Das nächste Jahr wird für Metro ein Jahr des Wandels. Ende Januar will der Konzern mit Sitz in Düsseldorf die Supermarktkette Real an ein Konsortium, bestehend aus dem deutschen Einzelhandels- und Immobilieninvestor X + Bricks und der russischen SCP Group, verkaufen. Vor wenigen Wochen haben die beiden Parteien eine Absichtserklärung unterzeichnet. Metro hat damit die Verhandlungen mit dem vorherigen Interessenten, dem Immobilienkonzern Redos, beendet.
Der Vorteil des jetzigen Deals: X + Bricks, an dessen Spitze der ehemalige Corestate-Capital-Chef Sascha Wilhelm steht, entlässt Metro vollkommen aus der Beteiligung. Redos hatte darauf bestanden, dass Metro für weitere zwei Jahre 25 Prozent an Real behält, um mögliche Kartellrisiken nicht allein abfedern zu müssen.
Wilhelm übernimmt diese und wird die 80 Immobilien im Paket - das Real-Geschäft hat Metro im zweiten Geschäftsquartal bereits nahezu vollständig abgeschrieben - voraussichtlich an die Konkurrenz verkaufen. Rewe, Edeka und Kaufland dürften davon gleichermaßen profitieren. Metro rechnet nach eigenen Angaben mit einem Ertrag von 500 Millionen Euro aus der Transaktion.
Nach dem Verkauf des China-Geschäfts an das chinesische Unternehmen Wumei im Oktober sowie der Abspaltungen des Elektronikhändlers Ceconomy und der Warenhauskette Galeria Kaufhof im Jahr zuvor, ist Metro-Boss Olaf Koch damit fast am Ziel. Er betont gern, dass der Umbau nicht das Ende eines Konglomerats sei. Er beende lediglich eine Ära, in der man bei Metro gedacht habe, dass "Größe die wichtigste Dimension des Geschäfts ist". Dabei seien die Perspektiven als reiner Großhändler hervorragend. "Der Umbau war grundlegend, aber es lohnt sich", sagte Koch in einem Interview.
Großaktionär lauert
Im kommenden Jahr wird sich die Rosskur jedoch noch nicht auszahlen. Bei der jüngsten Vorlage der Zahlen aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 (Ende 30. September) hat Koch eine enttäuschende Prognose in den Raum gestellt. Das fortgeführte Geschäft soll lediglich zwischen ein und drei Prozent zulegen - unberücksichtigt sind dabei Immobilienverkäufe und Restrukturierungskosten. Im vergangenen Jahr hat Metro trotz eines schwachen Russland-Geschäfts den Umsatz um 2,4 Prozent auf knapp 30 Milliarden Euro gesteigert, das operative Ergebnis sank um mehr als vier Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Erst 2021 rechnet Koch mit einer operativen Verbesserung.
Der kurzfristige Treiber für den Aktienkurs heißt Daniel Kretinsky. Mit seiner EP Global hält der tschechische Großaktionär bereits 29,9 Prozent an Metro. Sein altes Übernahmeangebot lag bei 16 Euro, was Alteigner wie die Familie Schmidt-Ruthenbeck als zu niedrig empfanden. Kretinsky wird Metro aber nicht von der Leine lassen. Gut möglich, dass er noch mal nachlegt. Das würde die Aktie wohl früher zum Klingen bringen als der Umbau.
Spekulativ: Risikobereite Anleger setzen auf ein erneutes, möglicherweise verbessertes Übernahmeangebot.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 18,50 Euro
Stoppkurs: 11,00 Euro