Microsoft bleibt vorn. Während Internetriesen wie die Alphabet-Tochter Google oder der Onlinehändler Amazon beim Wachstum zuletzt einen Gang zurückschalten mussten, übertraf der weltweit größte Softwarekonzern im abgelaufenen Geschäftsjahr bei Umsatz und Gewinn auch die höchsten Schätzungen der Analysten. In der Periode bis Ende Juni erhöhte sich der Umsatz um 14 Prozent auf knapp 126 Milliarden Dollar. Der Gewinn pro Aktie legte mit einem Plus von fast 29 Prozent überdurchschnittlich stark zu.

Damit hat der Entwickler der weltweit bekannten Windows- Betriebssysteme seine Erlöse das zweite Jahr in Folge zweistellig gesteigert. Analysten trauen dem Unternehmen aus der Old-Economy-Ecke des Technologiesektors sogar zu, auch während der nächsten drei Jahre den Erlös um mehr als zehn Prozent jährlich zu steigern. Zuletzt hatte Microsoft Ähnliches im Jahr 2000 geschafft - bei weniger als einem Drittel des aktuellen Umsatzes.

Das Comeback des Softwareriesen aus Redmond im US-Bundesstaat Washington unter der Regie von Vorstandschef und Cloud-Spezialist Satya Nadella führte bis an die Spitze der Wall Street. Der Aktienkurs ist auf Allzeithoch, der Börsenwert des Unternehmens liegt schon seit geraumer Zeit über der magischen Marke von einer Billion Dollar. Mit einem KGV von mehr als 26 für das laufende Geschäftsjahr ist der Konzern dabei inzwischen höher bewertet als Alphabet, Facebook oder ­Apple. Und es ist nach Angaben des Börsendiensts FactSet gleichzeitig auch Microsofts höchste Bewertung während der vergangenen 15 Jahre.

Stark bei Firmen


Dennoch dürfte die Aktie weiter Kurspotenzial bieten. Glanzstück von Microsoft ist die Cloud-Sparte, hier ist Microsoft dank der Weitsicht Nadellas inzwischen starke Nummer 2 hinter der Amazon-Tochter AWS. Der Bereich wuchs auch im abgelaufenen Quartal am schnellsten: Zwischen April und Juni erhöhte die Cloud-Tochter Azure den Umsatz um 19 Prozent auf gut elf Milliarden Dollar. Das Geschäft mit Firmenkunden, also mit Programmen zur Verbesserung der Produktivität und der Geschäftsprozesse, legte um 14 Prozent auf knapp elf Milliarden Dollar zu. Auch im PC-Geschäft lieferte der Konzern mit einem Plus von über vier Prozent auf rund 11,3 Milliarden Dollar Erlös bessere Daten als von Analysten erwartet.

Neues Denken


Nadella hat das Unternehmen nicht nur auf die wachstumsstarke Cloud-Technologie fokussiert. Darüber hinaus hat der gebürtige Inder auch die Firmenkultur verändert und das einst eher absgeschottete Unternehmen für neue Entwicklungen geöffnet. Das neue Denken umfasst dabei auch Partnerschaften mit Konkurrenten ohne Vorbehalte, wenn sie strategische Vorteile bringen. Ein Beispiel: Das Abkommen mit Sony im ­Gaming-Markt. Die Japaner sind weltweit die klare Nummer 1 bei Videospielekonsolen, Microsoft ist im globalen Cloud-Business stark. Zusammen dürften die Partner gute Chancen haben, eine wichtige Rolle im wachstumsträchtigen Zukunftsmarkt der Onlinespiele in der Cloud einzunehmen.

Offen ist Microsoft inzwischen auch für sogenannte Open-Source-Programme wie Linux, wo Entwickler, anders als bei Windows, vollen Zugang zum Code der Software haben. Für die von den Unternehmenskunden avisierte Digitalisierung bringen Open-Source-Program­me vielfach Vorteile. Das ist auch in der Cloud der Fall, wo Software und Ressourcen zur Datenverarbeitung via Web im Abo und nach Bedarf genutzt werden.

So wandelt Microsoft in seinem hoch profitablen Geschäft mit Unternehmenskunden die breite Kundenbasis aus der Windows-Welt in nachhaltig ­hohes Wachstum um.

Allzeithoch: Kursrekord nach dem starken vierten Quartal. Das hohe Wachstumstempo recht­fertigt die Bewertung.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 150,00 Euro
Stoppkurs: 99,00 Euro