Angesichts eines nur geringen Aufschlags auf den Kurs der Metro-Aktie geht es EPGC nicht um den schnellen Erfolg, sondern um freie Hand, die Beteiligung von derzeit 29,99 Prozent später nach und nach aufzustocken. Metro hält die Offerte für zu niedrig. Die weiteren Großaktionäre Beisheim und Meridian wollen ihr Anteilspaket von gut 23 Prozent behalten, wie sie am Montag erklärten.
Der Aktionärspool um die Familien Beisheim und Schmidt-Ruthenbeck warf Kretinsky vor, Unruhe bei Metro zu schüren, wo Vorstandschef Olaf Koch mit dem Verkauf des China-Geschäfts und der Supermarktkette Real für neue Aufbruchstimmung gesorgt habe. "Wir sind überrascht von dem Angebot, das nur den Börsenkurs widerspiegelt, und werden nicht darauf eingehen", betonte ein Sprecher der Familien. Welche strategischen Ziele Kretinsky und sein Geschäftspartner Patrik Tkac verfolgen, blieb im Ungefähren. In der Mitteilung hieß es, sie seien "langfristig orientierte Investoren mit dem Ziel, die Stärkung der Marktposition und operativen Leistungsfähigkeit der Metro AG (...) zu unterstützen".
Jefferies-Analyst James Grzinic schrieb in einem Kommentar von einer "schleichenden Übernahme-Strategie", die Kretinsky verfolge. Mit voraussichtlich 8,48 Euro je Stammaktie und 8,87 Euro für die Vorzüge ist die Offerte für die Metro-Aktionäre nicht besonders attraktiv. Sie erlaubt EPGC aber, weitere Aktien ungehindert an der Börse zuzukaufen, sobald die Schwelle von 30 Prozent überschritten ist. In der Hoffnung darauf stieg die Metro-Aktie am Montag um 7,6 Prozent auf 8,95 Euro. EPGC erklärte, man rechne nicht damit, auf Anhieb auf mehr als 50 Prozent an Metro zu kommen. Der Vorstand betonte, das Unternehmen sei erheblich mehr wert.
WIEVIEL IST METRO WIRKLICH WERT?
Ähnlich hatte das Gremium um den scheidenden Vorstandschef Koch bereits vor einem Jahr argumentiert. Damals hatte EPGC mit 16 Euro je Aktie fast doppelt so viel geboten. Doch damit waren Kretinsky und Tkac im August 2019 an der 75-Prozent-Hürde gescheitert. Auf mehr als 15,28 Euro ist die Metro-Aktie seither aber nie gestiegen, zuletzt pendelte sie zwischen acht und neun Euro. Metro wird mit dem neuen Angebot, das von den französischen Banken BNP Paribas und Societe Generale finanziert wird, mit 3,1 Milliarden Euro bewertet - die vorherige Offerte lag bei 5,8 Milliarden.
Das neue Angebot kommt drei Wochen, nachdem Metro-Chef Koch seinen Abschied zum Jahresende angekündigt hat. Kretinsky hatte ihn immer wieder unter Druck gesetzt, Metro schneller zum reinen Großhändler umzubauen und bessere Ergebnisse zu liefern. Dagegen hatten ihn Beisheim und Meridian gestützt. Koch betonte, sein Abgang habe nichts mit Kretinsky zu tun, die Zusammenarbeit mit zu dem Investor sei "professionell" gewesen. Im Aufsichtsrat von Metro sitzt derzeit nur ein Abgesandter des größten Aktionärs.
Um alle übrigen Aktien einzusammeln, müssten Kretinsky und Tkac knapp 2,2 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Doch darum geht es ihnen nicht. Mit dem freiwilligen Angebot umgehen sie ein Pflichtangebot, das fällig würde, sobald sie die 30-Prozent-Schwelle überschreiten. Anders als das Pflichtangebot, das sich nach dem Börsenkurs der vergangenen Monate richten muss, gibt es für die Höhe einer freiwilligen Offerte keine Vorschriften.
rtr