Danach werden Finanzchef Christian Baier und der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Rafael Gasset gemeinsam für die Interimszeit die Position des Vorstandsvorsitzenden übernehmen. Der Suchprozess für die Nachfolge Kochs laufe planmäßig: "Wir rechnen damit, im Laufe der kommenden Monate einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin berufen zu können", erklärte Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann. Die Suche nach einem Nachfolger dürfte Insidern zufolge aber auch daran hängen, ob und worauf sich die Großaktionäre verständigen können.
Koch hatte im August angekündigt, Metro zum Jahresende verlassen zu wollen. Danach hatte Großaktionär Daniel Kretinsky mit einer Übernahmeofferte mehr als 40 Prozent der Metro-Anteile eingesammelt. Er kann damit weiter Aktien zukaufen und seinen Griff um Metro festigen - und bei der Nachfolge Kochs ein gewichtiges Wort mitreden. Kretinsky lässt sich dabei aber nicht in die Karten schauen. Was der tschechische Milliardär mit dem Großhändler plant, darüber rätselt indes auch der Metro-Vorstand. "Die Antwort auf die Frage nach den genauen Zielen ist für uns (..) nicht vollständig klar", hatte Baier, der nun in die Doppelspitze aufrückt, erst Ende Oktober in einem Interview der "Börsen-Zeitung" gesagt.
Zweiter Machtfaktor bei Metro sind die Ankeraktionäre Beisheim und Meridian, die schon lange mit dem Konzern verbunden sind. Sie halten knapp über 23 Prozent der Anteile und hatten Kretinskys Übernahmeofferte als zu niedrig abgeschmettert. Insidern zufolge müssen sie entscheiden, was sie angesichts der wachsenden Macht Kretinskys mit ihrem Anteil anfangen sollen. So könnten sie ihn weiter ausbauen und über die formelle Sperrminorität von 25 Prozent klettern - oder über die Zukunft ihrer Beteiligung nachdenken. Gespräche mit Vertretern Kretinskys hätten bislang nicht zu Ergebnissen geführt, sagten Insider. Beide Seiten wollten sich nicht äußern. Jeder potentielle Nachfolger Kochs werde aber Klarheit über den weiteren Kurs haben wollen, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen. Angesichts der verfahrenen Situation sei die Doppelspitze auf Zeit die aktuell beste Lösung, sagte ein weiterer Insider.
Zudem kommen weitere Personalentscheidungen 2021 auf Metro zu. Mit der Hauptversammlung im kommenden Jahr läuft das Mandat Steinemanns aus, zwei weitere Aufsichtsräte sind ebenfalls nur bis zu dem Aktionärstreffen im kommenden Jahr bestellt. Kretinsky, der mit Marco Arcelli bislang nur einen Vertreter in das Gremium entsandt hat, könnte seine Macht im Aufsichtsrat dann weiter ausbauen.
rtr