Das Technologieunternehmen Meyer Burger hat eine dreijährige Durststrecke hinter sich. Weil die Aufträge wegbrachen, geriet der Zulieferer für die Solarindustrie in eine bedenkliche Schieflage. Der Aktienkurs stürzte ab. Die Firma mit Sitz in Gwatt im Berner Oberland verordnete sich daraufhin den völligen Umbruch auf verschiedenen Ebenen. Ein harter Sanierungskurs wurde eingeleitet, der Vorstand ausgewechselt. Dank einer Kapitalerhöhung von umgerechnet rund 140 Millionen Euro konnte die im Mai 2017 fällige Obligationen-Anleihe von 115 Millionen Euro abgelöst werden.
Operative Trendwende geschafft
Seit Jahresanfang hat sich der Aktienkurs verdoppelt. Die wieder steigenden Auftragseingänge sind ein Indiz dafür, dass sich das Marktumfeld aufhellt. Gefragt sind Solarmodule, die bei höherer Energieeffizienz kostengünstig hergestellt werden. So hat sich für die Beschichtung der Solarzellen die sogenannte PERC-Technologie als neuer Standard etabliert, die den Wirkungsgrad deutlich erhöht.
Mit einem globalen Marktanteil von über 80 Prozent ist Meyer Burger hier die unangefochtene Nummer 1. Absolut top ist das Unternehmen auch bei Inspektionsverfahren für Solarmodule und Wafer, die mit Drahtsägen aus Silizium geschnitten werden.
Zu den neuen Produkten zählen Anlagen, die zwei Beschichtungsprozesse für PERC-Solarzellen auf einer Maschine ermöglichen. Für das neueste System kam im Juli der erste Auftrag von LONGi Solar aus China - mit einem Volumen von rund 20 Millionen Euro. Zuvor hatte Meyer Burger zwei Großaufträge aus Asien in Höhe von 73 Millionen Euro an Land gezogen. "Dass die Hälfte der Aufträge im ersten Halbjahr auf neue Linien entfällt, ist ein klares Indiz dafür, dass das operative Geschäft wieder anzieht", meint Michael Foeth, Analyst bei der Bank Vontobel.
Weil von der Auslieferung bis zur Endabnahme einige Monate vergehen, erklärt Foeth weiter, seien die jüngsten Aufträge noch nicht gleichzusetzen mit einem neuen Umsatzschub in der zweiten Jahreshälfte. Die Halbjahreszahlen, die Meyer Burger am 16. August bekannt gab, werden am ehesten klare Rückschlüsse zulassen. So wird der Auftragseingang deutlich über den Umsätzen liegen, und die Margen werden dieses Jahr vor allem durch die Kosteneinsparungen steigen.
Unterm Strich wird die Firma 2018 wieder schwarze Zahlen schreiben. Dann sollte auf der Gewinnseite die Kombination aus höheren Margen und höheren Umsätzen ihre Hebelwirkung entfalten. Der aktuelle Kursrücksetzer bietet eine gute Einstiegschance, zumal Spekulationen wie zuletzt um einen Einstieg des Autobauers Tesla auch in Zukunft den Aktienkurs befeuern könnten.