Winzigweich - so lautete über Jahre der Spottname für den US-Softwarekonzern Microsoft in der Computerwelt. Programme, die regelmäßig abstürzten, bürokratische Bedienung und kleinkarierter Service entsprangen einer Organisation, die sich zeitweise quasi von der Außenwelt abschottete. Doch Chefs wie der cholerische und bisweilen ins Paranoide neigende Steve Ballmer sind Vergangenheit. Microsoft unter Satya Nadella ist weltoffen, weitaus weniger kleinkariert und - erfolgreich.
Das jüngste Quartal war ein weiterer Beweis, dass der indischstämmige Manager, der seit seinem Amtsantritt 2014 Microsoft Zug um Zug öffnete und den Fokus auf das Cloud-Geschäft legte, den richtigen Riecher hatte. Die Cloud-Sparte Azure glänzte im jüngsten Quartal einmal mehr, denn Businesskunden weltweit waren in der Pandemie auf Softwaredienste angewiesen, um ihre Mitarbeiter im Homeoffice anzubinden, etwa über die Plattform Teams, die sich gerade großer Beliebtheit erfreut.
Der Umsatz in der Cloud schoss im jüngsten Quartal um die Hälfte nach oben. Der Bereich ist laut Analysten inzwischen größer als das einstige Kerngeschäft mit Windows-Lizenzen und war ein Haupttreiber für Konzerngewinn und -umsatz. Beides lag über den Erwartungen, das Ergebnis stieg um erstaunliche 30 Prozent auf 15,5 Milliarden Dollar, lediglich 12,6 Milliarden Dollar waren prognostiziert. Auch der Umsatz kletterte um 17 Prozent auf 43,1 Milliarden Dollar, was Investoren ebenfalls positiv überraschte.
Solche Zuwachsraten waren zu Zeiten eines Chefs Bill Gates noch üblich. Später, als der Konzern vor allem damit beschäftigt war, Softwarefehler auszumerzen, träumten sie in Redmond nur davon. Heute wird sogar die Hardware, lange ein mühsames Geschäft für Microsoft, zum Renner: Surface- Laptops etwa verkaufen sich wie geschnitten Brot, das Geschäft mit der Spielekonsole Xbox, deren jüngste Variante Series X heiß begehrt ist, brummt. Die Spielesparte wuchs ebenfalls um 50 Prozent.
Erfreulich für Anleger, dass das Wachstum anhalten soll. Der Boom bei den Onlinespielen, noch so ein Spross der Pandemie, läuft weiter. Finanzchefin Amy Hood rechnet hier im laufenden dritten Quartal des Geschäftsjahrs mit weiterem Wachstum von rund 40 Prozent. Von wegen winzigweich.
Boom: Der Kurs sprang nach den
Ergebnissen an, die Aktie nimmt
Kurs auf ein neues Allzeithoch.
Basisinvestment im Techsektor.
Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 235,00 Euro
Stoppkurs: 149,00 Euro