DAS IST LOS BEI MICROSOFT:

Microsoft könnte die Billionen-Marke nach Apple und Amazon knacken. Mit in dieser Liga der Internet-Giganten spielt noch die Google-Mutter Alphabet (Alphabet C (ex Google)), die mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 800 Milliarden US-Dollar hinter Microsoft mit rund 830 Milliarden Dollar liegt. Apple hatte die Billionen-Marke Anfang August übertroffen, Amazon folgte einen Monat später.

Bei dem Software-Konzern aus Redmond im US-Bundesstaat Washington läuft es rund: Im Jahresvergleich legte der Überschuss im vierten Geschäftsquartal (bis 30. Juni) um knapp zehn Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar (7,6 Mrd Euro) zu. Dafür sorgte auch ein Wandel des 1975 gegründeten Unternehmens in den letzten Jahren hin zu einem breit aufgestellten Cloud-Dienstleister, der das traditionelle Geschäft jedoch nicht vernachlässigt.

Zu den bekanntesten Microsoft-Produkten gehören das PC-Betriebssystem Windows, das Büroprogramm "Office 365" und die Spielekonsole Xbox. Für die aktuellste Version Windows-10 kündigte das Unternehmen ein neues Update am 10. Oktober an. Mit dem neuen Tablet Surface Go, das Ende August in Deutschland auf den Markt kam, sollen Kunden von der Konkurrenz, wie dem iPad von Apple oder dem Kindle von Amazon, weg gelockt werden.

Neben den etablierten Angeboten setzt Microsoft stark auf Cloud-Dienste und Plattformen. In dieses Konzept passt die Übernahme des Karriere-Netzwerks LinkedIn vor zwei Jahren - mit 26 Milliarden US-Dollar der teuerste Zukauf in der Firmengeschichte. Doch der zahlt sich aus: Linkedin steigerte die Erlöse im vierten Quartal 2018 um 37 Prozent. Daneben verzeichnete die Azure-Plattform für Unternehmen ein Umsatzplus von 89 Prozent. Zuletzt kaufte Microsoft auch die Entwicklerplattform GitHub für 7,5 Milliarden Dollar, um Innovationen seiner digitalen Dienste anzutreiben.

In Deutschland ist das Angebot einer Treuhänder-Cloud mit der Deutschen Telekom allerdings gescheitert. Microsoft stellt das Projekt, das aus Datenschutzgründen entstanden ist, komplett ein und will die Dienste zukünftig lieber wieder selbst verwalten.

Auf die gesamte IT-Branche wirkt sich außerdem die politische Lage in den USA aus. Nach eigenen Informationen hat der Software-Konzern im August Hacker-Attacken auf den US-Senat verhindert. Mehrere verdächtige Webdomains wurden eingezogen, die von einer Hacker-Gruppe registriert worden seien. Solche Attacken könnten vor den US-Midterm-Wahlen im November zunehmen, warnte Microsoft-Chefjurist Brad Smith bereits.

Zudem verursacht die verschärfte Einwanderungs- und Einreisepolitik unter US-Präsident Donald Trump Probleme. Das betrifft auch die Chefetage: Microsoft-Lenker Satya Nadella stammt aus Indien. Wie viele IT-Unternehmen ist auch Microsoft auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen, denen nun höhere Hürden für die Gewährung von Arbeitsvisa drohen.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Mehrere Experten erwarten, dass Microsoft seine eigenen Ziele für Umsatz und Gewinn übertrifft. Morgan Stanley, Deutsche Bank und Atlantic Equities gehen von einem Aufwärtspotential von rund 20 Prozent auf 130 Dollar aus.

Besonders optimistisch ist Analyst Mark Moerdler vom Analysehaus Bernstein. Er sehe bei den Cloud-Aktivitäten keinerlei Anzeichen der Schwäche. Hinzu komme, dass Microsoft den Konzern immer mehr "verschlankt". Sein Kursziel erhöhte er zuletzt von 120 auf 135 Dollar.

Von den 18 Analysten im dpa-AFX-Analyser rät die überwiegende Mehrheit von 16 zum Kauf der Aktie, nur jeweils einer empfiehlt die Papiere zu halten oder zu verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate beträgt rund 116 Dollar.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Mit dem Führungswechsel im Februar 2014 von Steve Balmer zu Satya Nadella gewann die Aktie Auftrieb, seitdem hat sich der Kurs verdreifacht. Auch in den letzten Monaten legte das Papier nochmals kräftig zu. Die Veröffentlichung der Daten zum vierten Quartal löste im Juli einen Sprung um 3,5 Prozent auf 108,20 US-Dollar aus.

Nach dem Start des neuen Tablets Ende August kletterte die Microsoft-Aktie von einem Hoch zum nächsten. Den bisherigen Rekord erzielte das Papier am letzten August-Tag mit 112,77 US-Dollar. Zuletzt lag der Kurs unter der Marke von 110 Dollar./elm/tav/jha/