Sei es Lokalpatriotismus oder der geschulte Blick für verborgene Werte, Pieper geht dahin, wo es erst einmal wehtut. Die Liste der sanierten Schweizer Mittelständler ist beachtlich. Feintool, Forbo, Rieter und Autoneum: Sie alle schrieben rote Zahlen. Heute stehen diese Firmen ausnahmslos besser da, ihre Werte haben zugelegt und Pieper hält noch maßgebliche Beteiligungen.
Neuestes Sorgenkind in seinem Portfolio ist AFG Arbonia-Forster (AFG). Ende 2014 übernahm Piepers Beteiligungsfirma Artemis zunächst 18 Prozent der Aktien und erhöhte den Anteil später auf 26 Prozent. Die Aktien stammten vom langjährigen Hauptaktionär Edgar Oehler, der das altehrwürdige Schweizer Unternehmen zuletzt ziemlich abgewirtschaftet hatte. 1874 gegründet, konzentrierte sich AFG zunächst auf den Ofenbau. Heute ist das Unternehmen ein Spezialist für Gebäudetechnik - von Heizungen und Lüftungen über Spezialtüren bis hin zu Fenstern.
Piepers Engagement wurde schon in den ersten Wochen auf eine Bewährungsprobe gestellt, als die Schweizer Nationalbank den Wechselkurs freigab und der Franken zum Euro stark aufwertete. Konsequenterweise musste der Sanierungsplan noch einmal verschärft werden.
Zwei Sanierer machen Druck
Im April zog Pieper zusammen mit Alexander von Witzleben in den Verwaltungsrat ein. Der einstige Manager von Jenoptik hat schon die Sanierung von Feintool geleitet. Als der Chef von AFG zurücktrat, übernahm von Witzleben Anfang Juli - wie in der Schweiz möglich - gleichzeitig die Geschäftsführung. In dieser Doppelrolle kappte er die Kosten. Bis auf kleine Teilbereiche wird die Produktion aus der Schweiz abgezogen. Das kostet Geld. Die Sonderaufwendungen im ersten Halbjahr belaufen sich auf 120 Millionen Franken. Das heißt: 2015 wird AFG wieder tiefrote Zahlen schreiben und das Eigenkapital wird deutlich reduziert. Deshalb ist eine kräftige Kapitalerhöhung nötig. Selbst ein Verhältnis eins zu eins ist vorstellbar. Genaue Informationen dazu gibt es auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 11. September. Pieper will bei den Kapitalmaßnahmen mitziehen, seine Beteiligung aber nicht über 30 Prozent ausdehnen, denn sonst wäre ein Übernahmeangebot fällig.
Ob sich sein Einsatz am Ende auszahlt, steht nicht fest. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Die Kapitalerhöhung wird die Bilanz sanieren. Gelingt es AFG auch noch, wieder alte Renditen zu erreichen, kann sich der Wert nach der Kapitalerhöhung verdoppeln. Wer sich engagiert, muss bereit sein, die Kapitalmaßnahme mitzumachen. Zudem ist viel Geduld gefragt. Erste wirklich positive Ergebnisse werden wohl erst 2017 sichtbar.