äußerlich ungerührt lässt Koch den Angriff an sich abprallen. Doch als er die Fragen des Aktionärs beantwortet und sich von dessen Zwischenrufen gestört fühlt, macht er deutlich, wer der Herr im Hause ist: "Jetzt rede ich und Sie hören zu!" Es wird ein langer und zäher Tag. Am Ende blicken Koch und Konsorten müde auf fast leere Stuhlreihen im Saal.
Draußen laben sich die Aktionäre am Buffet. Vorsichtig schiebt eine betagte Dame ihren Rollator durch den Gang. Auf ihm balanciert sie drei Teller. Auf jedem liegt ein Croissant. "Eins für Metro, eins für Tsetsomdingens und eins für mich", sagt sie. Ihr Blick trifft den des Beobachters, streift über die drei Croissants und wird spitzbübisch: "Heute ist doch ein besonderer Tag."
Fünf Fragen und Antworten
Warum teilt sich die Metro auf?
Der Konzern vereint zwei Geschäftsbereiche, die wenig gemein haben: die Lebensmittel- und die Elektroniksparte. Die Konkurrenz ist groß und Metro schrumpft seit Jahren. Immer wieder wurden Teile wie Galeria Kaufhof verkauft. Inzwischen büßte Metro sogar den Platz im DAX ein.
Was verspricht sich Metro-Chef Olaf Koch von der Trennung?
Mehr Wachstum, weil die getrennten Unternehmen sich besser auf ihre Kundengruppen konzentrieren und dynamischer agieren können. Mittelfristig soll der bereinigte Umsatz beider Gesellschaften um mindestens drei Prozent jährlich steigen. Im zurückliegenden Jahr schaffte die Metro als Ganzes weniger als ein Prozent. Mehr Börsenwert, weil Mischkonzerne wie Metro an der Börse schlechter bewertet werden als klar fokussierte Unternehmen. Tatsächlich gewann die Aktie seit Bekanntgabe der Aufspaltungspläne rund 25 Prozent an Wert.
Wie funktioniert die Teilung?
Während die bisherige Metro AG als künftige Ceconomy AG weiterbesteht und das Consumer-Electronics-Geschäft bildet, wird der Großhandels- und Lebensmittelspezialist als eigenständige, börsennotierte Gesellschaft abgespalten und firmiert unter seinem etablierten Namen Metro.
Was ändert sich durch die Trennung für die Verbraucher?
Wenig. Die Ketten behalten ihre bekannten Namen.
Was muss ich als Aktionär tun?
Eigentlich nichts. Die Trennung wird im Verhältnis 1 : 1 vollzogen. Jeder Aktionär behält die Aktien der bisherigen Metro AG, die dann unter Ceconomy firmiert. Für jede Vorzugsaktie, die er hält, bekommt er zusätzlich eine Vorzugsaktie des Großhandels- und Lebensmittelspezialisten, dann Metro AG. Gleiches gilt für die Stammaktien. Diese neuen Aktien sind ab dem 1. Oktober 2016 dividendenberechtigt. Der Wechsel der Aktien erfolgt über die Depotbanken.