Seit Satya Nadella im Februar 2014 den Chefsessel übernahm, hat er vieles richtig gemacht. Der Kurs steht rund 280 Prozent höher, ein Ende der Rally ist nicht in Sicht. Bei Investoren punktet der Konzern gleich mehrfach: Als zuverlässiger Dividendenwert mit steigender Ausschüttung (für 2019 wahrscheinlich zwei Dollar), mit der Ankündigung eines 40 Milliarden Dollar schweren Aktienrückkaufprogramms und guten Mix aus zyklischen und weniger konjunkturanfälligen Geschäftsbereichen. So profitiert Microsoft davon, dass derzeit viele Firmen ihr Betriebssystem von Windows 7 oder 8 auf Windows 10 umstellen. Ein Trend, der nach Einschätzung von Finanzvorstand Amy Hood noch länger anhalten dürfte.

Auf der anderen Seite sorgt der Cloud-Bereich für viel Fantasie. Auch wenn das Wachstum im Ende Juni abgeschlossenen Quartal "nur" bei 64 Prozent und somit geringer ausfiel als im Vorjahreszeitraum mit 89 Prozent, liegt man vor dem Konkurrenten AWS. Gut 30 Prozent Erlösanstieg mit der "Office 365-Web-Version" untermauern, dass der eingeschlagene Weg richtig ist - und weitere Erfolge schon bald folgen könnten.

Mit dem Selbstvertrauen im Rücken greift Microsoft erneut im Smartphone-Segment an. Nachdem vor einigen Jahren die eigenen Windows-Telefone krachend scheiterten, präsentierte der Konzern auf dem Herbstevent Anfang Oktober sein Surface Duo: Ein Smartphone mit zwei Displays, die zu einem großen Bildschirm aufgeklappt werden können. Allerdings müssen sich Anleger und Interessierte vorerst in Geduld üben, das Gerät wird wahrscheinlich erst Weihnachten 2020 erhältlich sein. Dennoch zeigt die Entscheidung, dass Microsoft mit seiner Windows-Plattform auch im mobilen Bereich Ertragsperspektiven sieht.

Fakten am Mittwoch

Kurzfristig richtet sich der Fokus hingegen auf die anstehenden Quartalszahlen am Mittwoch. Analysten rechnen mit einem Gewinn je Aktie von 1,24 Dollar nach 1,14 Dollar im Vorjahresquartal. Die Umsatzschätzungen liegen im Durchschnitt bei 32,2 Mrd. Dollar, die Spanne reicht von 31,9 bis 32,8 Mrd. Dollar. Beim Ausblick auf das Geschäftsjahr erwartet der Markt einen Gewinn je Aktie von 5,24 Dollar nach 4,75 Dollar. Börse Online sieht sogar mehr Potenzial und kalkuliert derzeit mit 5,93 Dollar. Entsprechend liegt das KGV bei knapp 24.

Aufwärtskanal wie aus dem Lehrbuch

Nicht nur die operative Entwicklung bereitet viel Freude, auch die Charttechnik überzeugt. Seit vielen Jahren läuft der Kurs in einem Aufwärtskanal, die nördliche Grenze bei aktuell 150 Dollar wurde zuletzt im Frühjahr angelaufen. Seit wenigen Monaten konsolidiert der Kurs oberhalb der nächsten Nachkaufzone um 130 Dollar. Dicht darunter verläuft die 200-Tage-Linie (violett) als zusätzlich stabilisierender Faktor. Wer noch nicht investiert ist kann nur auf Rücksetzer hoffen, das Chance-Risiko-Verhältnis ist derzeit aus technischer Sicht eher ungünstig. Erst unterhalb von 100 Dollar wäre eine Neueinschätzung der positiven Aussichten angebracht. Angesichts der Geschäftsentwicklung zeichnet sich ein solcher Rücksetzer aber nicht ab.





Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. www.index-radar.de